Colorado Saga
du das nicht gleich gesagt? Wir könnten...« Er hielt inne, studierte den imaginären Wagen, hob ihn in die Luft und sagte begeistert: »Wir machen überall Haken fest. Dann bringst du... Teufel, dann bringst du so viel unter...« Er griff nach einem Stück Papier und zeichnete einen Wagen auf. »Wir brauchen zwei Behälter«, sagte Nacho, »einen für Mehl, einen für Bohnen«, worauf Sanderson erwiderte: »Ohne Bohnen könnt ihr
Mexikaner wohl nicht leben, was?«
Das restliche Rindvieh auf zutreiben war bei weitem leichter als die sechs Cowboys auszuwählen, denn jeder einzelne Farmbursche aus der Gegend wollte mit ihnen reiten. Allesamt waren sie aber recht traurige
Gestalten, junge Buben mit Pickeln und zottigem blondem Haar, die sich nur auf ihren Pferden wohl fühlten, schüchtern waren, kaum eine Ahnung von Lesen und Schreiben hatten und unter ihren großen Hüten fast verschwanden.
Skimmerhorn sah sich ein paar Dutzend an, die auf dem Platz auf sie warteten, und sagte zu Nate Person: »Mit solchen Gestalten gehe ich nicht gern auf den Trail«, worauf Nate erwiderte: »Mit sechzehn haben wir alle so ausgesehen.« Skimmerhorn darauf: »Kann schon sein, aber wir haben keine Rinder geführt.« Und Nate: »Ich schon.« Später fügte er hinzu: »Wir müssen sie eben als Kälber nehmen und in tüchtige junge Stiere verwandeln.«
Poteet wählte aus. Er nahm vier schmächtige Bürschchen, Calendar, Gompert, Ragland und Savage. Skimmerhorn konnte sie nicht auseinanderhalten, sie waren gleich angezogen: Stiefeln mit hohen Absätzen, damit der Fuß nicht durch den Steigbügel schlüpfte, enge Hosen, Ledergürtel mit Pistolenhalftern, weiße Hemden, Jacken, um den Hals die sogenannten Bandannas - blaue oder graue Tücher, die auf mehrere Arten verwendet werden konnten: vor dem Gesicht als Staubmaske, als Schweißtuch, zum Fesseln der Pferde oder als Signallappen - und außerdem noch einen breitkrempigen Hut, der Augen und Lippen vor der brennenden Sonne schützte. Jeder hatte natürlich sein eigenes Pferd.
Die zehn Cowboys, die bis jetzt beisammen waren, waren alle unverkennbar von ihrem Handwerk geprägt: Wenn sie zu Fuß durch die Stadt gingen, machten sie eine recht merkwürdige Figur; mit ihren hochhackigen Stiefeln, ihren krummen Beinen und den von den Hüften baumelnden Pistolenhalftern sahen sie geradezu komisch aus. Sobald sie im Sattel saßen, änderte sich das Bild: Dann paßten die schlanken Gestalten mit den breiten Hüten großartig in die beinahe geheimnisvolle Landschaft, durch die sie ritten.
Cowboys sind schweigsame Leute, die sich auf dem Trail nur durch Signale miteinander verständigen, wenn der Trailboß oder einer der Points seinen Hut in einer bestimmten Weise schwenkt. Bei der Arbeit reden sie mehr mit ihren Hüten als mit den Lippen, und zu ihren Pferden, die mit der Zeit zu einem Teil ihres eigenen Körpers werden, reden sie mit den Knien oder gar nicht, denn in einer brenzligen Situation ist es oft genug das Pferd, das die Führung übernimmt durch die Art, wie es sich bewegt und die Gefahr im voraus erkennt. In solchen Fällen richtet sich der kluge Cowboy weder nach dem Trailboß noch nach den Points, noch nach seinem Nebenmann, sondern nur nach seinem Pferd. Und manch ein Cowboy kehrte nur deshalb lebend wieder ins Camp zurück, weil er im Augenblick der Gefahr seinem Pferd die Führung überlassen hatte.
Jeder Cowboy brachte daher drei Dinge mit sich, die immer in seinem Besitz und unter seiner Verantwortung blieben: sein Gewehr, seinen
Schlafsack und sein eigenes Pferd. Aus der Remuda, die der Besitzer der Herde stellte, wählte er dann die anderen elf Pferde aus.
Für die Remuda suchte Poteet einen erfahrenen Wrangler. Unter den Bewerbern war keiner, der ihm geeignet erschien. Poteet ging also wieder zu Sanderson, der täglich sechzehn Stunden an dem Küchenwagen arbeitete, und erhielt die Auskunft: »Der beste Mann für eine Remuda ist Buck - wenn du seinen Gestank aushalten kannst.«
Als Poteet bis auf drei Meter an Buck herangekommen war, verstand er, was Sanderson gemeint hatte, denn dieser wenig anziehende Mann hatte so viel mit Pferden gearbeitet und hatte eine derartige Abneigung gegen Wasser, daß er ärger stank als eine rossige Stute.
»Ein unerhörtes Erlebnis«, erzählte Poteet später
Skimmerhorn. »Wenn wir ihn anstellen, dann genügt sein Gestank, um eine Klapperschlange hundert Meter vor dem Wind zu vergiften.«
Buck war ein älterer Mann,
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