Colorado Saga
wasserfest ist«, sagte Perkin, ohne jemanden anzuklagen. Er berichtete nur, was man ihm gesagt hatte.
»Auch sonnenfest?« fragte Skimmerhorn.
»Da hat er sich nicht festgelegt«, sagte Perkin.
Man brachte ihm ein paar Bretter, und Perkin malte blaue Farbstreifen darauf. In der Tat war die Sonne in diesem Herbst so ungewöhnlich stark, daß die Streifen schon nach wenigen Tagen zu verblassen begannen. Das kostspielige und zeitraubende Unternehmen hatte sich als völlig wertlos erwiesen.
»Also sind wir wieder bei der Buchzählung gelandet«, sagte Perkin.
Zu guter Letzt fuhren sie also zum Hauptgebäude. Und nach dem ersten Blick auf das protzige Herrenhaus wußte Perkin, daß er hier einen handfesten »Fall« hatte, ob die Farbe nun hielt oder nicht.
»Ich bin gespannt, wie sich Ihr Schloß in den Büchern ausnimmt«, sagte er schneidend. »Scheunen zuerst!«
Seccombe konnte schwarz auf weiß belegen, woher er das Geld für die roten Scheunen, die schönsten von Colorado, genommen hatte - und ebenso für die Corrals und für die Speicher. Aber als es um das Herrenhaus ging, waren die Eintragungen in jämmerlichem Zustand.
»Nun - diese Gelder kommen, wenn ich recht verstehe, aus Bristol, von Henry Buckland, dem Vater Ihrer Frau? Gut. In Ordnung. Und diese hier - woher sind diese Summen?«
Seccombe stotterte herum, doch Perkin drang nicht in ihn, er ließ ihm Zeit und wartete ruhig. Und wenn Seccombe eine Erklärung genau dort abbrach, wo es um die Herkunft der Gelder ging, sagte Perkin auch nichts, machte sich Notizen und ging auf einen anderen Gegenstand über. Sein Drang, Seccombe den Hals zu brechen, war unstillbar. Er wußte, daß schwere Verfehlungen geschehen waren, aber zu den eigentlichen Unterschlagungen vorzudringen, war nicht leicht; solange er für diese keinen Beweis hatte, hatte er auch keinen »Fall«, das war ihm klar.
Dann wandte er sich plötzlich von den Zahlen des Herrenhauses ab und prüfte die Ausgaben für die Bewässerung. Er sah nicht ein, warum Venneford so viel Geld investiert hatte, um Wasser in ein Land zu bringen, das es nicht brauchte, und je mehr er von Wassergräben und zwecklosen Grünflächen sah, desto unruhiger wurde er. Schließlich überredete ihn Skimmerhorn, Potato Brumbauch zu besuchen.
Der sprach mit dem gewohnten Überschwang: »Mr. Perkin, schauen Sie sich dieses Grasland an, schauen Sie auf diese Heuvorräte für den Winter!«
»Aber in diesem Klima haben wir doch noch nie Winterfutter gebraucht«, entgegnete Perkin, »das ist ja Vergeudung.«
»Mr. Perkin!« rief Brumbauch - er sprach den Namen wie »Berkin« aus, was den Schotten sichtlich irritierte. »Mr. Perkin, der Winter wird kommen, und das Heu wird Goldes wert sein. Auf meiner Farm habe ich fast soviel Heu, wie Sie haben, und wenn der Winter kommt, werde ich es für unzählige Dollar verkaufen.« Als die Aussprache beendet war, fragte Perkin scharf: »Wer ist dieser Mann?«
»Der erfolgreichste Farmer in unserer Gegend«, sagte Skimmerhorn. »Ein Russe.«
»Ein Russe!« rief Perkin. »Was macht er hier?« Und Brumbauchs Argumente zählten nicht mehr. Das Bewässerungsprojekt war ab nun eine unverantwortliche Vergeudung von Bristol-Geldern.
Am 15. November wußte Perkin alles, was er zu wissen wünschte. An diesem Abend sprach er mit Seccombe in voller Offenheit über das Ergebnis seiner Untersuchungen. »Lord Venneford hat mich hierhergesandt, um ganz bestimmte Fakten festzustellen. Das habe ich getan. Sie haben unser Geld verschleudert. Sie haben Rinder gekauft, ohne sie zu zählen. Ich habe den begründeten Verdacht, daß Sie mit den Verkäufern unter einer Decke stecken. Und es liegt auf der Hand, daß Sie unsere Kühe und Kälber verkauft haben, um dieses monströse Schloß zu bezahlen. Ich werde das Resultat meiner Erhebungen Seiner Lordschaft präsentieren. Es ist durchaus möglich, daß er sich entschließt, gegen Sie gerichtliche Schritte zu unternehmen. Wenn er dazu meinen Rat hören will - ich werde ihm ganz bestimmt beistimmen. Denn wenn ich je eine betrügerische Verwendung von Gesellschaftskapital festgestellt habe, dann war es hier.« Damit ging er zu Bett.
Doch aus seiner Abreise wurde nichts. In der Nacht war das Thermometer, völlig gegen die Regel, bis auf zwanzig Grad unter Null gefallen, höchst unerwartet für diese Jahreszeit. »Wir fahren morgen nach Cheyenne«, schlug Seccombe vor. Doch in der folgenden Nacht brauste ein furchtbarer Sturm über das Land und ließ über
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