Colorado Saga
bringt, und ihr kriegt sofort zehn Prozent. Den Rest dann, wenn ich das Vieh gesehen habe.«
Die Männer wollten jeder zuerst Poteet ihre Zahlen mitteilen, denn bares Geld hatten sie seit Jahren nicht mehr gesehen. Aber in diesem Augenblick trat Mrs. Poteet herein, dünn, mit einem harten Gesicht, und stellte eine große Platte mit Steaks auf den Tisch, gefolgt von Nacho Gómez, der die Soße, Kartoffeln und einen frisch gebackenen Laib Brot brachte.
»Der kann kochen«, sagte sie anerkennend.
Es gab nur acht Stühle, so daß Nacho keinen Platz zum Sitzen hatte. Er nahm also an, daß er in der Küche essen sollte, aber Poteet zog eine Kiste heraus und sagte auf spanisch: »Du sitzt hier«, worauf Lern Frater einwandte: »Ein Mexikaner am selben Tisch mit uns?«, und Poteet erwiderte: »An meinem Tisch schon.«
Die Steaks waren auf texanisch zubereitet, das heißt, sie waren so gut wie ungenießbar. Zwar hatten sie die schönsten Rinder vor der Haustür und genehmigten sich die besten Stücke, aber es fiel den Texanern nicht ein, das Fleisch etwa abliegen zu lassen. Sie schnitten sich einfach vom frisch geschlachteten Rind ein Steak ab, warfen es in die heiße Pfanne und ließen es stundenlang auf Kohlen brutzeln, getreu der alten texanischen Regel: »Solange es braun ist, braten lassen, erst wenn es schwarz wird, ist es bald fertig.« »Großartige Steaks«, lobte Frater, während er an dem harten Fleisch nagte.
»Danke, Lern«, erwiderte Mrs. Poteet. »Das Brot hat er gebacken«, fuhr sie fort und deutete auf Nacho. »Wenn der so gut kochen kann«, sagte Frater darauf, »dann wäre ich auch gern mit von der Partie.«
»Du sollst auch mitkommen«, erwiderte Poteet. »Morgen früh reitest du nach Jacksboro und fängst mir fünfzehnhundert Stück zusammen.«
»Morgen bleibe ich lieber hier«, protestierte Frater. »Ich muß meine eigenen Tiere zählen.«
»Ich zähle sie für dich«, schlug Poteet vor, und keiner der Anwesenden fand etwas dabei, daß ein und derselbe Mann als Käufer und Verkäufer zugleich auftreten sollte, denn wenn man Mr. Poteet nicht trauen konnte, dann konnte man niemand mehr trauen.
Am nächsten Tag im Morgengrauen machte sich Lern Frater nordwärts nach Jacksboro auf den Weg, während Poteet und Skimmerhorn von einer Ranch zur anderen ritten, die Rinder inspizierten und ihre Auswahl trafen. Bis zum frühen Nachmittag hatten sie dreizehnhundert Stück Vieh und achtzig Pferde ausgesucht und bezahlt. Auf dem Heimweg erklärte Poteet: »Ich habe vor, zweitausendachthundert Stück nach Norden zu führen, dafür brauche ich zwölf Cowboys, Sie und mich und den Mexikaner mit eingerechnet. Für jeden Mann brauche ich zwölf Pferde.«
»So viele?«
»Der Trail, den wir nehmen, ist der gefährlichste auf der ganzen Welt«, antwortete Poteet. »Wir können nicht bei den Pferden knausern, denn dieser Ritt wird schwieriger als alles, was Sie bisher erlebt haben.«
Am nächsten Morgen fing er mit der Auswahl der Mannschaft an. Er brauchte noch neun Männer, die bereit waren, jede Verantwortung auf sich zu nehmen, aber er kannte nur zwei, Nate Person und einen Mann namens Mule Canby. Ein Ersatzpferd am Zügel führend, ritt er mit Skimmerhorn zu einem schäbigen Blockhaus am Ufer des Pinto Creek, in dem ein Mann mit Frau und drei Kindern lebte. Sie waren Schwarze, ehemalige Sklaven aus dem südlichen Texas. Schlecht und recht schlugen sie sich durchs Leben. Außer einer verlassenen Hütte und Squatteranrecht auf einen schäbigen Flecken Land, auf dem gerade so viel Gemüse gedieh, daß sie davon leben konnten, hatte ihnen die Freiheit wenig oder nichts gebracht.
Einem der Kinder ein Päckchen zuwerfend, rief Poteet: »Die Missus hat so viele Steaks gebraten, daß wir nicht mit ihnen fertig wurden, Dora Mae. Wo ist dein Papa?«
Das Kind fing das Paket auf, roch daran und lachte über beide Ohren. »Mom!« rief es. »Fleisch!«
In der Tür der Hütte erschien jetzt eine sehr magere
Negerin mit blitzenden weißen Zähnen. »Ich danke Ihnen, Mr. Poteet«, rief sie strahlend, dabei nichts von ihrer Würde einbüßend. »Die Kinder werden sich freuen.«
»Für Sie ist auch noch genug da«, antwortete Poteet. »Wo ist Nate?«
»Umstechen, für Mr. Goodly.«
»Dora Mae soll ihn holen.«
Während Dora Mae loslief, fragte Poteet, wie es ihnen gehe.
»Nicht so schlecht«, erwiderte sie munter. »Die Kinder haben etwas zum Anziehen, und Nate hat bald da, bald dort einmal Arbeit. Wann werden Sie und
Weitere Kostenlose Bücher