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Colorado Saga

Titel: Colorado Saga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James A Michener
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Centennial am Bahnhof, um zu sehen, wer sich um das Garrett-Vieh kümmern würde. Die Lokomotive pfiff zweimal laut, dann trudelte der Zug langsam ein und hielt an. Postsäcke wurden herausgeworfen, die Briefpost ausgetauscht, doch die Leute von Centennial richteten ihre ganze Aufmerksamkeit auf die vier Güterwagen. Ein schlanker Mann, Ende der Dreißig, stieg aus dem ersten Waggon. Er trug den üblichen breitrandigen Hut. Trotzdem bemerkten die Frauen, daß sein Haar leicht ergraut war. Er hatte tiefliegende, blitzende Augen, ging mit festen Schritten auf die Menge zu und rief, sich selbst vorstellend, mit einer weiten Handbewegung:
    »Ich bin Messmore Garrett. Wer von euch will mir beim Ausladen helfen?«
    Da stand eine ganze Reihe erfahrener Cowboys in der Menge, aber erstaunlicherweise meldete sich keiner. Nur Amos Calendar drängte sich vor, wischte seine Nase am Ärmel ab und sagte: »Ich bin Calendar.«
    »Hat Bagby Sie angeworben?«
    »Ja.«
    »Freut mich, Sie kennenzulernen. Legen Sie gleich die Bretter zum Ausladen an.«
    Calendar ging zu einem der vom Zug bereits abgekoppelten Waggons und legte ein Entladebrett an. Jemand im Wageninneren schob knarrend die Tür auf. Ein einziger Schrei der Verblüffung kam aus der Menge der Cowboys: »Herr im Himmel! Schafe!«
    Und die Rampe hinunter drängten Hunderte wolliger Schafe, schmutzig von der langen Fahrt, neugierig und hungrig. Ein Bock wandte sich ausgerechnet den Cowboys zu. Sie wichen entsetzt zurück wie vor einer Klapperschlange. »Fort von mir!« kreischte einer wie eine furchtsame Frau, aber der Bock ließ sich nicht beirren und drängte weiter gegen die Beine der Cowboys. Einer, den der Bock streifte, versetzte diesem einen kräftigen Tritt gegen den Schädel, wild fluchend, wie es nur Cowboys können. »Das verdammte Vieh hat mich berührt!« rief er voll Abscheu seinen Freunden zu.
    Bis zum Abend desselben Tages hatte sich im ganzen Norden Colorados und weit bis Wyoming hinein die Nachricht von der Schafinvasion im Rinderland verbreitet. John Skimmerhorn, ratlos und entsetzt, kabelte sofort nach Bristol:
    Perkin - Achtzehnhundert Schafe in unsere Ranch eingedrungen - erwarten sofortige Weisungen
    Skimmerhorn
    Die Antwort war kurz und bündig: »Weg damit.« Das war in der Tat die einzig mögliche vernünftige
    Antwort, denn es war eine ausgemachte Sache, daß Rinder und Schafe nicht das gleiche Weideland benützen konnten.
    »Schafe sind dreckige Biester«, schimpften die Cowboys an diesem Abend, als der Gestank der Tiere erstmals ihre Nasen belästigte. »Kein Ochse rührt das Gras an, über das diese Wollknäuel gelaufen sind. Sie lassen einen höllischen Gestank zurück - heiliger Gott, ich rieche ihn schon!«
    »Was noch schlimmer ist«, sagte ein anderer, »ein Schaf frißt das Gras bis zur Wurzel ab. Eine Kuh findet dann zwei Jahre lang kein Futter.«
    »Das schlimmste ist der Gestank«, meinte ein dritter. »Wenn mein Alter ein Restaurant betrat, roch er es, wenn dort einmal in den letzten Monaten ein Hammel gekocht worden war. Rinder sind nicht dumm, auch sie wissen, daß dieser Gestank einen umbringt.«
    So begann also der Krieg. Es war Notwehr, Selbstschutz der Rancher, wenn sie versuchten, die Schafzüchter aus dem Lande zu treiben. Und sie konnten in der Verfolgung ihrer Ziele hart und grausam sein. Im Cheyenne-Club tauschten sie ihre Nachrichten aus. Manche waren der Meinung, der beste Weg, ihre Ländereien vor den Schafen zu schützen, wäre, sie einfach abzuschießen. Andere versprachen sich mehr Erfolg davon, sie des Nachts mit Knüppeln zu erschlagen. Ein Rancher vom Laramie River brachte seine Cowboys dazu, eine ganze Schafherde in einen Abgrund zu treiben. »Mehr als tausend«, erzählte er befriedigt, »sind wir so losgeworden.«
    Wieder andere waren für Gift. »Wenn wir Salpeter oder Kupfervitriol auf die Weiden bringen«, sagte ein Mann von Chugwater, »muß eine höllische Menge von Schafen draufgehen. Und das Rind nimmt keinen Schaden.«
    Claude Barker, ein bekannt ruhiger und gelassener Mann, äußerte sich wenig zu dem Problem. Als aber drei Schafhirten mit ihrer Herde in sein Land eindrangen, wurden zwei erschossen - und der dritte nur deshalb am Leben gelassen, damit er den Rest der Herde wieder forttreiben konnte.
    Auf der Venneford-Ranch spitzte sich die Lage besonders zu. Oliver Seccombe war eben auf dem Weg nach England, als Messmore Garrett mit seinen ersten vier Waggons Schafen in Centennial eintraf. Die

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