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Colorado Saga

Titel: Colorado Saga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James A Michener
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Mann vernichten, der mir also Übles getan.«
    Diese lächerliche Rede machte Philip keine Schwierigkeiten, aber er lag in dieser Nacht noch lange wach und verglich seinen Vater mit Sheriff
    Dumire, und es wurde ihm klar, daß er Männer vorzog, die echte Revolver trugen, Männer, die nicht herumbrüllten und sagten, daß sie schießen würden, sondern die einfach schossen, wenn es sein mußte. Er hatte auch Männer lieber, die mit ihren eigenen Worten redeten - in kurzen Sätzen, die sie ernst meinten.
    Die Folge war, daß er sich noch enger an den Sheriff anschloß. Mr. Gribben gefiel ihm gar nicht. Er wollte einmal wie Sheriff Dumire werden, würdig und selbstbewußt, und nicht wie Mr. Gribben, der auf einem Bein durchs Zimmer gehüpft war, weil er nicht in seine Hose fand, und dabei gerufen hatte: »Nicht schießen! Nicht schießen!« Als ob aus diesem alten Revolver jemals ein Schuß hätte abgefeuert werden können.
    Nach Gribbens Besuch wurde der Sheriff noch freundlicher zu Philip und interessierte sich noch mehr für seine Familie. Er wollte wissen, was sie aßen, wo sie ihre Sachen kauften, und Philip erzählte ihm, was er wußte. Vor allem wollte Dumire wissen, ob seine Eltern jemals Gäste hatten, ob vielleicht Herren zum Abendessen zu ihnen kamen.
    An diesem Punkt hielt Philip sich zurück. Er wußte, daß Mr. Gribben und auch andere Herren zu ihnen nach Hause gekommen waren, aber er vermutete hier ein Familiengeheimnis, das Sheriff Dumire nichts anging. Wenn Dumire ihm solche und ähnliche Fragen stellte, dann stellte er sich dumm, genau wie damals in dem Stück, wo er die Tochter des guten Räubers gewesen war und der böse König gefragt hatte, wo sein Vater sei. »Ich weiß es nicht«, hatte das kleine Mädchen zur Antwort gegeben, während ihr Vater, der gute Räuber, die ganze Zeit in der Kiste hockte, auf der sie saß.
    »Ich weiß es nicht«, sagte Philip. »Mr. Holly, der Pfarrer, war neulich bei uns. Er möchte, daß wir bei der Hochzeit von Mr. Gribbens Tochter singen. Mr.
    Gribben liegt sehr viel daran, sagte er, und wir werden fünf Dollar dafür bekommen.«
    Dumire war bei der Hochzeit dabei, die im Tanzsaal des Railway-Arms-Hotels stattfand, und hörte zu, wie die drei Wendells sangen und die Frauen weinten. Zum anschließenden Empfang konnte er nicht bleiben, weil eine dringende Nachricht ihn nach Greeley rief; er war daher nicht mehr dabei, als ein Mr. Soren Sorenson, der sich ein paar Tage in der Stadt aufhielt und im Hotel wohnte, durch die Halle ging, in der eben der Empfang stattfand. Er hatte Musik gehört und war dem Klang nachgegangen, obwohl er mit seiner schwarzen Tasche etwas fehl am Platze wirkte. Neben ihm stand Mrs. Wendell, eine bemerkenswert schöne Frau, die ihm mehrere Gläser mit Punsch anbot und ihre Enttäuschung nicht verhehlte, als ihr großer, gutaussehender Ehemann plötzlich mit schlechten Nachrichten zu ihr kam: »Zu blöd! Ich muß noch mit dem Nachtzug nach Denver. Diese ekelhaften Bankiers.«
    Philip stand am Fenster seines Zimmers, als er hörte, daß seine Mutter und Mr. Sorenson fröhlich plaudernd die Straße heraufkamen. Nachdem sie ins Haus gegangen waren, wollte er schon zu der Türritze gehen und nachsehen, was weiter passieren würde, aber als das Paar die Eingangstür hinter sich schloß, da beobachtete Philip, wie sein Vater leise unter den Torbogen schlüpfte, den Theaterrevolver in der Hand, offensichtlich auf ein Zeichen wartend, auf das hin er einschreiten und seine Ehre retten würde.
    Philip ging wieder zur Tür und beobachtete das vergnügte Gerangel, er hörte, wie Mr. Sorenson schwer zu atmen anfing, und er sah, wie seine Mutter ihm Mut machte, sie auszuziehen. Er war gespannt, was für ein Zeichen sie seinem Vater wohl geben würde. Da sah er, wie sie mitten in dem Ringen mit Mr. Sorenson mit ihrem weißen Arm gegen den Vorhang strich, und Philip wußte, daß jetzt sein Vater bald mit dem Bühnenrevolver auftreten und die bekannten Verse rezitieren würde.
    Aber an diesem Abend ging irgend etwas schief. Philip beobachtete Mr. Sorenson, als sein Vater ins Zimmer stürzte.
    Zu seiner Überraschung zeigte der Besucher nicht die geringste Angst, beeilte sich nicht einmal sonderlich damit, wieder in seine Hose zu schlüpfen, sondern sagte: »Was zum Teufel soll denn das sein? Das alte Dachs-Spiel?«
    Philip wußte, daß sein Vater jetzt seinen Vers aufsagen mußte, aber als er dazu ansetzte, schnitt ihm der Besucher das Wort ab. »Leg dieses

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