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Colorado Saga

Titel: Colorado Saga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James A Michener
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uns, und Canbys Unglück bedrückt uns alle. Mit Mr. Skimmerhorns Erlaubnis möchte ich etwas Abwechslung in den Speisezettel bringen.« Und er entkorkte sechs Flaschen Whisky.
    Die Männer riefen bravo, und Poteet fügte hinzu: »Mr. Skimmerhorn übernimmt die Remuda. Mr. Person und ich werden die Herde bewachen.« Die Cowboys vergaßen daraufhin sogar auch Nachos hervorragende Küche und blieben mit den Flaschen bis Mitternacht rund um das Feuer sitzen, die Geschichten wurden immer wilder und verworrener, bis sie einer nach dem anderen in Schlaf sanken.
    Die ganze Nacht hindurch ritten Mr. Poteet und Nate Person Wache, und wenn sie im Dunkeln aneinander vorüberkamen, sagte der schwarze Mann unweigerlich:    »Abend, Mr. Poteet«, und Poteet
    antwortete leise: »Abend, Nate.« Auf diese Weise war es zwei Uhr geworden, als Poteet sagte: »Mein Pferd ist müde, Nate, ich hole mir ein neues«, und als er zurückkam, fragte Nate: »Haben sie dem Jungen denn auch Whisky gegeben?« Poteet antwortete: »Mit drei Dingen muß ein Mann umgehen können: mit dem Gewehr, mit einem Glas Whisky und mit einem Mädchen. Durch Lesen kann er's nicht lernen.« Und sie ritten weiter durch die sternklare Nacht und dachten an Canby, der seinen Arm verloren hatte, an die toten Comanchen und daran, daß sie bisher verdammt viel Glück gehabt hatten. Und immer wenn sie aneinander vorüberritten, sagte Nate: »Abend, Mr. Poteet«, und Poteet antwortete: »Abend, Nate.«
    Im Morgengrauen erwachten die Männer, benommen blinzelnd, mit dem schönsten Kater, der jemals auf diesem Trail spazierengeführt worden war, und Mr. Poteet sagte: »Auf geht's nach Norden«, und Nate sagte: »Mr. Poteet, mir schmeckt ein guter Whisky genauso wie den anderen«, und Old Rags sagte: »Es ist nichts mehr übrig.« Mr. Poteet starrte dem schmächtigen jungen Mann ins Gesicht und erwiderte: »Tut mir leid, Nate«, und ging zu Mr. Skimmerhorns Schlafsack, holte eine halbvolle Flasche heraus und drückte sie dem Schwarzen in die Hand.
    Nate ließ einen tüchtigen Schluck in die Gurgel laufen, blinzelte und sagte zu Jim: »Mann, das tut gut.« Noch dreimal blickte er tief in die Flasche, dann wurden seine Augen glasig, und er sah sich nach einem Platz zum Niederlegen um. Mr. Poteet führte ihn zum Wagen, half ihm hinein, nahm die Flasche an sich, und den ganzen Vormittag schlief Nate im Wagen, mit weit offenem Mund, wie ein gestrandeter Karpfen.
    Sechs Tage später kamen sie zum Raton-Paß, dem hochgelegenen, schwierigen Übergang von New Mexico nach Colorado, und hier stand Onkel Dick Wootton, einer der wildesten Pioniere des Westens, und blockierte die Straße. Dick Wootton kannte alles, war überall gewesen. Er hatte zu jenen ersten Trappern gehört, die sich beim großen Treffen im westlichen Wyoming eingefunden hatten. Und jetzt, an seinem Lebensabend, hatte er eine Idee gehabt, die er selber »eine gute Sache« nannte.
    Mit ein paar Kniffen, die so verwickelt waren, daß noch niemand ihm auf die Schliche gekommen war, hatte er die Territorialregierungen von New Mexico und Colorado dazu gebracht, ihm die Erlaubnis zum Bau einer Durchzugsstraße durch das Gebirge zu erteilen. Diese Mautstraße über den Paß Raton bewachte er jetzt mit einer Bande von Rowdies, die mit Winchester-Büchsen bewaffnet waren.
    »Zehn Cents pro Kopf«, sagte er zu Nate Person, der vorausritt.
    »Wir bringen einen Haufen Köpfe«, meinte Person.
    »Dann werdet ihr auch einen Haufen Cents zahlen«, antwortete der alte Schurke.
    Nate ritt zurück und berichtete Mr. Poteet, dessen dünne Lippen sich zu einem Strich zusammenpreßten. Ruhig antwortete er: »Mr. Person, gestatte, daß ich mir deine zweite Flinte ausborge«, und weg war er.
    Das Treffen mit dem alten Räuber verlief zeremoniell, so als verhandelten hier zwei Regierungschefs über Zölle. Poteet sagte: »Es ist dir klar, Onkel Dick, daß zehn Cents zuviel ist.«
    »Das ist meine Straße«, antwortete der Alte, »und das ist mein Tarif.«
    »Aber wir haben zweitausendneunhundertfünfzig Rinder.«
    »Wir zählen, ihr zahlt.«
    »Bei dieser Menge kannst du nicht mehr als sechs Cents das Stück verlangen.«
    »Auf die Menge kommt's uns nicht an.«
    »Onkel Dick, du hast wohl den Verstand verloren.«
    »Im Gegenteil, im Gegenteil«, antwortete der alte Trapper. »Ich habe die Straße gebaut, ihr zahlt dafür, daß ihr sie benutzen dürft.«
    »Du niederträchtiges Schwein!« fluchte Poteet, beschimpfte ihn ausführlich in

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