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Colorado Saga

Titel: Colorado Saga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James A Michener
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der Angriffslinie der neun Wölfe. Die plumpen Tiere rannten, so schnell sie konnten, schwärmten aus, um die Attacke abzulenken, erreichten damit aber nur, daß eines der langsamsten zurückblieb, auf das sich die Wölfe nun stürzten.
    Von allen Seiten die scharfen Zähne in seine Flanken schlagend, hängten sie sich an das Tier. Es wurde langsamer, ließ den Kopf hängen. Es wußte sich nicht gegen die reißenden Wölfe zu verteidigen, nun sprang ihm einer von ihnen an die Kehle, ein weiterer verbiß sich in seiner rechten Flanke, und ein dritter schnappte nach seinem Bauch. Mit einem gequälten letzten Schrei brach das Kamel endlich nieder. Die staksigen Beine hatten unter dem Gewicht der Wölfe nachgeben müssen. Wie der Blitz waren alle neun über ihm und rissen es in Stücke. Am Horizont waren die sieben Pferde noch als dunkle Punkte zu sehen.
    In langsamem Schrittempo wanderten sie nach Süden zu den Bergen, die zwischen ihnen und dem Land der Zwillingssäulen lagen. Unterwegs kamen sie an einem Riesenfaultier vorbei, das dastand und witternd die Sommerluft einsog - vage nur in sein Bewußtsein aufnehmend, daß die Wölfe auf Raubzug waren. Das riesige Tier, doppelt so groß wie das größte Pferd, erkannte am Aussehen der Pferde, daß sie mit Wölfen zusammengetroffen waren, und zog sich schwerfällig an einen geschützten Platz zurück. Ein Faultier konnte es mit seinem mächtigen Vorderklauen und seinem ungeheuren Gewicht zwar mit einem einzelnen Wolf aufnehmen, wurde es jedoch von einem Rudel angegriffen, drohte ihm der sichere Tod. Also vermied es lieber eine Begegnung.
    Jetzt führte der Kastanienbraune seine Pferde in die niedrigen Berge, durch einen Wasserlauf und auf die heimatliche Prärie hinaus. Die Zwillingssäulen in der Ferne versprachen Sicherheit, und als alle sieben den Paß hinter sich hatten, trabten sie leicht und elegant zur Hauptherde zurück.
    Zu den sechs Begleitern des Kastanienbraunen gehörte auch eine junge, schwarzbraune Stute, die sich in den vergangenen Wochen ebenso eng an ihn gehalten hatte wie er sich an sie. Offenbar empfanden sie eine gewisse Verbundenheit, eine gewisse Verantwortung füreinander und in normalen Zeiten hätten sie sich jetzt gepaart. Eine instinktive Ahnung jedoch, daß sie bald nach Norden ziehen würden, hielt die beiden davon zurück.
    Was nun geschehen sollte, stellt eines der großen Rätsel der Tierwelt dar. Das Pferd, diese herrliche Kreatur, die hier bei den Zwillingssäulen entstanden war, sollte die Heimat seiner Ahnen verlassen und nach Asien emigrieren, und die Ebene um die Säulen sollte von anderen Tieren bezogen werden. Dann, ungefähr vierhunderttausend Jahre später, sollte das
    Pferd aus Asien heimkehren und die Weidegründe entlang des Flusses wieder für sich in Anspruch nehmen, um das Jahr 6000 v. Chr. jedoch in der westlichen Hemisphäre aussterben.
    Es war eine sonderbare Flucht, auf die sich die Pferde von Centennial begaben. Sie sollte sie über Tausende von Meilen hinweg in ein Land führen, das noch wenige Jahrhunderte zuvor unter Wasser gelegen hatte. Denn dies begab sich während der Eiszeit: Riesige Gletscher krochen vom Nordpol aus bis nach Pennsylvania, Wisconsin und Wyoming, vernichteten jegliche Vegetation, die sich dort entwickelt hatte, und formten die gesamte Landschaft um.
    An keinem Punkt der ganzen Erde fanden dramatischere Veränderungen statt als an der Beringsee, jener Masse eiskalten Wassers, die Asien von Amerika trennt. Die großen Gletscher verbrauchten so viel Meerwasser, daß sich der Wasserspiegel der Beringsee um hundert Meter senkte. Dadurch verschwand sie gänzlich, und an ihrer Stelle erschien eine massive Landbrücke von über tausend Meilen Breite. Eigentlich war es sogar ein Isthmus, der die zwei Kontinente miteinander verband, so daß jedes Tier - auch der Mensch, als er auf den Plan trat - trockenen Fußes von Asien nach Amerika und umgekehrt wechseln konnte.
    Diese Landbrücke entstand nicht entlang der schmalen Inselkette, die sich heute von Amerika nach Asien erstreckt. Die Austrocknung des Ozeans war so umfassend, daß es der Hauptteil Asiens war, der mit Amerika in Berührung kam. Die Landbrücke war breiter als das gesamte Gebiet Alaskas.
    Auf diese riesige Brücke, deren Entstehung ungefähr mit der Entwicklung des heutigen Pferdes zusammengefallen war, zog der Kastanienbraune mit der Herde nun zu. Und mit der Zeit, als die älteren Hengste einer nach dem anderen starben, wurde er zum

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