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Colorado Saga

Titel: Colorado Saga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James A Michener
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nicht Mr. Seccombe, er prüft uns.«
    »Was haben wir denn verbrochen? Seine Rinder gerettet - das ist alles.«
    »Er will feststellen, ob wir uns gegenüber dem Mann, für den wir arbeiten, loyal verhalten haben.« »Ich bestimmt. Und wie steht's mit dir?«
    »Ich bin loyal zu meinem Boß, bis er ins Gefängnis kommt.«
    »Du glaubst... du glaubst, Mr. Seccombe muß ins Gefängnis?«
    »Nach dem Blizzard nicht mehr. Wenn Mr. Perkin zu Gericht ginge und zu dem Richter sagte, ein Teil seiner Rinder sei verschwunden, und der Richter hätte selbst ein paar, er würde antworten: >Zur Hölle mit Ihnen! Meine sind alle weg!< Perkin kann keinen Fall mehr aufbauen.«
    »Ich mag diesen Hundesohn nicht«, sagte Jim. Und er war auch nicht zu finden, als sich der Schotte verabschiedete.
    Seccombe und seine Frau begleiteten Perkin nach Cheyenne. Auf der Bahnstation sagte Perkin: »Sie haben im Kampf gegen den Blizzard Beachtliches geleistet, Oliver. Sie verdienen unseren Dank.«
    »Aber Sie sind dennoch entschlossen, einen Prozeß anzustrengen?«
    »Nicht, wenn Sie abtreten, Oliver. Sie sind fast siebzig. Ziehen Sie sich zurück.«
    Der Zug fuhr in die Station ein, der Schaffner schrie: »Alles einsteigen nach North Platte, Grand Island, Omaha!« Und Charlotte sagte dem kleinen Mann ein kühles Lebewohl, Oliver tauschte mit ihm einen formellen Händedruck. Dann führte er Charlotte in den Cheyenne-Club.
    Er fand dort eine herbstlich trübe Stimmung, als ob das Ende einer Ära schon gekommen wäre. Anstatt der Munterkeit, die sonst an der Bar und in den Spielsälen herrschte, wenn der Winter vorüber war und die Polosaison einsetzte, herrschte jetzt fast feierlicher Ernst.
    »Claude Barker? Erledigt. Hat keinen Penny mehr.« »Morton Frewen? In furchtbarer Verfassung, der arme Bursche. Sagte etwas von Südafrika.«
    »Die Chugwater-Leute? Keine Festlichkeiten in
    Dundee dieses Jahr. Man sagt, ihre Verluste seien so schwer, daß man sich auf Schafe verlegen werde.«
    Und so ging die traurige Litanei weiter. Tausende Rinder waren verhungert, auf mancher Ranch bis zu neunzig Prozent des Bestandes. Boston gab kein Geld mehr. Siebzehn Clubmitglieder - denken Sie! -siebzehn unserer bestfundierten - ausgeschaltet. Pleite.
    Der Club selbst war in traurigem Zustand. Mehr als die Hälfte der Cheyenne-Herren hatten so enorme Verluste erlitten, daß sie die Mitgliedschaft zurücklegten. Die Speiseräume, sonst im Frühling ein Ort heiteren Genusses, waren trostlos und verlassen, und die weißen Tischtücher erinnerten die wenigen Gäste an ihre schneebedeckten Felder. Sogar das Zimmer, in dem Seccombe abzusteigen pflegte, machte einen verwahrlosten Eindruck.
    Wie traurig, wie unendlich traurig. Oliver ertrug es zwei Tage lang.
    Dann sagte er zu Charlotte in düsterer Verzweiflung: »Daß es so jämmerlich enden muß, so unsagbar jämmerlich.«
    »Vergiß diesen kleinen Wurm«, sagte sie scharf, »er kann uns nichts anhaben.«
    »Ich rede nicht von Perkin, ich rede von mir.«
    »Wir können alles in Ordnung bringen. Was soll jetzt die Buchzählung? Wenn wir die verdammten Rinder gehabt hätten, sie wären ja doch erfroren.«
    Er war bestürzt, daß sie kein Verständnis für seinen Schmerz zeigte - und für dessen Ursachen. Er versuchte ihr zu erklären: »Wenn ich Jim Lloyd im Blizzard beobachtete... und Texas Red... sah, wie sie ihre Anweisungen gaben, alles taten, was eigentlich der Boß tun sollte...«
    »Sie werden dafür bezahlt. Es ist ihr Job.«
    »Auch Claude Barker ritt dreißig Meilen im Sturm, um Hilfe zu holen... er verlor zwei Finger.«
    »Claude Barker ist ein dummer, unfähiger Geck. Wäre er zu Hause geblieben, hätte er sich nicht die Finger erfroren.«
    Oliver Seccombe sagte nichts mehr. Für Männer, die sich erkühnen, Rinder zu züchten, gibt es gewisse akzeptable Verhaltensweisen, und die hatte er nicht eingehalten. Sein Mut hatte ihn verlassen und mit ihm der Großteil seiner Stärke. Er sehnte sich nach der Ordnung und Sauberkeit der großen Ranch, die er aufgebaut hatte. Aber als sie zurückkehrten zu dem prahlerischen Schloß, das ihn so viel von seiner Tatkraft gekostet hatte, versank er in düstere Gedanken. Er beachtete es nicht, wenn Charlotte ihn aufzumuntern versuchte, wich dem Personal aus, schnauzte Skimmerhorn an und trank jeden Tag mehr - bis in die späte Nacht hinein.
    Es war Jim Lloyd, der den Schuß hörte. Jim wunderte sich, wer da so nahe dem Hauptgebäude zu schießen hatte, sattelte sein Pferd und

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