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Colorado Saga

Titel: Colorado Saga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James A Michener
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Ausfahrten und frohe Geselligkeit. Im Osten wachte Calendar über seine Herde, sah wochenlang keinen Menschen und sprach nur zu seinem Hunde Rajah, einem ungewöhnlichen Tier, das viel Freude an menschlicher Gesellschaft fand und Calendars Worten so aufmerksam lauschte, daß es fast fähig schien, seine Sprache zu erlernen.
    Am Fluß entlang ging Potato Brumbauch seinen verschiedenen Plänen nach. Mit seiner Musterfarm demonstrierte er in der Praxis, was Wasser für den Boden bedeutet, und wie man mit ihm eine Wüste zum Blühen bringen konnte. Er verfrachtete nun Wagenladungen von Melonen nach Denver, zog süßen Mais und hatte besonderen Erfolg mit seinen Zuckerrüben, die er an Rinder verfütterte, da es weit und breit keine Zuckerfabrik gab. »Ein komisches Land«, sagte er, »ein Land, das die besten Zuckerrüben hervorbringt, aber auch Menschen, die zu träge und einfallslos sind, um eine Fabrik zu bauen. In
    Rußland hatten wir schon vor vierzig Jahren eine.« Er dachte daran, auch in dieser Richtung etwas zu unternehmen.
    In der Stadt neigte sich das erfolgreiche Leben Levi Zendts dem Ende zu. Seine vielen Unternehmungen machten gute Fortschritte. Sein Sohn war brav und wohlgeraten, und nur die Abwesenheit seiner Tochter Clemma bedrückte ihn. Es tat ihm leid, daß es im weiten Umkreis keine Indianer mehr gab; er vermißte es, daß nie mehr ein Arapaho, eine wollene Decke um die Schultern, in seinen Laden kam und interessiert zusah, was hier geschah. »Dieses Land war geschaffen für Indianer«, sagte er einmal zu Lucinda. »Ohne sie sind wir alle um etwas betrogen.«
    Der große Mann der Stadt jedoch, dessen Geschicke eine dramatische Wendung zum Besseren genommen hatten, war Messmore Garrett. Seine Entschlossenheit, sein Land zu schützen und seine Schafzucht auszudehnen, war so kühn und beharrlich, daß ihn sogar die Bankiers zu respektieren begannen. Und selbst der »Clarion« bequemte sich zu einem Waffenstillstand in seinem Kampf gegen die Schafe.
    Im letzten Juni verbrachte der Earl of Venneford, ein gutaussehender, dünner, grauhaariger Herr in den Siebzigern, drei Wochen auf der Ranch. Dann ließ er sich in einer bequemen Kutsche nach Line Camp Vier fahren.
    Charlotte war ständig an seiner Seite, sprach eindringlich von großen Fortschritten und machte ihn mit den anderen britischen Ranchern in diesem Gebiet bekannt.
    Doch als die vielen Festivitäten zu Ende waren und Lord Venneford sich bereitmachte, den Zug nach Chicago und New York zu besteigen, wo ihn das Schiff erwartete, senkte er noch kalte Angst in Oliver Seccombes Herz: »Ich habe Wunderdinge gesehen«, sagte er mit dünner Fistelstimme, »die ich nie zu sehen erwartet habe. Austern in Wyoming! Das schöne Line Camp Vier! Den Charme meiner Gastgeberin! Und weiß Gott was sonst. Nur eines habe ich nicht gesehen: Rinder! Ich werde daher sofort nach meiner Ankunft in England Finlay Perkin herüberschicken, damit er hier nach dem Rechten sieht. Er wird genaueste Rechnungslegung fordern. Dessen bin ich ganz sicher.« Ohne weitere Formalitäten bestieg er den Zug und fuhr ab.
    Zu Oliver Seccombes Gunsten muß gesagt werden, daß er in keiner Weise versuchte, seine Frau zu belasten. Er warf ihr nicht vor, ihn zu verschwenderischen Ausgaben gedrängt zu haben, noch lächelte er über den geschmacklosen Prunk, in dem sie das Herrenhaus hatte errichten lassen. Er hatte mit ihr dreizehn glückliche Jahre verlebt und fand sie heute ebenso aufregend und unberechenbar wie zu der Zeit, als er ihr den Hof gemacht hatte. Sie sprach immer noch mit wohllautender Stimme und einem reizenden Akzent, sie lachte immer noch über die Widerwärtigkeiten des Lebens und hatte nicht ein einziges Mal darüber geklagt, daß das Leben in Colorado nicht das sein konnte, was sie erhofft hatte. Sie liebte das Land und war eine beispielhafte Rancherfrau.
    »Warum schickt Venneford Finlay Perkin herüber?« fragte Charlotte.
    »Wir haben etwas mehr ausgegeben, als wir belegen können«, sagte Oliver Seccombe leichthin.
    »Was meinst du damit?«
    »Die Buchzählung. Es sollten eigentlich mehr Rinder auf den Weiden sein, als wir tatsächlich haben.«
    »Das ist doch leicht zu erklären! Die Kühe haben eben nicht immer Kälber.«
    Sie fuhren im Wagen zurück zum Line Camp Vier. Seccombe konnte nicht umhin, sie auf die heiklen Probleme hinzuweisen, die zweifellos auftreten würden, wenn Finlay Perkin mit seinem Notizbuch und den Geschäftspapieren anrückte. »Er wird eine

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