Colorado Saga
sagte Strunk. Als er zum ersten Mal davon gehört hatte, daß die US-Regierung in Laramie ein Fort errichten wollte, war er damit einverstanden gewesen. Auf diese Art ließen sich die verschiedenen Trails, die immer zahlreicher den Westen durchzogen, besser überwachen. Aber wenn die Regierung in diesem offenen, weiten Land ein gutes Fort haben wollte, das im Umkreis von sechshundert Meilen allein bestehen konnte, dann mußte das ein befestigtes Fort sein, kein freier, ungeschützter Platz.
»Wenn die Rothäute in Fahrt kommen, gibt das ein Massaker«, sagte er verdrossen.
»Meine Worte«, pflichtete ihm Ketchum bei.
»Von Frieden reden sie schon seit zehn Jahren«, fuhr Strunk fort, »aber jetzt geht es in der Prärie ärger zu als je zuvor.«
Das stimmte nicht. Um die Mitte des 19. Jahrhunderts zogen mehr als 350.000 Einwanderer vom Missouri den Platte entlang zum Pazifik, der weitaus größte Teil davon durch indianisches Gebiet, ohne daß die Indianer ihnen Schwierigkeiten bereitet hätten. Weniger als ein Zehntel eines Prozents war von Indianern erschlagen worden, weniger als dreihundert im ganzen, während ein Vielfaches davon ihren eigenen Büchsen zum Opfer fiel oder von Verbrechern erschossen wurde, die sich dem Treck angeschlossen hatten.
Wenige Massenbewegungen in der Geschichte waren so friedlich verlaufen, niemals zuvor waren Mitglieder einer Rasse durch das Gebiet einer anderen Rasse gezogen und auf geringeren Widerstand gestoßen.
»Wir leben hier mitten in einem Kleinkrieg«, sagte Strunk. »Crow gegen Sioux. Shoshone gegen Cheyenne.«
»Krummdaumen nicht zu vergessen«, sagte Ketchum ärgerlich und deutete auf einen großen, muskulösen Cheyenne Mitte Dreißig, der vor den Toren des alten
Forts herumlungerte. »Krummdaumen!« rief er. »Komm her zu uns!«
Langsam löste sich der Häuptling von den Indianern, mit denen er gerade geredet hatte, und legte betont langsam die beträchtliche Entfernung vom alten Ziegelfort bis zu dem neuen weißen Gebäude zurück. Er ging wie zu einem Kampf, das dunkle, breite Gesicht finster verzogen, ein Gewehr in den Arm geschmiegt. Sein Einfluß unter den Stämmen war kein versöhnlicher, denn er litt unter dem Wissen, was seinem Volk in dieser Zeit der Veränderung wirklich bevorstand.
Als er nahe genug an Strunk und Ketchum herangekommen war, daß diese die verkrümmte rechte Hand, die ihm seinen Namen gegeben hatte, deutlich sahen, sagte er in der Sprache der Cheyenne: »Was ist?«
»Großer Weißer Vater sagt, er will Frieden«, antwortete Strunk in der gleichen Sprache. »Wollt ihr Frieden?«
Krummdaumen starrte den Mann aus den Bergen an, dann den Hauptmann, dann fuhr er mit der rechten Hand, die ihm zerquetscht worden war, als er von einem Wagen der Einwanderer Nahrung stehlen wollte und dabei unter die Räder geriet, durch die Luft. »Was nennt ihr schon Frieden?« fragte er. »Ihr gebt uns Feuerwasser zum Trinken, und wir werden ein Stamm von Narren.« Er tanzte ein paar Schritte, einen betrunkenen Indianer nachahmend. »Und wenn wir betrunken sind, holt ihr unsere Frauen und treibt unsere Büffel davon. Früher einmal waren die Büffel zahlreicher als unsere Pferde, hier im Gebiet zwischen den beiden Flüssen,... wohin sind sie gegangen?«
»Vor zwei Jahren habt ihr dreizehntausend Felle gebracht«, erinnerte ihn Strunk, »und Mr. Tutt gab euch dafür schöne Sachen - scharlachrotes Tuch, Perlen, Brillen, die Büchse, die du hier hast«, er griff danach, um auf das Zeichen im Schaft zu deuten.
Krummdaumen riß ihm die Büchse aus der Hand und fuhr ihn an: »Und heuer, wo sind die Felle? Wo haben sich die Büffel versteckt? Auch sie vertragen nicht die Lebensweise des weißen Mannes, wie wir, sie haben die alten Gründe verlassen.«
Nachdem Strunk ihm das übersetzt hatte, sagte Ketchum: »Sie werden zurückkommen. An diesem Fluß habe ich schon hunderttausend Büffel grasen gesehen, und wir werden sie wieder hier sehen.« »Wenn Frieden sein kann«, fragte Strunk, »wollt ihr ihn denn?«
Einen Augenblick lang entspannte sich das breite, dunkle Gesicht, und er sah die beiden mit dem
Ausdruck eines Mannes an, der bereit ist, über
schwierige Fragen zu verhandeln. »Wir können Frieden haben«, sagte er ruhig, »wenn die Kommissare wie Männer zu uns kommen und die vier großen Fragen besprechen...« Die Bereitwilligkeit verschwand aus seinem Gesicht, und er knurrte:
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