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Colorado Saga

Titel: Colorado Saga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James A Michener
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es zu einem ihrer Führer hätte bringen können, war er von Stamm zu Stamm gewandert und hatte viele Sprachen recht und schlecht erlernt. Und jetzt war er zu nichts anderem gut, als Männern, die er an Verstand und Begabung weit überragte, als Dolmetsch zu dienen. Wie alle Mischlinge stand er mit einem Fuß in der Welt der Indianer, mit dem anderen in der der Weißen und fühlte sich nirgends zu Hause. Keiner traute ihm, und das Mißtrauen, das ihn überall umgab, hatte ihn so weit gebracht, daß er sich selbst nicht mehr traute.
    Zu seiner Linken auf einem erhöhten Platz saß Häuptling Krummdaumen und drehte die Enden seiner Zöpfe zwischen Daumen und Zeigefinger, mit einem Ausdruck, als wollte er jetzt sofort dem weißen Mann
    die lange Reihe seiner Klagen vortragen. Sogar noch im Sitzen war er eine eindrucksvolle Erscheinung, der hochgewachsene Krieger, der in vielen Kämpfen seinen Mut bewiesen hatte. Mercy, der ihn zum ersten Mal sah, dachte:    »Er ist wie einer dieser
    mexikanischen Vulkane, du siehst das Eis in seinen Augen und weißt, daß darunter das Feuer brodelt.«
    Der Mann zur Rechten von Pasquinel sah anders aus -kleiner, weitaus friedfertiger, offenbar mehr nach innen gewandt. Sein Gesicht war schon, eher mager und falkenhaft, mit großer Nase, kräftigen Backenknochen und einer tiefen senkrechten Falte in jeder Wange. Die dunklen Augen lagen tief in ihren Höhlen. Seine ganze Erscheinung wirkte jedoch leicht grotesk durch den Hut, den der Häuptling trug, einen sehr hohen Hut mit schmaler Krempe, wie die Weißen ihn hatten. Es sah aus, als wären sowohl Kopf wie Hut zu groß für den Leib, auf dem sie saßen. Sein Haar war nicht wie bei den anderen in Zöpfe geflochten, sondern fiel ihm ungleichmäßig lang auf die Schultern herab. Der Mann war um die Mitte der Vierzig. Er griff erst später in die Unterhaltung ein, und dann nicht in der Sprache der Cheyenne.
    Krummdaumen bereitete jetzt eine Friedenspfeife vor, sie auf den Knien haltend, während er Tabak und Kinnikinnick im vorgeschriebenen Verhältnis miteinander mischte. Als die Pfeife gefüllt und angezündet war, hielt er sie mit ausgestrecktem Arm in die vier Himmelsrichtungen, legte dann die geöffnete Handfläche der rechten Hand an den Pfeifenkopf und glitt mit den Fingern langsam über den drei Fuß langen Stiel und weiter bis an seine Kehle. Dann fuhr er mit der Handfläche parallel zur Erde an seiner Kehle vorbei, um damit anzudeuten, daß alles, was er jetzt sagen würde, wahr und geheiligt sei. Das war der Schwur der Indianer, das feierliche Versprechen der Pfeife.
    Als die Friedenspfeife im Kreis gegangen war, forderte
    Krummdaumen mit einer Handbewegung Mercy zum Sprechen auf, und der Major fragte: »Sind die Boten vom Großen Weißen Vater zu euch gekommen?«
    »Sie sind gekommen«, antwortete Krummdaumen zurückhaltend und zerrte an seinen Zöpfen.
    »Und haben sie euch gesagt, daß wir Frieden haben werden auf ewig?«
    »Sie haben es uns gesagt.«
    »Und werdet ihr Häuptlinge zu unserer Versammlung entsenden?«
    Das war die wichtige Frage, von der so viel abhing. Die drei anderen Häuptlinge saßen schweigend da und warteten, daß Krummdaumen für sie antwortete. Dieser griff nach der Friedenspfeife, paffte langsam einige Züge und legte beide Hände, die die Pfeife umfaßten, in den Schoß. Dann gab er langsam, aber mit ständig steigender Leidenschaft die Antwort der Indianer auf die Einladung der Weißen. Es war eine lange Rede, die zuerst Strunk ins Englische übersetzte, danach Pasquinel in eine andere indianische Sprache, für den schweigenden Häuptling zu seiner Rechten.
    »Der Weiße Vater will Frieden, damit seine Händler sicher durch unser Land ziehen können, natürlich will er Frieden, damit Tausende von Wagen Wege durch unser Land furchen können. Er will Frieden, damit sein Volk den Büffel töten und den Biber fangen kann. Aber will er den Frieden wirklich aus vollem Herzen, will er aufrichtig mit uns über die Fragen verhandeln, die uns trennen?«
    Hier unterbrach ihn Major Mercy, in der Absicht, ihn zu fragen, worüber er Klage zu führen habe. Krummdaumen gebot ihm Schweigen, fuhr mit noch größerer Heftigkeit fort, all das Leid und die Sorgen der Roten zu schildern: »Vor langer Zeit waren die weißen Männer, die durch unser Land zogen, gute Männer. Sie wollten hier Häuser bauen. Sie brachten ihre Kinder mit sich. Manchmal wurde gekämpft, aber nicht oft, denn zwischen uns war Achtung. Aber in

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