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Colorado Saga

Titel: Colorado Saga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James A Michener
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Bemerkungen des Professors einen besonders tiefen Eindruck. Horace der Schreckliche hatte am Ende der Ausgrabungen, als er schon zum Aufbruch rüstete, noch einen kleinen Schatz gefunden, ein komplettes Eohippus-Skelett. Aus diesem zarten Geschöpf war später unser Pferd geworden.
    Der Professor sah sich das Skelett mit größter Aufmerksamkeit an und sagte: »Die müssen damals in solchen Mengen hier herumgelaufen sein wie heute die Hasen.«
    Jim erzählte das den Männern auf der Ranch, und wenn sie jetzt einen Eselhasen über die Prärie jagen sahen, dann dachten sie an andere Zeiten, als die winzigen Pferde hier so zahlreich gewesen waren wie jetzt die flinken Nager.
    Jim Lloyds Liebe zu Clemma Zendt lief nicht besonders gut, war nie besonders gut gelaufen. Von Anfang an war von Liebe wenig die Rede. Jim war von ihr besessen, und von Jahr zu Jahr wurde es ärger. Angefangen hatte es an jenem Julitag des Jahres 1868, an dem Mr. Seccombe Jim als Cowboy angestellt hatte. Als Jim an diesem Morgen aus Zendt's Farm hinausgeritten war, trug er schon das Bild dieses hinreißenden indianischen Mädchens in seinem Herzen, und er wußte, daß er sie haben mußte. Der anstrengende Ritt von Texas herauf in den Norden, die Kämpfe, in denen er zum Mann geworden war, die Furcht, daß er seine Mutter nie wiedersehen würde, das alles ließ ihn nach Freundschaft dürsten, sobald er also die Langhörner auf der Ranch abgeliefert hatte, ritt er zurück ins Dorf und betrat das Geschäft.

»Ich bin Jim Lloyd«, sagte er mit geziemender Verlegenheit. »Ich dachte, ich...«
    Er sprach den Satz nicht zu Ende. Er konnte doch nicht einfach sagen: »Ich möchte mit Ihrer Tochter reden.« Vollends verwirrt wurde er, als Clemmas älterer Bruder durch das Geschäft auf ihn zu polterte und etwas hemdsärmelig fragte: »Was ist gefällig, Söhnchen?«
    Mrs. Zendt, die die Begegnung am Morgen beobachtet hatte und sich denken konnte, was der wahre Grund für Jims Kommen war, rettete ihn aus seiner Verlegenheit, indem sie fragte: »Wollen Sie ein Konto bei uns eröffnen?«
    »Genau!« rief Jim, und sie erklärte ihn, daß eine Seite in ihrem Hauptbuch von jetzt an für seine Einkäufe reserviert sein würde. An seiner ernsthaften Aufmerksamkeit erkannte sie, wie erwachsen dieser Junge in Wirklichkeit schon war. »Vierzehn bis fünfzehn«, hatte Skimmerhorn ihr gesagt.
    Sie wußte, daß er wegen Clemma gekommen war, deshalb sagte sie ganz nebenbei: »Möchten Sie eine Tasse Kaffee mit uns trinken in der Küche mit meiner Tochter?«
    »Ja!« entfuhr es ihm, und zum ersten Mal durfte er jetzt mit Clemma reden.
    Sie war ein überaus reizendes Kind, gerade dreizehn vorbei, mit blühend roten Wangen und einem verschmitzten Lächeln. Als er ihr unten am Platte zugelächelt hatte, da hatte sie gewußt, daß er sie besuchen würde, und ihr Instinkt sagte ihr auch bereits, was sie tun mußte, um ihn an sich zu fesseln. Sie tat, als interessierte sie sich nicht im geringsten für ihn, setzte sich aber so, daß er nicht anders konnte, als sie immerfort anzusehen.
    Mr. Skimmerhorn hatte ihm gesagt, daß sie ein Halbblut war, und jetzt sah er, wie indianisch ihre hohen Backenknochen und das breite Kinn wirkten. Ihre Augen waren sehr dunkel, sie trug ihr schwarzes Haar in Zöpfen, in die nach alter Sitte Stachelschweinborsten eingeflochten waren. Indianisch war auch die vollkommene Anmut, mit der sie sich bewegte.
    Was er nicht sehen konnte, war, daß sie auch den Humor einer Indianerin hatte, eine spöttische Art, das Leben zu betrachten, die sie von ihrer Mutter geerbt hatte und mit der sie jetzt ihren ersten Verehrer aufzog.
    Sooft er in den nächsten zwei Jahren in das Dorf kam, wollte er immer wieder ernst mit ihr reden, nicht immer nur Possen reißen, aber sie stieß ihn zurück. In ihren Augen war er nur ein ungeschickter Cowboy, der sich nicht zu benehmen wußte, und sie begann bereits, sich für etwas Besseres zu halten. Eingehend musterte sie die Fremden, die auf dem Weg von Omaha nach Denver vor ihrem Geschäft anhielten, und formte sich danach ein Bild, wie ein Gentleman aussehen sollte. Daneben kam ihr Jim wie ein unmündiger Knabe vor.
    Als Jim sechzehn war, beschloß er, etwas zu tun, was sie von der Ernsthaftigkeit seiner Absichten überzeugen sollte. An einem Sonntag ritt er in seinen besten Kleidern zu der Einfriedung vor dem Geschäft, wartete dort, bis die Zendts aus der Kirche kamen, ging dann mutig auf Levi zu und fragte ihn: »Kann ich

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