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Colorado Saga

Titel: Colorado Saga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James A Michener
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einem Kugelhagel, und Jim hörte den Konföderierten rufen: »Feuern, Jim, feuern!« Leicht benommen begann der Junge mit dem Revolver zu schießen, den Canby ihm gegeben hatte, und dachte gleichzeitig an Canbys Arm. Noch zweimal drangen die Comanchen auf Jim ein, und sie hätten ihn wahrscheinlich niedergemacht, wäre nicht Coker noch vor dem dritten Angriff ihm zu Hilfe gekommen. Coker feuerte mehrere Schüsse auf sie ab und tötete zwei. Die anderen flohen.
    Es war den Cowboys gelungen, die Herde zusammenzuhalten. Sie hatten weder Pferde noch Rinder verloren. Auf dem nördlichen Ufer lag ein toter Indianer, auf dem südlichen drei. Plötzlich begriff Jim, daß er im Mittelpunkt des Kampfes gestanden war. »Old Jim stand da und feuerte wie ein Alter«, sagten die Cowboys bewundernd, und Jim sagte zu Nate Person: »War ich froh, als ich dich über den Fluß kommen sah.« Und er tat, als hörte er nicht, wie Mr. Skimmerhorn sagte: »Habt ihr gesehen, wie Old Jim es dem Häuptling gegeben hat? Teufel, der war keine drei Fuß von dir entfernt, Jim, als du ihn erschossen hast.«
    Diese Worte gingen Jim durch Mark und Bein. »Ich habe ihn erschossen?« fragte er.
    »Ich war's nicht«, sagte Coker, »ich habe mit den andern alle Hände voll zu tun gehabt.«
    Die jungen Cowboys drehten mit den Stiefeln die Leiche um, und Jim blickte auf das Gesicht des Häuptlings, das noch genauso aussah wie während des Angriffs: furchterregend und sehr, sehr nahe. »Ich glaube, daß Nate ihn erschossen hat«, sagte Jim. Aber er wußte, daß er selber den Schuß abgefeuert hatte -daß er einen Menschen getötet hatte.
    Canbys Arm war in einem schrecklichen Zustand. Nate Person meinte, man solle ihn gleich an Ort und Stelle amputieren, aber Canby brüllte: »Jesus, doch nicht meinen Schießarm!« Am nächsten Tag fing der Arm zu eitern an, und sogar Jim erkannte, daß da nicht mehr viel Hoffnung war. Sie legten Canby in den Wagen, und Jim ritt fast den ganzen Tag neben ihm her, brachte Wasser und zündete ihm die Zigaretten an. Und er sagte zu dem Texaner: »Laß dir den Arm doch abnehmen, Canby. Der Eiter sieht böse aus.« Aber Canby antwortete: »Ohne meinen Schießarm kann ich gleich in die Grube fahren.«
    Elf Meilen westlich von ihnen lag jetzt Las Vegas, die abenteuerliche, aufregende Pionierstadt, und die Männer drangen in Poteet, er möge ihnen einen Bummel genehmigen. Aber Poteet sagte: »Nichts ist mit Las Vegas.« Warum nicht, fragten die Männer. Er antwortete:    »Wir können die Herde nicht ohne
    Aufsicht lassen. Außerdem müssen wir uns beeilen, zu dem Arzt in Fort Union zu kommen.« Er deutete zum Wagen hin, wo Canby im Fieberdelirium lag, und die Männer sagten nichts mehr.
    Auf dem Trail pflegte man zu sagen: »Wenn ein Mann krank wird oder verwundet, dann hat er nur zwei Möglichkeiten: gesund werden oder sterben.« Es sah aus, als würde Canby das letztere wählen, denn da er sich weigerte, sich den Arm abnehmen zu lassen, wurde sein ganzer Körper von dem Eiter vergiftet. Zwei Tage später hatte Poteet einen Entschluß gefaßt. Er sagte zu Nacho: »Lade dein Küchengerät auf ein paar Pferderücken. Ich fahre Canby im Wagen nach Fort Union.« Der Militärarzt dort würde wissen, was zu tun war. Poteet und Skimmerhorn ritten davon und ließen die Herde unter Nate Persons Kommando zurück.
    Am Nachmittag des übernächsten Tages kamen Poteet und Skimmerhorn mit dem Wagen zurück, aber ohne Canby. »Der Arzt warf nur einen Blick auf den Arm und sagte: >Weg damit.<«, berichtete Poteet. »Canby wehrte sich wie der Teufel, drei Männer mußten ihn festhalten, bis es gelang, ihn mit Chloroform zu betäuben.« Keiner sagte etwas, und er fügte hinzu: »Wir haben ihn ausbezahlt, er reitet nach Texas zurück.«
    »Sein Pferd ist noch da«, sagte Buck.
    »Haben wir gekauft«, antwortete Poteet. »Mr. Skimmerhorn hat ihn gut bezahlt.« Darauf wurde Canby nicht mehr erwähnt.
    Es war gegen halb sechs am Abend. Nie zuvor auf diesem Trail hatten sie an einem so herrlichen Ort kampiert. Im Norden lag eine niedrige Hügelkette, dunkelblaue Pinien umstanden das Lager, von Westen blickten die hohen, schneebedeckten Gipfel von New Mexico zu ihnen herüber. Das Tal schlummerte in der Abendstille. Während Nacho Gómez sein Zeug wieder in den Wagen packte, wandte sich Mr. Poteet an Nate und fragte: »Bist du gut ausgeruht?« Ja, das sei er, antwortete der Schwarze. Und Poteet fuhr fort: »Leute, wir haben ein paar harte Tage hinter

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