Colorado Saga
die meiste Liebe für die Tiere aufbrachte.
»Meine Mom hat gesagt, Gott schickt uns den Erdkuckuck, um uns in schwierigen Lagen einen Ausweg zu zeigen«, sagte er, und daraus entwickelte sich am Lagerfeuer eine sehnsuchtsvolle Unterhaltung über Mütter und andere vornehme weibliche Gestalten, die die Cowboys gekannt hatten. Einer nach dem anderen erzählte eine Geschichte voll von der Tapferkeit der Pioniere, und immer stand eine tapfere Frau im Mittelpunkt des Geschehens.
»Da war diese Frau unten am Rio Grande«, sagte Canby. »Der Mann war im Krieg mit Mexiko umgekommen. Eine große Ranch war da, Tausende Rinder, und kein Mensch außer ihr und einer Bande von schmierigen Mexikanern... «
Nacho Gomez, der die Reste des Abendessens abräumte, hörte hingerissen zu. Geschichten von tapferen Frauen hatte er gern.
Canbys Geschichte zog sich, aber den Zuhörern wurde sie nicht zu lang. Die Sterne des Frühlings stiegen am Himmel auf, und Jim sah voller Wehmut, wie im Westen Orion sich zur Ruhe begab, aus der er erst im nächsten Winter wieder erwachen würde.
In dieser Nacht hatten er und Ragland die Zwei-bis-vier-Wache. Die Ohren gespitzt wegen der Apachen, umritten sie in monotonem Gleichmaß die Herde. Jedesmal wenn sie aneinander vorbeikamen, hörten sie zu singen auf und redeten ein paar Worte miteinander. Und zwar über Frauen.
Erste Runde: »Jim, hast du schon mal ein Mädchen geküßt?« - »Nein.«
Zweite Runde: »Das kann ganz angenehm sein.«
Dritte Runde: »Manchmal bringt es einen auch ganz schön durcheinander.«
Damit war die erste Lektion abgeschlossen, und Jim brütete darüber nach, bis seine Wache endete. Zwei Nächte später nahmen er und Ragland die Unterhaltung wieder auf. Diesmal gingen sie etwas mehr ins Detail.
Erste Runde: »Jim, warst du jemals in einem
Bordell?« - »Nein.«
Zweite Runde: »Jim, weißt du, was ein Bordell ist?« -»Nein.«
Dritte Runde: »Denk immer dran, die beste Frau in deinem Leben ist deine Mom.« - »Klar.«
Vierte Runde: »Natürlich können andere Mädchen auch ganz nett sein.« - »Klar.«
Fünfte Runde: »Natürlich rede ich nur von netten Mädchen.« - »Ich auch.«
Alle fühlten sich erleichtert, als der Trail Fort Sumner erreichte, einen gottverlassenen Grenzposten am Pecos, der errichtet worden war, um die Mescalero-Apachen im Zaum zu halten. Als der Kommandant hörte, daß Poteet und seine Männer nur drei Pferde verloren hatten, lachte er. »Wir halten uns hier eine Truppe von alten Kleppern, damit die Tapferen das Stehlen üben können und nicht den Glauben an die gute alte Zeit verlieren.« Zu Gompert sagte er: »Wenn du nur ein Pferd verloren hast, bist du glimpflich davongekommen.« Aber Gompert wäre gern mit einer bewaffneten Gruppe ausgeritten, um zu sehen, ob er nicht doch sein Pferd wiederbekommen könnte.
»Finde dich ab damit, mein Sohn! Wenn die Comanchen nach Westen ziehen, dann habt ihr genug Sorgen.«
»Wo sind sie jetzt?« fragte Poteet.
»Unsere Scouts haben sie weit im Osten gesehen, nördlich von Texas, in Indianerland. Aber möglicherweise ziehen sie nach Westen. Ich würde meine Tiere aufs westliche Ufer herüberholen. Laßt die Apachen Apachen sein und habt ein Auge auf das, was im Osten geschieht.«
Jetzt rückte Nacho Gómez mit seiner Überraschung bezüglich der Kälber heraus. Nachdem er um ein Pferd gebeten hatte, redete er mit einigen Soldaten und ritt dann direkt nach Westen ins Gebiet der Apachen. Ein paar Stunden später kehrte er mit einem Dutzend
Mexikanern zurück, die ein mit Waren beladenes Pferd am Zügel führten. Er ging zu seinem Wagen und zog die drei Kälber heraus, und die Mexikaner stöhnten vor Begeisterung. »Ein Stier!« schrie einer von ihnen, und Mr. Poteet sah zu, wie Nacho wie irr mit ihnen zu handeln anfing.
Die Mexikaner boten Hühner an, lange Knoblauchschnüre, Zwiebeln, Pfeffer und Büschel von Kräutern, die die Cowboys alle nicht kannten. Nacho nahm alles mit verzücktem Lächeln entgegen, dann wandte er sich zu den Cowboys und sagte: »Jetzt machen wir Fest!« Schließlich wählten die Mexikaner aus ihrem Kreis drei aus, die der Herde auf ihrem Zug nach Norden folgen und alle etwa noch anfallenden Kälber aufsammeln sollten, und der Anführer sagte zu Mr. Poteet: »Wir beten zu Gott um Bullen! Dann können wir eine eigene Herde gründen!«
Am ersten Abend hinter Fort Sumner kochte Nacho eingemachtes Huhn mit Kartoffeln. Mr. Skimmerhorn war begeistert, aber Canby, Gompert
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