Colorado Saga
»Aber die
Kommissare kommen nie. Nur die Soldaten. Immer nur Kampf.«
»Frag ihn... angenommen, die Kommissare der
Regierung kommen wirklich? Was sind die vier Fragen?«
Krummdaumen überlegte einen Augenblick und kam dann zu der Überzeugung, daß man ihm eine Falle stellte. Seit Jahren begehrten die Indianer ein Treffen mit dem Großen Weißen Vater, bei dem sie die Friedenspfeife rauchen und über die Prärien und die Büffel und die Straßen, die ihr Land durchschnitten, reden konnten. Jetzt hatten sie keine Hoffnung mehr, daß dieses Treffen jemals zustande käme. Jäh wandte sich Krummdaumen von ihnen ab. »Genug geredet«, sagte er auf englisch, verließ das Fort, stieg auf sein Pferd und ritt gemächlich über den Fluß zum Lager seines Stammes.
Im Frühsommer dann dröhnte es vom Missouri bis zu den Rocky Mountains: »Yessir, eine riesige
Versammlung von Häuptlingen bei Fort Laramie. Ende August. Alle Fragen werden geregelt.«
Trapper, angestellt bei Pierre Chouteau & Company in St. Louis, hagere, hartgesottene Männer, die sich wie Indianer kleideten und, wenn notwendig, auch mit ihnen kämpften, drangen bis zu den Pawnee vor, den Arapaho, den Cheyenne, den Comanchen und den Kiowa und brachten die gute Nachricht: »Der Große Weiße Vater läßt grüßen. Ihr kommt zum Palaver, er bringt viele Geschenke.«
Zu den nördlichen Stämmen am Missouri, den Mandan, den Hidatsa, den Arikara, wurde ein ganz besonderer Botschafter geschickt, einer der tapfersten Männer der Prärien, Pierre Jean De Smet, ein belgischer Jesuit, dessen Wort bei allen Stämmen viel galt. »Eine wichtige Versammlung wird stattfinden«, sagte er ihnen in den vielen Sprachen, die er beherrschte. »Der Große Vater sendet reiche Geschenke, und wenn ihr nach Fort Laramie kommt, wird dort über alles geredet werden, was euch bedrückt.« Seiner Überzeugungskraft war es vor allem zu danken, wenn die nördlichen Stämme nun das Unwahrscheinliche, daß nämlich Frieden werden sollte, ins Auge zu fassen begannen.
Nach Fort Laramie schließlich kam der lebende Beweis aller dieser Nachrichten und Gerüchte, ein Major der Armee der Vereinigten Staaten, eingesetzt als Indianeragent, mit besonderen Vollmachten für die Durchführung dieses wichtigen Unternehmens. Eines Morgens im Juli kam er an, begleitet von sieben Mann Kavallerie und einer charmanten Dame um die Dreißig. Sie hatten einen scharfen Ritt von St. Joseph hinter sich.
»Wichtige Neuigkeiten!« rief der Major, ohne abzusteigen, am Eingang des Forts. »Ein Vertrag wird geschlossen!«Als er vom Pferd stieg, bemerkten die Soldaten des Forts, daß er auf dem linken Fuß stark hinkte.
Hauptmann Ketchum kam heraus, um die Ankömmlinge zu begrüßen, aber bevor noch der Austausch von Höflichkeiten zu Ende war, rief der Major: »Es ist soweit, Captain! Die Verträge sollen hier unterzeichnet werden.«
»Wieso denn überhaupt Verträge?«
»Das Oberste Bundesgericht sagt, daß die indianischen Stämme Nationen sind. Mit Nationen schließt man Verträge.«
Ketchum zog ein Gesicht und fragte: »Wie viele zusätzliche Soldaten wird man mir schicken?«
»Kopf hoch! Es wird von einem guten Tausend geredet. Und von siebenundzwanzig Wagen mit Geschenken für die Stämme. Zwei Regierungskommissare und Gott allein weiß wie viele Dolmetscher.«
»Mit wie vielen Indianern müssen wir rechnen?« »Hängt davon ab, wieviel Glück Vater De Smet hat. Könnten bis zu sechshundert werden.«
»Da brauchen wir mehr als nur tausend Soldaten«, begann Ketchum. Dann bemerkte er auf einmal, was er für einen gesellschaftlichen Schnitzer begangen hatte, und sagte: »Ich habe diese reizende Dame noch nicht in unserem Fort willkommen geheißen.«
»Meine Frau, Lisette Mercy.«
Bevor der Hauptmann antworten konnte, war Lisette vom Pferd gestiegen und hatte seine Hand ergriffen. »Macht nichts, daß Sie mich übersehen haben«, lachte sie. »Maxwell macht es ebenso.« Anmutig ging sie zum Eingang des neuen Gebäudes. »Werden wir hier wohnen?« fragte sie.
»Ja - a«, stammelte der Hauptmann, »wir werden...« »Gut.« Und damit kehrte sie zu ihrem Pferd zurück und fing an, ihre Sachen abzuladen.
»Geht der Dame zur Hand«, rief Ketchum, aber bevor einer der Männer ihr helfen konnte, hatte sie schon ihren kleinen Reisesack abgeschnallt und auf den Boden gestellt.
»Hier gefällt es mir großartig«, rief sie begeistert, »ich sehe schon die Indianer vor
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