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Colorado Saga

Titel: Colorado Saga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James A Michener
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Er wirkte eigentlich eher wie ein zutraulicher Hund mit kleinen, aufmerksamen Ohren, einem Schwanz, mit dem er Insekten verscheuchte, einem pelzartigen Fell und einem langgestreckten Gesicht, das notwendig war, um den vierundvierzig Zähnen Raum zu geben. Diese Zähne jedoch waren immer noch so schwach, daß sich das kleine Wesen mit Blättern und anderer weicher Nahrung zufriedengeben mußte.
    Was den Eohippus aber auszeichnete und schon auf die kommende Entwicklung hindeutete, nämlich daß diese Tierfamilie einmal eine wichtige Rolle spielen würde, das waren die Füße. Die ursprünglichen fünf Zehen an den kurzen Vorderbeinen, die noch nicht für schnelles Laufen geeignet waren, hatten sich auf vier reduziert; eine war erst kürzlich verschwunden, ihre Knochen waren im Bein aufgegangen. An den Hinterfüßen hatte der Eohippus nur noch drei Zehen, während sich die übrigen zwei im Laufe der Zeit zurückentwickelt hatten. Die verbleibenden Zehen trugen jedoch statt Klauen winzige Hufe.
    Der nächste in der Reihe, vor ungefähr dreißig Millionen Jahren, war der Mesohippus mit sechzig Zentimeter Schulterhöhe und allen grundlegenden Charakterzügen seiner Vorfahren, nur daß er an jedem Fuß lediglich drei Zehen hatte. Er war ein schönes, schlankes Tier, ungefähr von der Größe eines Collies oder Rotfuchses. Seine Beine begannen sich zu strecken, seine Füße wiesen aber immer noch Zehenballen und mehrere kleine Hufe auf.
    Vor ungefähr achtzehn Millionen Jahren folgte dann eine auffallende Weiterentwicklung, der Meryzhippus, ein schönes, ein Meter hohes Tier mit drei Zehen an den Füßen, struppiger Mähne, länglichem Kopf und schützenden Knochenstegen hinter den Augenhöhlen. Dieser Meryzhippus wies nun ein neu entwickeltes Merkmal auf, das es der Pferdefamilie gestatten sollte, zu überleben: Seine Zähne besaßen die erstaunliche Fähigkeit, nachzuwachsen, sobald sie oben abgeschliffen wurden. Aufgrund dessen brauchte sich das Proto-Pferd nicht mehr auf die Suche nach weichen Blättern zu machen, sondern konnte sich nun von dem neuen Gras ernähren, das auf der Prärie entstand. Denn Gras ist eine gefährliche und schwierige Nahrung; es enthält Kieselerde und andere scharfe Stoffe, die die Zähne abschleifen. Hätte der Meryzhippus nicht diese sich selbst erneuernden
    Mahlzähne entwickelt, das Pferd, wie wir es heute kennen, hätte weder entstehen noch überleben können. Mit diesem beinahe wunderbaren Mechanismus aber war es nun auf alles vorbereitet.
    Alle diese grundlegenden Vorgänge spielten sich auf der Ebene rings um den späteren Standplatz der beiden Steinsäulen ab. Dort, auf dem flachen Gelände, das die verschiedensten Klimata, vom subtropischen bis zum subarktischen, durchlebte, je nachdem, wo der Äquator sich gerade befand, machte diese einzigartige Tierrasse jene Veränderungen durch, die notwendig waren, damit es dereinst als fertiges Pferd dastehen konnte.
    Eine der bemerkenswertesten Veränderungen bei den Vorläufern des Pferdes trat vor ungefähr sechs Millionen Jahren auf, als der Pliohippus mit nur einem einzigen Zeh an jedem Fuß und ohne die Ballen, auf denen seine Vorfahren gelaufen waren, auftauchte. Er besaß jetzt einen einzigen Huf, war mittelgroß, ein schönes Pferd in beinahe jedem Sinne des Wortes, und wäre schon aus weiter Ferne als ein solches erkennbar gewesen. Es sollte vor allem bei den Zähnen und der Schädelform noch einige Verfeinerungen geben, das Pferd unserer historisch belegten Zeit jedoch war bereits in ihm Gestalt geworden.
    Dieses Pferd erschien vor ungefähr zwei Millionen Jahren als Equus, eines der herrlichsten Tiere, das die Zeiten hervorgebracht haben. Von dem geheimnisvollen, niemals gesichteten »Paläohippus« angefangen, hatte sich diese Rasse unbewußt, aber hartnäckig allen Veränderungen der Erde angepaßt und jeweils jene Mutationen am Leben erhalten, die die beste Chance für eine zukünftige Entwicklung versprachen.
    Vor ungefähr einer Million Jahren, als die Zwillingssäulen bereits standen, lebte in jener Gegend zusammen mit einer neunzigköpfigen Herde ein
    Hengst von kastanienbrauner Farbe und mit langem, wehendem Schweif. Er war erst drei Jahre alt, besaß aber besonders kräftige Beine, mit denen er schneller laufen konnte als beinahe alle seine Artgenossen. Er war ein wilder Bursche, hatte seine Mutter eher verlassen als alle anderen Hengstfohlen seiner Generation, war immer der erste, der Neuankömmlinge auf der Prärie

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