Colorado Saga
verkauft. Die Mischlingsfärsen wurden wieder mit HerefordBullen zusammengebracht, und ihre
Nachkommenschaft war schon zu drei Viertel Hereford und zu einem Viertel Langhorn; nach fünf Kreuzungen waren die Kühe der Crown-Vee-Ranch zu einunddreißig Teilen Hereford und zu einem Teil Langhorn, und an diesem Punkt waren die berühmten Langhörner aus Texas, biologisch gesehen, erloschen, jedenfalls auf der Venneford-Ranch.
»Wo die anderen eingehen, da halten die Herefords durch«, so lautete bald das Gesetz der Rinderzüchter. Die Kühe waren tüchtige Mütter, aber vor allem waren sie schön und bestens geeignet für die Lebensbedingungen in der Prärie.
»Sie stehen auf der Prärie wie gemeißelt«, sagte Jim eines Morgens zu Skimmerhorn, als sie sich die neuen
Kälber ansahen. »Ein eintägiges Kalb sieht schon aus, als könnte es mit einem Wolf fertig werden.«
Am eindrucksvollsten jedoch waren die großen Hereford-Bullen. King Bristol wurde der berühmteste Zuchtstier des Westens. Andere Rancher nahmen oft weite Entfernungen in Kauf und schleppten ihre Kühe herbei, in der Hoffnung, sie könnten einen Bullen werfen, der nach dem Vater geriet. Er wurde immer schwerer, wie ein Berg schritt er von einem Tal ins andere, und Jim wurde nie müde, ihm zuzusehen, wie er die massigen Knie abbog, die Hufe einzog und sie dann vorwärtswarf, um das nächste Stück Weide in Besitz zu nehmen.
Auch seine Söhne waren herrliche Bullen, einige erwarben sich auf anderen Ranches hervorragenden Ruf, aber mit dem mächtigen Erzeuger konnte es keiner aufnehmen. Er war wahrlich ein König, und wenn andere Rancher kamen, um einen Sohn von ihm zu erwerben, dann standen sie oft minutenlang einfach da und bewunderten den Alten, seine vollkommene Gestalt, den mächtigen Kopf, die nach unten gebogenen Hörner und die schwere Schnauze. »Er läßt sich von einem Kind führen«, versicherte Jim den Besuchern, und manchmal ließ er Ellen Mercy, John Skimmerhorns Enkelin, den riesigen Stier an den Zaun bringen.
Die Ranch verdiente ihr Geld auf zwei Arten. Einerseits wurden fünfundneunzig Prozent aller Stierkälber kastriert, drei Jahre lang auf die Prärie geschickt und dann nach Chicago verkauft; dafür gab es bares Geld. Andererseits verkauften sie ihre Tiere zu Zuchtzwecken. Die Färsen blieben auf der Ranch, damit Kälber geworfen wurden; aber alljährlich kamen Rancher aus dem ganzen Westen zur VennefordRanch, um weibliche Tiere zur züchterischen Aufbesserung ihrer eigenen Herden zu kaufen. Dabei erzielte man ganz schöne Preise. Manchmal wurden auch Bullen verkauft, mit denen ein Rancher eine neue
Hereford-Herde beginnen wollte. Dank den Pionieren der Venneford-Ranch und dank Jim Lloyds rücksichtslosem Bestehen auf reinrassigen Tieren wurden die Herefords die edelsten Rinder des Westens, und bald schlug nicht nur Jim das Herz schneller, wenn er die Prärie mit »Bleichgesichtern« bevölkert sah.
Im nachhinein behaupteten einige, der Bischof von Chicago habe es absichtlich getan, weil sein Vater sich ohne Erfolg in Nebraska als Rancher versucht habe. Aber man konnte doch nicht annehmen, daß ein Mann der Kirche derart boshaft war.
Die Union Church in der Dritten Straße brauchte einen neuen Pastor und der Bischof von Chicago sandte einen glühenden Bericht über einen verantwortungsbewußten jungen Mann namens Bluntworthy, der in einer ländlichen Gegend von Iowa Hervorragendes geleistet hatte. Was der Bischof allerdings nicht sagte, war, daß er den jungen Bluntworthy für den größten Tölpel und Einfaltspinsel hielt, der ihm jemals untergekommen war. Die Gemeinde lud den jungen Mann also ein, eine Predigt zu halten, und ein Empfangskomitee, darunter John Skimmerhorn, Jim Lloyd und noch drei weitere Rancher, wurde dazu abgeordnet, ihn vom Zug abzuholen, ins Hotel zu führen und am Sonntag der Gemeinde vorzustellen.
Je länger sie mit dem eher schüchternen jungen Mann sprachen, um so besser gefiel er ihnen. Seine theologischen Ansichten kamen ihnen vernünftig vor; von der seelsorgerischen Tätigkeit hatte er offensichtlich die richtige Auffassung; und er liebte Farmen. »Ich bin auf einer Farm aufgewachsen, und ich bin der Meinung, daß Städte wie Centennial, die Stadt und Land glücklich miteinander verbinden, eines Tages das Rückgrat unseres Landes bilden werden.« »Bessere Ideen könnten Sie kaum haben«, sagte
Skimmerhorn zustimmend, und noch bevor Bluntworthy überhaupt zu predigen angefangen hatte,
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