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Colorado Saga

Titel: Colorado Saga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James A Michener
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Straßen von Philips Elternhaus entfernt war, hatte der Junge sich angewöhnt, ruhig vor der Haustür zu sitzen und den Sheriff zu beobachten. Eines Tages lud Dumire, begierig, mehr über diese Familie zu erfahren, den Jungen in sein mit dunklem Holz getäfeltes Büro ein, aber als Philip vor ihm saß, die Augen in einer Weise zu ihm erhoben, die nicht anders als anbetend genannt werden konnte, hatte der Sheriff plötzlich Hemmungen, ihn auszufragen.
    »Mir gefallen Männer, die einen Job haben«, sagte der Junge, und seine Augen folgten dem zähen kleinen Sheriff.
    »Dein Vater hat einen Job.« »Keinen sehr guten. Nicht einen wirklichen Job - wie Sie.«
    Die Bewunderung des Jungen gefiel Dumire. Auf seinen pflichtgemäßen Rundgängen durch die Stadt begann er bald, nach dem Jungen Ausschau zu halten. Er erkannte, daß Philip jetzt das Bedürfnis hatte, alle die Dinge zu tun, die er während der langen Jahre beim Theater nicht hatte tun können. Eines Abends beobachtete er ihn, wie er auf dem freien Platz vor dem Gribben-Haus Steine warf, und zwar mit beachtlicher Treffsicherheit. »Ein guter Wurf!« rief Dumire. »Wo ist dein Vater?«
    »Macht einen Besuch bei den Wilsons. Die geben ihm belegte Brote.«
    Ein anderes Mal sah der Sheriff den Jungen im Bach schwimmen, er schwamm kräftig und tauchte furchtlos tief hinunter. »Du hast keine Angst, unten zu bleiben, wie ich sehe«, rief er. »Wo ist übrigens deine Mutter?« »In der Kirche.«
    Dumire fing an, sich auf Philips Besuche in seinem Büro zu freuen, und er hörte es gern, wenn der Junge sagte: »Sie sind der mutigste Mann, den ich je gesehen habe.« Es belustigte ihn, als Philip fragte: »Mr. Dumire, warum ist Ihr Gesicht unten so braun und oben so weiß? Verwenden Sie Schminke - wie mein Vater?«
    »Nein!« lachte Dumire. »Sheriffs und Cowboys tragen große Hüte... um den Kopf vor der Sonne zu schützen. Daran kannst du einen Cowboy erkennen. Unten braun, oben weiß.« Am nächsten Tag erschien Philip mit einem breitkrempigen Hut auf dem Kopf.
    Eines Morgens hockte der Junge neben Dumires Schreibtisch und sah zu, wie der Sheriff seine Papiere ordnete; da kam ein Bote mit einer Depesche aus Julesburg hereingerannt. Dumire las sie, runzelte die Stirn, schob sie dann Philip hin, als wäre er einer seiner Männer:
    Charles Kenderdine alias Harvard Joe bewaffnet und gefährlich kommt mit Union Pacific 817 bitte verhaften
    Sheriff Bagley
    Dumire erlaubte dem Jungen, ihn auf seinem Weg zum Bahnhof zu begleiten, und obwohl der Sheriff kleinwüchsig war, ging eine solche Autorität von ihm aus, daß sich Philip nach seinem Beispiel ein Bild davon machte, wie ein Mann aussehen sollte: einfach, hart, ohne Winkelzüge. In seinem Leben hinter den Kulissen hatte Philip nur wenige solcher Männer gesehen.
    Nummer 817 fuhr in den Bahnhof ein: Dumire stieg ein. Philip sah ihm durchs Fenster zu, wie er, die Hände auf seine Pistolen gelegt, mit einem im Waggon sitzenden Mann verhandelte, und wenige Augenblicke später kam Harvard Joe, viel größer als Dumire, folgsam das Trittbrett herunter und ließ sich durch die Hauptstraßen von Centennial ins Gefängnis abführen. Philip wartete auf den Sheriff in seinem Büro, und als der mutige kleine Mann aus Kansas zurückkehrte, sagte Philip, strahlend vor Zuneigung: »Sie können mit diesen Pistolen umgehen.«
    »Die Pistolen waren es nicht«, sagte Dumire. »Du mußt nur wissen, was du sagen sollst, damit du sie erst gar nicht brauchst.«
    In diesem Augenblick betrat ein Mann, in dem Philip seinen Hausherrn, Mr. Gribben, erkannte, das Büro und sagte: »Sheriff, kann ich Sie einen Moment sprechen?«
    »Natürlich«, sagte Dumire.
    »Allein?«
    Dumire deutete dem Jungen, er möge hinausgehen, und Philip ging, Mr. Gribben im Vorbeigehen einen neugierigen Blick zuwerfend.
    »Ich muß mit dir reden, Axel. Über eine unangenehme Sache. Ich möchte dir eine Warnung zukommen lassen. Aber zuerst möchte ich betonen, daß ich unter keinen Umständen Anklage erheben will.«
    »Nur eine Information?« fragte Dumire.
    »Genau.«
    »Weil du dumm dastehen würdest, wenn etwas aufkommt?«
    »Erraten, Sheriff. Die Wendells spielen das DachsSpiel.«
    Das war der Hinweis auf den Dumire seit langem gewartet hatte. Wenn sie das Dachs-Spiel spielten, dann war alles klar!
    »Sag, was du weißt.«
    »Ich spreche aus Erfahrung, leider«, sagte Gribben. »Und zwei- oder dreimal habe ich sie dabei beobachtet, obwohl ich mich natürlich irren

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