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Colorado Saga

Titel: Colorado Saga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James A Michener
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ritt über den nahen Hügelkamm. Er fand einen weißhaarigen Mann auf der Prärie liegen, mit dem Gesicht zur Erde.
    Er ritt zum Schloß zurück und rief - um keine Panik auszulösen - mit leiser Stimme: »Mrs. Seccombe! Mrs. Seccombe! Bitte kommen Sie mit mir.«
    Noch einmal bekam Levi Zendt einen Brief von seiner Familie in Lancaster, in Bruder Mahlons verkrampfter, mickriger Handschrift:
    »Bruder Levi,
    soeben sind uns aufregende Nachrichten zu Ohren gekommen. Die Regierung der Vereinigten Staaten, verabschiedet jetzt ein Gesetz, demzufolge jeder weiße Mann, der unter Druck eine Indianerin geheiratet hat, das heißt, wegen des Friedens, bevor genug Soldaten da waren, um sie zu erschießen, das Recht haben soll, sich von ihr scheiden zu lassen. Du brauchst nur zum Postamt zu gehen und ihnen sagen, daß Du die Indianerin heiraten mußtest, und sie werden Dir sagen, wie das mit der Scheidung geht, und es kostet Dich überhaupt nichts.
    Das ist eine großartige Gelegenheit, einen Fehler wieder gutzumachen, denn Du weißt, daß Deine Brüder und ich uns sehr geschämt haben, daß Du mit einer Indianerin verheiratet bist, wo sie doch die Schwester der Pasquinels, dieser Mörder, ist. Wir haben auch sehr darauf geachtet, daß kein Mensch in Lancaster davon erfährt. Jetzt kannst Du alles wieder in Ordnung bringen. Du mußt nur zum Postamt gehen.
    Dein Bruder Mahlon«
    Levi war über den Brief so empört, daß er ihn zu Boden warf. Er konnte es einfach nicht fassen, daß ein Mensch so über eine Frau schreiben konnte, die er nie gesehen hatte, von der er überhaupt nichts wußte, außer der Tatsache, daß sie eine Indianerin war. Angeekelt schüttelte er den Kopf, dann hob er das Papier an einer Ecke auf und hielt mit der Linken ein brennendes Zündholz darunter. Er wollte nicht, daß Lucinda dieser Brief in die Hände fiel. Als die Flamme schon fast seine Finger erreicht hatte, ging seine Frau vorbei, groß und anmutig, sah das Feuer und fragte: »Was machst du da?«
    »Eine alte Rechnung verbrennen«, sagte er. »Hoffentlich bezahlt?«
    »Schon lange«, antwortete er, und die Asche fiel zu Boden.
    Dennoch konnte er dieses unwürdige neue Gesetz nicht vor ihr geheimhalten. Eines Morgens, als er gerade das Geschäft fegte, hörte er sie lachen, und als er sich umwandte, sah er sie in der Sonne stehen und eine bedruckte Flugschrift lesen. Darauf stand mehr oder weniger dasselbe wie in Mahlons Brief, nur wurde dem scheidungswilligen Ehemann das Gericht empfohlen anstatt des Postamts. Sie reichte ihm den Zettel, aber nachdem er ein paar Zeilen gelesen hatte, zerdrückte er das Papier in der Hand und murmelte mehrere mennonitische Obszönitäten.
    »Ich hätte dir das gerne erspart«, sagte er.
    »Hast du es schon gewußt?«
    »Ja, Mahlon sei Dank. Die angebliche Rechnung, die ich verbrannte, war Mahlons Brief, in dem er mir diese einmalige Gelegenheit ans Herz legte.« Er schlang einen Arm um sie und sagte: »Es ist unglaublich, daß die Regierung sich zu so was hergibt. Aber das ist nur das letzte Glied in einer langen Kette... «
    »Sie sind etwas kopflos«, sagte Lucinda und fühlte sich sehr indianisch in ihrem Ärger. Aber als Frau konnte sie sich nicht zurückhalten, den Mann, mit dem sie so lange gelebt und so vieles durchgemacht hatte, auf die Probe zu stellen. »Du kannst mich loswerden, wenn du willst«, flüsterte sie.
    Er führte sie zu einem Stuhl. Sie setzte sich, und er stand vor ihr, ein kräftiger Mann nahe an die Siebzig, der sie mehr als alles andere in seinem Leben geliebt hatte. »Dich loswerden! Wenn du wieder in St. Louis wärest, würde ich auf den Knien hinkriechen, um dich zu holen!«
    Sie sah zu ihm auf, lächelte und streckte ihre Hand aus.
    Kaum war Finlay Perkin glücklich in Bristol gelandet, verfertigte er eine der klügsten Denkschriften, die jemals über den Westen geschrieben worden waren. Gerichtet war das Papier an die Direktoren des Venneford-Unternehmens, aber es entsprach seiner üblichen Vorsicht und Genauigkeit, Durchschläge an Skimmerhorn und Jim Lloyd zu senden. Nach einer großartigen Analyse der Rinderwirtschaft, wie sie sich nach dem Blizzard darstellen würde, gab er folgende Empfehlungen:
    1. Wir müssen uns von der lächerlichen Vorstellung freimachen, daß es möglich ist, eine Ranch von vier Millionen Morgen gut zu führen. Das ganze Land östlich von Line Camp Zwei ist zu verkaufen. Ebenso alles, was nördlich der Grenze von Colorado-Wyoming liegt.
    2.    Line Camp

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