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Colorado Saga

Titel: Colorado Saga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James A Michener
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ausgiebig durchleuchtet worden sind. Doch wenn wir die Theorien ablehnen - wie wollen wir dann den Untergang dieser bemerkenswerten Tierart erklären?
    Das einzige, was dazu gesagt werden kann, wäre, daß komplizierte, miteinander verknüpfte Veränderungen auf den verschiedensten Lebenssektoren stattgefunden haben und daß sich die großen Reptilien ihnen nicht anpassen konnten. Mit Sicherheit wissen wir lediglich, daß es in der ganzen Welt eine sehr tief liegende Gesteinsschicht gibt, die vor siebzig Millionen Jahren entstanden ist und Dinosaurierknochen in reicher Auswahl enthält. Darüber liegt eine rätselhafte, viele Meter dicke Schicht, in der nur wenige Knochen irgendwelcher Art zu finden sind. Und erst darüber kommt eine jüngere Schicht, in der es von Knochen der Säugetiervorfahren des Elefanten, des Kamels, des Bisons und des Pferdes nur so wimmelt. Der tote Bereich relativ kahlen Gesteins, der das Dinosauriersterben kennzeichnet, konnte bis jetzt noch nicht erklärt werden.
    Lange nach dem Verschwinden der Dinosaurier, als endlich der Mensch in der Lage war, versteinerte Dinosaurierskelette auszugraben, wurde es Mode, sich über die riesigen Reptilien lustig zu machen: Sie wären durch ihre eigene Dummheit zugrunde gegangen. Fehlkonstruktionen nannte man die Giganten, Erfindungen, die nicht funktionierten, Beweise dafür, daß ein riesiger Körper mit einem kleinen Gehirn nicht überleben kann.
    Die Tatsachen beweisen das Gegenteil. Einhundertfünfunddreißig Millionen Jahre beherrschten die Riesenreptile die Welt; der Mensch existiert erst zwei Millionen Jahre lang und hat den größten Teil davon in wahrhaft erbärmlichem Zustand verbracht. Also waren die Dinosaurier siebenundsechzigmal so ausdauernd wie der Mensch bis zum heutigen Tag. Sie sind und bleiben eine der erfolgreichsten Tierarten, die die Natur hervorgebracht hat. Ihrer Umgebung paßten sie sich auf eine erstaunlich wirksame Art und Weise an und entwickelten alle Mechanismen, die für das Leben, das sie führten, notwendig waren. Sie beherrschten ihre Zeit geradeso, wie der Mensch seine relativ kurze Ära beherrscht.
    Vor dreiundfünfzig Millionen Jahren, als die neuen Rockies noch nicht entstanden waren, und lange nach dem Untergang des Diplodocus, tauchte in der Gegend der Ebene, auf der sich die Zwillingssäulen bilden sollten, ein Tier auf, eine eigenartige kleine Kreatur mit Fell und Haarkleid, ein vierbeiniges Säugetier -das Zeitalter der Reptilien war ja vorüber -, dessen Schulterhöhe lediglich einundzwanzig Zentimeter betrug. Es schien ein kleines, unwichtiges Tierchen zu sein, es hatte jedoch drei Charakteristika, die seine zukünftigen Möglichkeiten bestimmen sollten:    Die
    Knochen seiner vier kurzen Beine waren fähig, in die Länge zu wachsen. An jedem Fuß hatte das Tier fünf kleine Zehen, jene geheimnisvoll perfekte Zahl, die die meisten Urtiere, unter anderen auch die Dinosaurier kennzeichnet. Und es besaß vierundvierzig Zähne, die in noch nie dagewesener Formation angeordnet waren: Vorn saßen einige pflockähnliche Zähne, die ebenso schwach waren wie die des Diplodocus; dann kam eine recht auffällige Lücke; und ganz hinten im Kiefer zahlreiche Mahlzähne.
    Hätte man alle Säugetiere dieser Periode gemustert und versucht, ihre Chancen für die Entwicklung zu etwas Besonderem abzuschätzen, so hätte man dieses unscheinbare, kleine Wesen bestimmt nicht weit oben auf die Liste der bedeutenden Kandidaten gesetzt.
    Das sonderbare an diesem kleinen Vorläufer einer großen Rasse ist jedoch, daß man bis jetzt keinen versteinerten Knochen von ihm gefunden hat; Knochen von Diplodocen und verwandten Reptilien, die alle untergegangen sind, gibt es die Menge, von diesem kleinen Prototyp einer der größten Tierrassen ist uns jedoch kein einziges Stück überkommen. Ja, nicht einmal einen Namen hat er, obwohl uns seine Charakteristika durchaus vertraut sind. Wenn seine Knochen eines Tages gefunden werden - und das werden sie bestimmt -, wäre der richtige Name vielleicht »Paläohippus«, das Pferd des Paläozän.
    Etwa dreizehn Millionen Jahre nach dem »Paläohippus«, als sich das Land, das später die Zwillingssäulen beherrschen sollten, zu bilden begann, tauchte das zweite Mitglied dieser Tierfamilie auf und vermehrte sich so, daß das Gestein dieses Landstriches in der Zukunft Hunderte von Skeletten bergen sollte.
    Das war der Eohippus, ein hübsches Tierchen von ungefähr dreißig Zentimeter Schulterhöhe.

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