Colorado Saga
Purchas?«
»Sam!« rief der Engländer und dachte an die Schwierigkeiten, die er mit diesem draufgängerischen Westerner gehabt hatte. »Nachdem er mich sicher in Willamette abgeliefert hatte, wozu er vertraglich verpflichtet war, tat er mir noch am selben Abend das gleiche an wie Ihnen - er verschwand mitsamt dem Großteil meiner Ausrüstung.«
»Und was war weiter mit ihm?«
»Zwei Monate später wurde er gehängt. Wegen Pferdediebstahl.« »Und wo kam mein Gewehr hin?« fragte Levi.
»Das schöne, das er Ihnen gestohlen hat?«
»Ja, das mit dem Schaft aus gemasertem Ahorn.«
»Er hat es einem Bären über den Schädel geschlagen. Das Gewehr zerbrach in zwanzig Stücke.«
Trauer überwältigte Levi Zendt. Er dachte selten an die Vergangenheit, sie barg zu viel Schmerz, zu viel Tod. Aber jetzt erinnerte er sich an dieses Gewehr, und er dachte an Sam Purchas, der versucht hatte, Elly in den Dünen zu vergewaltigen, an die sechs herrlichen grauen Pferde, die er in Missouri hatte zurücklassen müssen, an die Male, die die Zähne der Klapperschlange in Ellys Hals hinterlassen hatten, und an jene furchtbare Episode, als er die Gräber für die Pasquinels hatte ausheben müssen. Er stützte die Ellbogen auf den Küchentisch und legte den Kopf in seine Hände, und lange Zeit sprach keiner ein Wort. Endlich sagte Levi: »Der Mann, den sie brauchen, ist John Skimmerhorn. Er wohnt in dem Haus am Fluß.« »Skimmerhorn? Ist das der, der die Indianer abgeschlachtet hat?«
»Sein Sohn.«
»Der Skimmerhorn, den ich meine, ist nach den Unruhen hier nach Kalifornien ausgewandert, aber wo immer er hinging, war ihm auch schon eine Zeitung auf den Fersen, die jedesmal wieder die Aussagen aufwärmte, die damals in den Verhören der Armee gemacht wurden. Er verließ Kalifornien bald wieder. Kann man sich auf den jungen Skimmerhorn verlassen?«
»Unbedingt«, antwortete Levi, und sie machten sich auf den Weg hinunter zum Fluß zu dem kleinen Haus, in dem Skimmerhorn lebte. Levi erklärte: »Die ganze Stadt nahm Partei für Colonel Skimmerhorn, in den Augen der Leute hier war er ein großer Held. Jedenfalls bis zu dem Augenblick, da er Mike Pasquinel von hinten erschoß. Keiner hielt ihm vor, daß er die indianischen Frauen und Kinder abgeschlachtet hatte, aber als er einem unbewaffneten Mann, der eine weiße Fahne in der Hand trug, in den Rücken schoß...« Levi hielt inne, als bemühte er sich, diese gegensätzlichen Haltungen zu begreifen. »Wahrscheinlich lehnten die Leute Skimmerhorn von da an ab, weil er das wichtigste Gesetz des Westens gebrochen hatte. Du darfst einem Mann nicht in den Rücken schießen -nicht einmal einem Pasquinel.«
»Das müssen arge Zeiten gewesen sein.«
»Wir haben es überlebt.«
»Habt ihr immer hier gelebt?«
»Hier ist meine Heimat.«
Eine Weile gingen sie schweigend nebeneinander her, dann fragte Seccombe ungläubig: »Und Sie würden unsern gesamten Besitz dem Sohn dieses Colonel Skimmerhorn anvertrauen?«
»Mein Leben, wenn es sein muß.«
Skimmerhorn, ein kräftig gebauter, zurückhaltender Mann von neunundzwanzig Jahren, war zu Hause.
»Wir brauchen jemand, der nächsten Monat nach Texas geht, dort eine Mannschaft anheuert und zweioder dreitausend Langhornrinder für uns herauf bringt. Was würden Sie davon halten?«
»Allerhand«, antwortete Skimmerhorn.
»Wir riskieren dabei einen Haufen Geld«, sagte Seccombe, »und wir brauchen einen Mann, auf den wir uns verlassen können.«
»John ist euer Mann«, sagte Mrs. Skimmerhorn.
»Ich bezahle das Vieh und die Mannschaft und gebe Ihnen für jedes Stück Vieh, das Sie hier abliefern, fünfunddreißig Cents.«
»Mache ich«, stimmte Skimmerhorn sofort zu. »Hier ist nicht viel los.«
»Wie lange wird er fort sein?« fragte Mrs. Skimmerhorn.
»Hin und zurück sieben bis acht Monate.«
»Mrs. Weaver soll bei mir bleiben, wenn das Kind kommt«, sagte sie darauf.
Und so ritt drei Monate später an einem schönen, warmen Tag im Februar des Jahres 1868 John Skimmerhorn mit zwei Ersatzpferden ins Rinderparadies im südlichen Texas und fing an, nach einem erfahrenen Trailboß herumzufragen, der ihm eine gemischte Herde zusammenstellen und sie nordwärts durch Oklahoma und Kansas und dann nach Westen treiben würde, bis dorthin, wo Seccombe an seiner Ranch baute.
Die Aufnahme, die sein Angebot fand, war nicht gerade herzlich. Ein graubärtiger Trailboß sagte: »Ich führe deine Rindviecher bis Abilene, aber der Teufel soll mich
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