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Colorado Saga

Titel: Colorado Saga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James A Michener
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holen, wenn ich sie dir bis hinauf nach Colorado treibe.«
    »Und warum?«
    »Voriges Jahr haben uns die Comanchen im westlichen Oklahoma bis aufs Blut sekkiert, und in Kansas stehlen einem die Pettis-Brüder das Weiße aus den Augen.«
    »Gerade durch diese Gegend bin ich heruntergeritten. Nichts ist mir passiert.«
    »Du hast auch kein Vieh geführt.«
    »Und wenn ich mich auf das Risiko einlasse?«
    »Mir egal. Bis Abilene gehe ich, keinen Schritt weiter.«
    Es gelang Skimmerhorn einfach nicht, auch nur einen erfahrenen Cowboy dazu zu bewegen, den gefährlichen Treck durch den Westen von Oklahoma und Kansas zu wagen. Einer erklärte ihm: »Es sind nicht nur die Indianer und die Gangster. In Kansas sind es auch die Farmer. Die bilden sich nämlich ein, daß Rinder aus Texas Krankheiten einschleppen! Schau dir doch unsere Langhörner an! So was Gesundes siehst du in deinem ganzen Leben nicht wieder!«
    Skimmerhorn kam einfach nicht weiter. Rund um ihn drängte sich Rindvieh, genau von der Sorte, wie er es sich vorgestellt hatte: lange, schmale Kühe, bestens zur Zucht geeignet, schlanke Ochsen, die schon Fett ansetzen würden, wenn sie einmal seßhaft wurden, mächtige, schwere Stiere, die jahrelang beim Aufbau einer Herde von Nutzen sein würden. Jeden Morgen sah er wenigstens tausend Stück Vieh, das er vom Fleck weg gekauft hätte, und jeden Abend schlüpfte er enttäuscht in seinen Schlafsack, denn er fand keinen mit genügend Mumm in den Knochen, der ihm diese robusten Rinder durch das gefährliche Gebiet nach Norden getrieben hätte.
    Eines Abends, als Skimmerhorn gerade seinem Pferd die Vorderbeine gefesselt hatte und sich auf sein freudloses Lager werfen wollte, stieg ihm ein himmlischer Geruch in die Nase, der ihn an seine Kindheit in Minnesota vor dem Sioux-Aufstand erinnerte: gebratenes Fleisch mit Zwiebeln! Das hatte seine Mutter immer zum Abendessen gemacht. Er konnte nicht anders, er mußte seiner Nase nachgehen. Zuerst sah er nichts, dann stieß er hinter einem Hügel plötzlich auf einen einzelnen Mexikaner, der vor sich ein Feuer hatte und in der Hand eine Bratpfanne. »Ah, Señor!« schrie er auf, als er Skimmerhorn bemerkte. »Ich nicht stehlen!«
    »Reg dich nicht auf«, beruhigte ihn Skimmerhorn. »Was kochst du da?«
    »Sie kosten, Señor?«
    Das Essen war einfach himmlisch.
    »Du... «
    »Ignacio Gómez. Meine Freunde nennen mich Nacho.«
    »Nacho - ich weiß nicht, wie ich meine Rindviecher nach Norden schaffen werde, aber eines weiß ich: Du wirst der Koch.«
    Damit war das erste Mitglied der Mannschaft angeheuert.
    Und dann sagte plötzlich eines Tages am Ufer des Pedernales ein Trailboß zu ihm: »In Palo Pinto soll es übrigens einen Mann geben, der weiß, wie man den Comanchen und den Pettis-Brüdern aus dem Weg gehen kann. Heißt R. J. Poteet.«
    Skimmerhorn zog Erkundigungen über Poteet ein. Von den Ranchern am Pedernales hatte kaum einer von ihm gehört. Aber eines Tages kam Nacho mit einer guten Nachricht. »Poteet? Guter Mann. Kennt sich aus mit Vieh und Viehtreiben.«
    »Wie viele Tagesritte nach Norden?«
    »Sieben, acht, wenn wir scharf reiten.«
    Obwohl es schon fast Abend war, sattelte Skimmerhorn sein Pferd, Nacho führte die Ersatzpferde am Zügel, und sie machten sich auf den Weg nach Palo Pinto. Gegen Abend des sechsten Tages hielten sie vor dem Wohngebäude eines Ranchers, einem Haus mit niedrigem Schindeldach. Ohne abzusteigen, rief Skimmerhorn: »R. J. Poteet? Sind Sie da?«
    Keine Antwort. Skimmerhorn wiederholte seinen Ruf. Darauf erschien in der offenen Tür ein magerer, sehniger Mann von etwa vierzig Jahren. Ein rotblonder Haarschopf stand ungekämmt von seinem Kopf ab. Mit zusammengepreßten Lippen und schmalen, stechenden Augen musterte er die Besucher. Er hielt ein Gewehr in der Hand. Die Beine steckten in hautengen Hosen aus gestreiftem mexikanischem Stoff, die Füße in reichverzierten Stiefeln mit hohen Absätzen. Die Daumen hatte er so in den breiten, mit Silber beschlagenen Gürtel geschoben, daß die Ellbogen in einem merkwürdigen Winkel von seinem Körper abstanden.
    »Ich bin Poteet«, sagte er.
    »Ich bin Skimmerhorn. Droben von Colorado. Ich möchte, daß Sie mir eine gemischte Herde zusammenstellen.«
    »Warum gemischt? Ochsen lassen sich besser führen, wenn ihr Rindfleisch verkaufen wollt.«
    »Wir wollen nicht nur Fleisch verkaufen, wir wollen eine Ranch aufmachen.«
    »Wieviel haben Sie sich vorgestellt?«
    »Zwei-, dreitausend.«
    »Können wir

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