Colorado Saga
bekommen.«
»Können Sie sie nach Norden schaffen?«
Poteet dachte nach. »Wissen Sie, wenn wir die Herde durchs westliche Kansas treiben, können wir froh sein, wenn wir die Hälfte heimbringen. Das habe ich schon probiert.«
»Was sollen wir sonst tun?«
Poteet blickte den Nordstaatler prüfend an und fragte sich, wieviel Courage er wohl hätte. »Das hängt von Ihnen ab«, antwortete er dann.
»Was soll das heißen?«
»Es gibt eine andere Möglichkeit, aber ich will sie Ihnen nicht aufdrängen.«
»Und zwar?« fragte Skimmerhorn lässig.
»Vor zwei Jahren hat ein Mann namens Goodnight sich ein ganz schönes Stück geleistet. Hat zweitausend Rinder weit hinunter nach Südwesten getrieben, mitten durch die Wüste, und sie dann erst nach Norden geführt, nach Colorado und Wyoming.« Skimmerhorn sah verblüfft drein. Poteet fuhr fort: »Auf diese Weise droht die größte Gefahr von der Natur, nicht von Indianern oder Räubern, und das Schlimmste kommt gleich zu Anfang.«
»Könnten wir den gleichen Weg gehen?«
»Ohne weiteres.«
»Was sind Ihre Bedingungen?« fragte Skimmerhorn. »Achtzig Cents für jedes Stück Vieh. Ich zahle die Mannschaft, Sie stellen die Pferde.«
»Wann kann es losgehen?«
»In acht bis zehn Tagen, je nachdem, wie das Wetter ist.«
Beide waren sie noch immer in derselben Haltung wie am Beginn der Unterredung, Skimmerhorn auf seinem Pferd, Poteet im Türrahmen.
Skimmerhorn sagte: »Poteet, Sie sind mein Mann.
Morgen fangen wir an, die Herde zusammenzustellen. Dann heuern Sie Ihre Mannschaft, und auf geht's nach Norden.«
»Wir können schon heute abend anfangen«, versetzte Poteet.
»Dann los.«
»Wer ist der Mexikaner?«
»Das ist Nacho. Er ist der Koch.«
»Nicht bei meinem Trail«, erwiderte Poteet fest, ging auf den Mexikaner zu und überschüttete ihn mit einem spanischen Wortschwall, den ihm Nacho in gleicher Münze heimzahlte, so daß Skimmerhorn schon Angst hatte, sie würden zu raufen anfangen. Aber nach einem langen Wortgefecht kam Poteet zur Tür zurück und sagte: »Gut, soll er Koch sein. Der weiß, was er tut.«
Dann führte er Nacho ins Haus und gab ihm auf spanisch Anweisungen, seiner Frau bei der Bereitung des Abendessens zu helfen, während er und Skimmerhorn auf die benachbarten Ranches ritten. Lange nach Einbruch der Dunkelheit kamen sie wieder heim. Mit ihnen kamen fünf magere, von Armut gezeichnete Männer, die froh waren, umsonst eine Mahlzeit zu bekommen.
Er stellte die Männer einen nach dem anderen seiner Frau vor, dann brachte er eine Flasche Whisky.
»Ich biete vier Dollar das Stück, Kuh oder Ochse, aber ich behalte mir das Recht vor, zehn Prozent zurückzuweisen. Und ein paar gute Stiere könnte ich auch brauchen.« Mit den Knöcheln seiner Faust auf den Tisch klopfend, fügte er hinzu: »Ich muß wohl nicht dazu sagen, daß trächtige Kühe nicht in Frage kommen. Auf dem Trail, den wir nehmen werden, können wir uns nicht damit abgeben.«
»Was für ein Trail ist das?«
»Der Trail, den Goodnight gegangen ist.«
Die Männer sahen einander an, und einer fragte: »Llano Estacado?« »Genau.«
Betretene Stille. Dann fragte ein Mann namens Lern Frater ruhig: »Du willst es ohne Wasser bis Horsehead Crossing riskieren?«
»Wir schaffen es bis Horsehead Crossing«, antwortete Poteet fest.
Einer der Cowboys wandte sich an Skimmerhorn und fragte: »Fremder, hast du eine Vorstellung vom Llano Estacado?«
»Mr. Poteet sagt, daß man auf diesem Trail die Comanchen und die Kansas-Banditen umgehen kann.« »Das ist richtig«, gab der Mann zu, »aber es gibt da eine Strecke von siebzig Meilen... «
»Achtzig, neunzig«, unterbrach ihn Poteet, und alle wandten sich zu ihm und sahen ihm zu, wie er das Whiskyglas schwenkte, einen tiefen Zug tat und sagte: »Der Trail, den wir nehmen, ist die Hölle. Zuerst einmal machen wir einen Umweg von zweihundert Meilen, ins südliche New Mexico. Und um dort hinzukommen, treiben wir das Vieh über eine Strecke von achtzig, neunzig Meilen ohne einen Tropfen Wasser.«
Skimmerhorn fielen ein Dutzend Fragen ein, aber er schluckte sie alle hinunter. Er mußte das Vieh nach Norden bringen, und der einzige Mann, der eine Vorstellung davon hatte, wie sich das bewerkstelligen ließ, war R. J. Poteet. Wenn er sagte, daß die texanischen Rinder achtzig, neunzig Meilen weit ohne Wasser gehen konnten, dann sagte er das nicht ohne Grund.
»Zahlen Sie bar?« fragte Lern Frater.
»Ihr sagt mir heute, wieviel ihr morgen
Weitere Kostenlose Bücher