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Colorado Saga

Titel: Colorado Saga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James A Michener
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Dinge. Im Sommer des Jahres 1889 spielte sich in Centennial eine schaurige Geschichte ab, die damit begann, daß in Minnesota ein Mr. Soren Sorenson zur Bank ging, sein ganzes Geld abhob, es in einer kleinen Reisetasche verstaute und zum Schalterbeamten sagte: »Hier ist es mir zu kalt. Will mein Glück in Colorado versuchen.«
    »Der amerikanische Cowboy ist der sturste Kerl, der je auf Erden gelebt hat; nur der Rancher, der ihn anstellt, übertrifft ihn noch.«
    Das gab der achtundvierzigjährige Sheriff Axel Dumire zum besten, ein kleiner, sehniger Mann mit dem Kinn einer Bulldogge. Er legte Wert darauf, daß den Leuten seine beiden Colts 45, die er in zwei Pistolenhalftern stecken hatte, deutlich in die Augen sprangen, wenn er durch die Stadt stelzte. Er trug mit Silberfäden bestickte Texas-Stiefel und einen Texas-Hut, obwohl er nie in Texas gewesen war. Auf eine Jacke verzichtete er; über dem dicken roten Flanellhemd, dessen Ärmel von Gummibändern hinaufgehalten wurden, trug er nur eine Lederweste.
    Nach Centennial war er gekommen, nachdem er bereits in vielen Städten des westlichen Kansas als Sheriff gearbeitet hatte. Seine umgängliche, humorvolle Art, hinter der sich unerbittliche Entschlossenheit verbarg, hatte ihm den Respekt seiner Mitbürger verschafft. Nur selten hatte er seine Pistolen ziehen müssen; im Ernstfall hielt er sie dann in Hüfthöhe, ging mit festem Schritt auf den Gegner zu und rechnete damit, daß seine offensichtliche Bereitwilligkeit, die Waffe auch zu gebrauchen, diesen zum Rückzug treiben würde. Bis jetzt hatte er mit seiner Methode immer noch Erfolg gehabt.
    Nach der Mordwelle, die den Krieg zwischen Rinderzüchtern und Schafhirten begleitet hatte, fanden die Bürger von Centennial, es sei jetzt an der Zeit, einen Gesetzeshüter damit zu beauftragen, die Wogen etwas zu glätten. Axel Dumire hatte sich für diese Aufgabe als der rechte Mann am rechten Ort erwiesen. Mit seiner ruhigen, ausgeglichenen Art war es ihm gelungen, zwischen den kriegführenden Parteien Frieden zu stiften, und sein Ruf als einer, der nicht mit sich spaßen ließ, hielt die Killer davon ab, sich in der Stadt einzunisten. Die große Arbeit war beendet, die kleinen Jobs aber rissen nie ab.
    »Kommt schon wieder ein Zirkus in die Stadt«, sagte Dumire eines Morgens und sah sich den Einladungszettel für »Cartrights sensationelle Schau von Heldentum und Tapferkeit« an: »Dutzend wilde Tiere... Aufregendste Vorführung der Welt... Daring Dan und die Apachen.«
    »Kennst du Daring Dan?« fragte er einen, der am
    Eingang zum Railway-Arms-Hotel herumlungerte. »An dem ist was dran. Der beste Schütze, den ich je gesehen habe. Paß auf, was da passiert.«
    »Klingt ja begeisternd«, sagte einer der Zuhörer.
    »Ist es auch, ist es auch. Ich bewundere jeden Mann, der so schießen kann wie der.«
    »Was macht er?«
    »Kauf dir doch eine Eintrittskarte.« Er setzte seine Unterhaltung mit den anderen fort. »Mich stört nur der Mob, der immer hinter dem Zirkus herzieht, die Mogler mit den drei Karten, und dieses verdammte Fingerhutspiel. Unsere Cowboys schmeißen ihr Geld dabei zum Fenster hinaus, ohne die geringste Aussicht, jemals zu gewinnen.«
    »Sagst du nicht immer, daß die Rancher ebenso blöd sind?«
    »Natürlich. Da geht doch so ein Rancher, ein gebildeter Mann mit einer Ranch, die eine gute Million Dollar wert ist, in den Zirkus und läßt sich von einem tüchtigen Schwindelartisten einreden, er könne ihm ein Drittel des Yellowstone-Parks verkaufen - und wißt ihr, womit er ihn einfing? Indem er ihm das mittlere Drittel anbot, wo es das warme Wasser gibt, so daß seine Kühe den ganzen Winter über weiden können, ohne daß das Wasser friert!«
    »So blöd ist doch keiner!«
    »Habt ihr eine Ahnung - ich könnte euch sogar seinen Namen nennen!« sagte der Sheriff und starrte auf einen großen, dünnen Rancher am Rand der Gruppe. »Zuerst ging er in eines der Mädchenzelte. Dort sieht er einen leckeren kleinen Mischling ohne was an. Für fünfundzwanzig Cent darf    er ihr den Arsch tätscheln,
    für fünfundsiebzig    darf er ihr    vorn ein    Haar
    auszupfen.« Die Männer drehten sich nach dem großen Mann um    und    lachten.    »Jawohl«,    sagte
    Dumire, »wir reden von dir, Joe.« Der große Mann lief rot an, verteidigte sich aber nicht.
    »Heuer werde ich    darauf sehen,    daß der    Zirkus sauber bleibt; deshalb werde ich ein paar von euch Männern

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