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Colorado Saga

Titel: Colorado Saga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James A Michener
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kann.«
    »Du trafst mit ihnen bei einer der vielen Gesellschaften zusammen«, schlug Dumire vor. »Sie bedankte sich bei dir, daß du ihnen das Haus überlassen hast. Sie streifte ein paarmal an dich an. Und vor deinen Ohren sagt Mr. Wendell, daß er noch den Nachtzug nach Denver erwischen muß.«
    »Woher weißt du das?«
    »Für das Dachs-Spiel gibt es nur eine >Regel<. Die Frau bringt das Opfer in Fahrt, der Mann sagt, er muß sofort abreisen, sie gibt dir zu verstehen, daß du sie nach Hause bringen kannst, und kaum bist du aus den Hosen heraus und hast ihre heruntergezogen, stürzt der empörte Mann mit einem Revolver in der Hand ins Zimmer. Was haben sie dir abgenommen?«
    »Das Haus.«
    »Das was?«
    »Das Haus. Hochwürden Holly hat auf mich eingeredet, daß es meine Pflicht wäre, wo das Haus doch leersteht und sie eine christliche Familie sind... Du kennst ja diesen Holly. Sie haben sich schnell an das Haus gewöhnt. Jetzt gehört es ihnen.«
    »Bist du von allen guten Geistern verlassen?« »Entweder das Haus oder ein Skandal - und meine
    Frau... «
    »Und du hast ihnen das Haus gegeben?«
    »Ja. Ich bin mit ihnen nach Greeley gegangen, und dort habe ich das Haus auf ihren Namen überschreiben lassen: für einen Dollar und eine Unterlassung ihrerseits. Der elende Erpresser hat mir sogar noch den Dollar vor Zeugen überreicht. Jetzt gehört es ihnen.«
    »Was soll ich tun? Soll ich sie verhaften lassen?«
    »Um Gottes willen, nein!« rief Gribben. »Meine Tochter heiratet demnächst. Sie will, daß die Wendells bei ihrer Hochzeit singen.«
    »Also was willst du von mir, was soll ich deiner Ansicht nach tun?«
    »Beobachte sie. Erwische sie. Und treib sie aus der Stadt.«
    Dumire überlegte eine Weile, dann fragte er: »Ist Mrs. Wendell auch da hinein verwickelt? Ich meine... natürlich war sie der Köder, aber hat sie auch sonst mitgetan?«
    »Sie? Teufel, ihr Alter hat mit seinem Schießeisen derart gezittert, daß ich mich mit ihm leicht auf fünfzig Dollar geeinigt hätte. Erst sie hat das Haus aufs Tapet gebracht und die Verhandlungen geführt. Sie ist der Kopf.« Er dachte eine Weile nach, dann fügte er zögernd hinzu: »Hast du gesehen, wie der Junge mich angestarrt hat, als ich hereinkam? Es würde mich nicht wundern, wenn der auch damit zu tun hätte.«
    Philip hatte damit zu tun, aber nicht so, wie Mr. Gribben glaubte. Er hatte in jener Nacht schon geschlafen, da hörte er plötzlich eine fremde Stimme, wie schon öfters an früheren Abenden, und er hatte durch ein Loch in der Tür gespäht und seiner Mutter zugesehen, wie sie Mr. Gribbens Hose aufknöpfte und ihm dann erlaubte, ihre Bluse abzustreifen, und er konnte sich recht gut vorstellen, wie die Sache weitergehen würde. Aber da stürzte im kritischen Augenblick sein Vater ins Zimmer, schwenkte eine
    Pistole und gab eine feurige Erklärung ab, die irgendwie mit seiner Ehre zu tun hatte. Es wurde lange verhandelt; Mr. Gribben versuchte seine Hosen anzuziehen, verfing sich aber ständig in einem Hosenbein. Dann redeten die Erwachsenen über ein Haus, möglicherweise über das Haus, in dem sie lebten, und nachdem Mr. Gribben sie fluchend verlassen hatte, sank sein Vater in einen Stuhl und sagte heiser: »Das können wir nicht mehr machen, Maude, es ist zu gefährlich.« Aber seine Mutter tanzte durchs ganze Zimmer, berührte dabei immer wieder die Wände und rief: »Genauso ein Haus wollte ich immer schon haben!«
    Ein anderes Kind von zehn Jahren wäre nach dem, was Philip erlebt hatte, vielleicht zutiefst verstört gewesen, durch das Liebesspiel seiner Mutter mit Mr. Gribben und durch den Auftritt seines Vaters mit der Pistole; aber für Philip war das alles nichts als eine Fortsetzung des Theaters mit anderen Mitteln. Diese Ansicht fand er durch den Revolver bestätigt, den sein Vater geschwenkt hatte:    er    stammte aus der
    Requisitenkammer des Theaters und hatte zwar einen Abzug, der »Klick« machte, aber keinen Hahn. Und auch die Worte, die Vater gesagt hatte, als er ins Zimmer hereinstürzte, waren keine wirklichen Worte. Philip kannte sie gut, er hätte sie selber aufsagen können, denn sie stammten aus einem Stück, das die Familie in Minnesota aufgeführt hatte. In diesem Stück hatte Philip ein Mädchen gespielt, das auf dem Schoß der Mutter saß, als der Vater in das Zimmer stürzte und brüllte:
    »O Schande, Schande! Meine Ehre ist besudelt. Nicht einen Augenblick länger will ich diese Schmach ertragen. Ich muß den

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