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Colorado Saga

Titel: Colorado Saga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James A Michener
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der den Kansas-Trail zweimal gemacht hatte.
    Der ungeheuerliche Gestank kam nicht nur davon, daß er es längst aufgeben hatte, sich zu waschen, sondern auch noch von einer Drüsenstörung. Er war ein schwieriger Einzelgänger, den nur eines interessierte: Pferde. »Ich würde es nicht wagen, ihn zu nehmen«, sagte Poteet, »wenn seine Arbeit ihn nicht ohnehin von den anderen fernhielte. Die Remuda geht ja immer auf einer Seite der Herde.«
    »Wenn er mit Pferden umgehen kann, dann nehmen Sie ihn, mitsamt seinem Gestank«, antwortete Skimmerhorn.
    Elf Mann waren jetzt beisammen. Dem zwölften mußte man nicht lange nachlaufen, der kam von selber. Eines Abends schlenderte ein äußerst magerer junger Mann von etwa einundzwanzig Jahren auf den Lagerplatz. Er steckte in einer Uniform der Konföderierten, trug einen LeMat-Revolver und einen Texashut. In der linken Hand schleppte er einen McClellan-Sattel. Diese Sattelart war eine Erfindung der Nordstaatler, vom Texassattel so verschieden wie die Nacht vom Tag. General Grants Kavallerie verwendete ihn gern, aber die Südstaatler hatten dafür nur Verachtung übrig. Wie ein Veteran der konföderierten Armee in den Besitz dieses Dings kam, war rätselhaft.
    »Ich bin Coker«, sagte der junge Mann. »Wer ist hier der Boß?«
    »Ich«, antwortete Poteet. »Wo bist du her?«
    »South Carolina.«
    »Dein Pferd?«
    »Habe keines.«
    »Kannst du reiten?«
    »Hätte ich sonst einen Sattel?« »Mr. Person wird dir ein Pferd geben.«
    Aber als Coker sich ein Pferd aussuchen sollte, wurde sofort klar, daß er von Pferden nicht die geringste Ahnung hatte.
    »Du bist ja noch nie auf einem Pferd gesessen!« rief der Schwarze.
    »Sag's ihm nicht«, bat Coker.
    »Du wirst dich umbringen«, warnte ihn Nate.
    »Such mir ein gutes Pferd aus, und ich werde darauf reiten!«
    »Sohn, du spielst mit dem Feuer.«
    Die nächsten zwei Tage, während Mr. Poteet und Nacho Vorräte einkauften, ritt Bufe Coker über die Felder rund um Jacksboro, fiel vom Pferd, stieg in den Sattel, fiel wieder herunter, bis er am Abend seine schmerzenden Knochen völlig erschöpft ins Bett schleppte. Am Nachmittag des zweiten Tages ging er zu Person und sagte: »Jetzt kann ich reiten. Gib mir ein schwieriges Roß.«
    »Du bist noch nicht soweit, Sohn.«
    »Einmal muß ich's ja lernen.«
    Person fing also mit dem Lasso einen helläugigen Schecken ein, eine Sorte, die die Cowboys nicht ausstehen können. In der ersten halben Stunde gelang es Coker nicht einmal, ihn zu satteln. Als er endlich oben war, warf der Schecke ihn sofort wieder ab, aber Coker ließ sich nicht entmutigen. »Gib's auf für heute«, riet Person, aber Coker sagte: »Entweder er oder ich.« Endlich blieb er oben im Sattel, und nach den schweren texanischen Sätteln empfand der Schecke den leichten McClellan-Sattel offenbar als sehr angenehm, denn er bewegte sich plötzlich mit neuer Geschmeidigkeit. Und zum ersten Mal im Leben begriff Coker, was ein Pferd sein konnte.
    Er lenkte den Schecken hin zu Person, saß ab und rief mit leuchtenden Augen: »Den will ich!« Aber Nate dämpfte seine Begeisterung:    »Sohn, die Pferde
    werden hier reihum ausgesucht, du mußt dich auf den
    Zufall verlassen wie alle anderen.«
    »Aber so ein Pferd wird keiner haben wollen?«
    »Das ist genau das Feuer, das der Cowboy bei einem Pferd gern hat«, antwortete Person. Aber am Abend ging er von einem zum andern und sagte jedem: »Laßt morgen beim Auswählen den helläugigen Schecken in Ruhe. Der Soldat glaubt, daß er mit ihm fertig wird.«
    Bei Tagesanbruch holten sich die Cowboys ihre Pferde von der Remuda; es war Sitte, daß alle reihum sich zuerst eines aussuchten, dann das zweite, dann das dritte und so weiter, bis jeder seine elf Tiere beisammen hatte.
    Der Konföderierte sah unruhig zu, wie Poteet und Person zuerst auswählten und dann die anderen. Regland tat so, als würde er den Schecken nehmen, und wählte dann im letzten Moment doch ein anderes Pferd. Also blieb der Schecke über, und als Coker zum ersten Mal an der Reihe war, brüllte er: »Den nehme ich!« Und damit begann eine dicke Freundschaft zwischen Pferd und Reiter.
    Jetzt kam die erste Gelegenheit für die Cowboys, sich als Team zu bewähren. Bevor man die Herde auf den Trail loslassen konnte, mußte jedes Tier ein Brandzeichen bekommen, Rinder wie Pferde, nicht nur als Beweis dafür, wem sie gehörten, sondern auch, damit man sie von anderen Tieren unterscheiden konnte, sollte sich auf den

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