Colorado Saga
bestem Texanisch und drohte, ihn um sein Geschäft zu bringen.
»So kannst du mit Wootton nicht reden«, rief einer aus dessen Gefolge.
Poteet zog seine Pistolen und sagte: »Wenn einer von euch nur die kleinste Bewegung macht, schieße ich dieses elende, alte Mistvieh über den Haufen!«
Die Männer zogen sich zurück, Poteet hielt seine Waffen auf Wootton gerichtet und sagte: »Ich reite jetzt diesen Paß wieder hinunter und suche mir einen anderen Weg durchs Gebirge.« Darauf fluchte er noch eine volle Minute auf Wootton ein, steckte seine Pistolen wieder in den Gürtel und ritt zur Herde zurück.
Bei seinen Männern angekommen, erklärte er ihnen: »Die Herde wird nicht über den Paß gehen. Ich lasse mich nicht veräppeln.«
Skimmerhorn wandte ein, daß die Tiere nun schon einmal hier seien und daß er sicher sei, Mr. Seccombe würde das verstehen und die
zweihundertfünfundneunzig Dollar zahlen. »Nicht, solange ich Trailboß bin«, bellte Poteet, und das Gespräch war beendet.
Dann rief er Nate zu sich und sagte: »Nate und ich werden diesen ganzen Staat so lange absuchen, bis wir einen Paß nach Norden gefunden haben. Die Rinder führt ihr ostwärts hinter uns her!«
Wieder erhob Mr. Skimmerhorn Einspruch. »Warum sollen wir nicht hier bleiben, bis ihr einen Paß gefunden habt? Wenn ihr nichts findet, können wir noch immer über Woottons Paß gehen...«
»Mr. Skimmerhorn!« brüllte Poteet. »Ich bin der Boß hier! Führt die Rinder nach Osten hinter den Vulkan! Und zwar sofort!«
Voll Zorn ritt er mit seinem schwarzen Führer fort. Sie ritten die Vorhügel alle ab und fanden rein gar nichts. Ohne daß sich seine Wut im mindesten gelegt hätte, befahl er Person, zurückzureiten und darauf zu sehen, daß die Rinder auch wirklich nach Osten getrieben wurden, während er einen Berg nach dem anderen abklapperte, ohne jeden Erfolg.
Nate sagte zu den Cowboys: »Der Alte ist noch immer ganz rasend. Wenn's nach ihm ginge, könnten wir ostwärts bis nach Kentucky gehen.« »Bleib bei ihm«, sagte Skimmerhorn, »es wird ihm schon was einfallen.«
Der Schwarze ritt also wieder zu Poteet, aber er brauchte volle zwei Tage, bis er ihn fand, denn der zähe Texaner war weit nach Colorado hineingeritten, über einen felsigen Paß, den man den Rindern nicht zumuten konnte. Aber als Person ihm auf dem Rückweg nach Süden begegnete, grinste Poteet nichtsdestoweniger übers ganze Gesicht.
»Nate, wir haben es«, rief er begeistert. »Auf dem Hinweg habe ich nichts gefunden, aber auf dem Rückweg! Einen glatten, ebenen Übergang! Und das werden wir allen Cowboys von ganz Texas erzählen! Damit brechen wir dem alten Schurken das Herz!«
Sie ritten zur Herde zurück, die sich eben dem Capulin näherte, dem gewaltigen, seit neunhunderttausend Jahren erloschenen Vulkan. Poteet führte die Herde auf der Westseite des Vulkans hinauf und drehte dann gegen Norden, und als der letzte Nachzügler in Colorado war, wandte sich Poteet nach Westen in Richtung Paß Raton und rief: »Zum Teufel mit dir, Dick Wootton!«
Am Ende ihres ersten Tages in Colorado kamen sie zum Fluß Picketwire, dessen wahrer Name eigentlich lautete: El rio de las animas perdidas en purgatorio -der Fluß der verlorenen Seelen im Fegefeuer. Zu Coronados Zeiten hatten drei aufsässige, geldgierige Soldaten rebelliert und sich auf eigene Faust auf die Suche nach den goldenen Städten gemacht. Einige Zeit später wurden sie von den anderen aufgefunden, nackt, die Leiber mit Pfeilen gespickt, und einer der Priester rief feierlich: »Gott hat sie gestraft, die Indianer waren seine Werkzeuge, und für ihren Ungehorsam müssen ihre Seelen im Fegefeuer schmachten.« Fluß der verlorenen Seelen im Fegefeuer! Französische Trapper hatten ihn zu »Purgatoire« abgekürzt, und praktische Männer aus Indiana und Tennessee paßten das fremdartige Wort ihrer eigenen Sprache an und nannten den Fluß Picketwire. Die Überquerung war weiter nicht schwierig, und drei Tage später erreichten sie dann den Fluß, den sie gesucht hatten und dessen Name, Apishapa, einen weit weniger romantischen Ursprung hatte als der Picketwire. Apishapa war ein Wort der Ute und bedeutete: »Stinkendes Wasser.« Und das war sehr passend, denn das Wasser hatte einen unangenehmen Geruch und Geschmack, aber man konnte es trinken, und es führte sie zum Ende des Trails.
Poteet hatte nichts dagegen, dem Lauf des Apishapa zu folgen, denn auf diese Weise würden sie Denver
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