Colorado Saga
werden.
»Komm heraus, Coker!« rief Frank Pettis wiederholt, »komm heraus, oder du wirst geröstet!«
Coker hatte keine andere Wahl mehr. Ergriff nach seinem LeMat, prüfte die Pulverkammern der abgesägten Schrotflinte und wartete, bis die Flammen seine Füße erreichten. Dann, statt aus der Tür zu treten, sprang er aus dem Fenster und feuerte sogleich dorthin, wo er die Brüder vermutete. Aber er irrte abermals.
Kurz bevor Coker gesprungen war, hatte Frank seinen jüngeren Bruder zur Vorsicht gemahnt: »Er wird versuchen, durch das Fenster zu flüchten!« Und so sprang Coker direkt in das tödliche Feuer von zwei Gewehren. Sieben Schüsse trafen ihn in Kopf und Brust, und er starb, ehe er das Magazin seines LeMat leergeschossen hatte.
»Am besten, wir werfen diese verdammten Schafhüter ins Feuer«, sagte Frank. Sie hoben zuerst den steifen Leichnam des Mannes auf, der die Cokers hatte warnen wollen, schwangen ihn zweimal hin und her und warfen ihn in die Flammen. Dann, mit einem kraftvollen Schwung, schleuderten sie den toten Coker in die lodernden Reste seiner Hütte.
»Das wird ihnen eine Lehre sein«, sagte Frank.
Nach diesen grausamen Mordtaten appellierten die Schafzüchter an die Gouverneure von Wyoming und Colorado um ausreichenden Schutz gegen diesen brutalen Terror. Doch man sagte ihnen, es gäbe keinerlei Beweise dafür, daß diese Verbrechen gegen die Schafzüchter gerichtet gewesen waren. Und die Annahme, daß die Pettis-Brüder von Rinderzüchtern dazu gedungen worden seien, müsse doch jedem anständigen Menschen als ungeheuerlich erscheinen. Tatsache war, daß auch nicht der Schimmer eines Beweises dafür erbracht werden konnte, daß die Pettis-Brüder mit diesen Morden etwas zu tun hatten. Es schien eher wahrscheinlich, daß sie von durchziehenden mexikanischen Schafhütern begangen worden waren.
Messmore Garrett hatte eine ziemlich klare Vorstellung von dem, was geschehen war - und was noch geschehen konnte. Mit schußbereiter Waffe ritt er zu Amos Calendar. »Sie werden der nächste sein«, sagte er, »... oder ich. Haben Sie eine Ahnung, wo sie sich versteckt halten könnten?«
»Ja«, sagte Calendar kurz.
»Sagen Sie's mir, und ich erledige sie!«
»Das ist mein Job. Sie passen auf die Schafe auf.« Calendar ritt nach Centennial und sandte einen Boten zur Venneford-Ranch, um Jim Lloyd holen zu lassen. Als der Vormann eintraf, sagte Calendar zu ihm: »Jim, sie haben Coker umgebracht.«
»Ich weiß es.«
»Er war dein Freund.«
»Ja.«
»Sie sind im Saloon in Blue Valley zu finden.«
»Was hast du vor mit ihnen?«
»Wenn du mir hilfst, werde ich sie umlegen.«
»Wenn ich dir helfe?«
»Coker war dein Freund - oder nicht?«
Jim biß sich auf die Lippen. Er mochte Schießereien nicht. Aber Bufe Coker war wirklich sein Freund gewesen. In einem Gefecht mit den Comanchen hatte er Jim das Leben gerettet. In einem noch schlimmeren Kampf mit den Pettis-Brüdern sogar ein zweites Mal. Sie waren mehr als Freunde, sie waren Brüder gewesen, und Jim erinnerte sich, was Bufe in jener letzten Nacht gesagt hatte, als sie die Zwei-bis-vier-Uhr-Wache geritten waren: »Wenn zwei Burschen vier Monate lang Wache reiten und Staub schlucken - das macht sie zu Brüdern. Meinst du nicht auch?«
»Ich gehe mit«, sagte Jim.
Als sie westwärts auf die Berge zu ritten, erhielten sie eine ganz unerwartete Verstärkung. Sie hörten ihre Namen rufen: »Jim! Calendar!«
Es war Potato Brumbauch auf seinem Lieblingspferd. »Ihr seid hinter den Pettis-Brüdern her?«
»Richtig.«
»Ich schließe mich an.«
»Wie kommst du dazu?«
»Sie wollten meine Farm niederbrennen. Zendt und Skimmerhorn halfen mir damals.«
»Die Pettis-Brüder?«
»Gewiß. Wußtest du das nicht? Die Rinderzüchter von Wyoming hatten sie engagiert.«
Keine seltsamere Gruppe war je diesen Trail geritten: ein schon etwas bejahrter Wolgadeutscher Farmer, der in die Sache nicht direkt verwickelt war, ein junger Ranchvormann, dem Schießen ein Greuel war, und ein todsicherer Schütze, einen schweren Büffeltöter über dem Sattel, der genau wußte, daß er als erster schießen mußte - wenn er überhaupt dazu kommen wollte.
Die drei ritten westwärts, bis sie den Pfad erreichten, der den Clear Creek hinauf in das Blue Valley führte; dort wandten sie sich scharf nach Norden in unwegsames Gelände.
»Die Pettis-Brüder schlafen nie«, warnte Calendar. »Der geringste Anlaß weckt ihren Verdacht. Es darf uns niemand sehen.« Das war
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