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Colorado Saga

Titel: Colorado Saga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James A Michener
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Tafel und Reihen von Bänken aufgestellt worden waren. Nachdem sie alle Platz genommen hatten, erhob sich ein Vertreter der Rock-Island-Eisenbahn und trat, ein Stück Kreide in der Hand, vor sie hin. »Meine Herren«, sagte er, »es gibt eine unwiderlegbare Tatsache in bezug auf den herrlichen Betrieb, den Sie soeben besichtigt haben.« Er schrieb groß die Zahl 35 an die Tafel. »Das ist es, meine Herren, das ist das Faktum, das Sie nie vergessen dürfen, solange Sie hier bei uns sind. Wir haben hier eine jährliche Niederschlagsmenge von nur fünfunddreißig Zentimeter. Wir haben keine Bewässerung, und wir wenden keine Tricks an. Was wir besitzen, ist das Genie dieses Mannes, Dr. Thomas Dole Creevey.«
    Mit aufgeknöpfter Weste, die Augen blitzend vor Begeisterung, ging der kleine Wunderdoktor an die Tafel. »Ich behaupte«, begann er mit seiner leisen Stimme, »daß jeder der hier Anwesenden, der den Prinzipien, die ich dargestellt habe, folgt, jedes Land im Westen, so es Mutterboden hat und eine jährliche Niederschlagsmenge von mindestens dreißig Zentimeter, in Besitz nehmen und den Ertrag, den Sie soeben gesehen haben, verdoppeln kann.« Voller Begeisterung sprang er vor der Tafel hin und her und stieß den Männern, die in der ersten Reihe saßen, seinen rechten Zeigefinger ins Gesicht, während er ihnen die zehn Prinzipien, die den Westen revolutionieren sollten, erläuterte.
    »Erstens: Das ganze Geheimnis besteht darin, was immer an Regen auf Ihr Land fällt, aufzufangen, zu speichern und vor Verdunstung zu bewahren.
    Zweitens: Man kann in einem Jahr unmöglich genug auffangen und speichern, um eine gute Ernte zu erzielen. Darum muß man sechzig Prozent der Felder brachliegen lassen. Wenn Sie in Iowa achtzig Morgen bestellt haben, richten Sie sich darauf ein, hier mindestens dreihundertzwanzig zu bestellen. Und lassen Sie einen Großteil davon ausruhen und Wasser akkumulieren.
    Drittens: Sie müssen Ihren Boden kennen. Tun Sie keinen Schritt ohne Erdbohrer. Hier habe ich einen. Damit können Sie feststellen, wie es unterhalb der Oberfläche aussieht, wie tief der Mutterboden ist und wie feucht.
    Viertens: Lassen Sie das ganze Jahr über eine Strohoder Laubdecke auf Ihren Feldern liegen, denn damit verhindern Sie, daß die Feuchtigkeit verdunstet. Es darf Ihnen auch nicht ein einziger Tropfen Regen entwischen.
    Fünftens: Sobald es regnet, müssen Sie zwei Dinge tun: Fallen Sie auf die Knie und danken Sie Gott. Dann springen Sie auf, spannen Ihre Pferde vor die Scheibenegge und wenden die Erdknollen, während die letzten Tropfen fallen. So erhalten Sie die Bodenfeuchtigkeit. Wenn Sie mit der Egge bis zum nächsten Tag warten, ist das halbe Wasser verdunstet. Sechstens: Pflügen Sie im Herbst. Wenn Sie einen kleinen Gemüsegarten haben, werden Sie natürlich im Frühjahr pflügen müssen, aber die großen Felder müssen im Oktober und im November gepflügt werden.
    Siebentens: Pflügen Sie über zwanzig Zentimeter tief. Dann die Scheibenegge. Dann die Egge.
    Achtens: Säen Sie Ihren Weizen nur im Herbst. Säen Sie nur Turkey Red.
    Neuntens: Wenn ein Feld ein Jahr lang brachgelegen ist, tut es nicht schlecht, Luzerne anzubauen und den Ertrag zu unterpflügen. Dieses grobe Zeug lüftet dann den Boden, setzt Nitrate zu und bereichert ihn. Zehntens: Lassen Sie keinen Tag vergehen, ohne Ihre Felder so zu bestellen, als ob eine Dürreperiode unmittelbar bevorstünde.«
    In den folgenden drei Tagen demonstrierte Dr. Creevey ihnen jedes seiner Prinzipien. Er zeigte ihnen, wie sie mit dem Erdbohrer umzugehen, wie sie die Laubdecke zu verwenden hatten, und erklärte ihnen seine Methode der sommerlichen Bodenbestellung. Da es während der Zeit ihres Besuches nicht regnete, sagte er eines Morgens zu ihnen: »Um zehn Uhr werden wir einen künstlichen Regen fallen lassen, denn Sie müssen es sehen und sich einprägen, was im Falle eines Regens zu tun ist.«
    So wurde also um zehn Uhr ein kleiner Sprengwagen auf eines der brachliegenden Felder gebracht, und vier Pferde zogen ihn eine Stunde lang hin und her, um aufzuzeigen, wie weit das Wasser in den Boden eindringen würde. »Der Regen ist vorbei!« rief Dr. Creevey, kaum daß der Sprengwagen fort war, spannte vier andere Pferde vor die Scheibenegge und ging daran, die angefeuchtete Erde zu wenden, indem er sie auf den Boden der Furchen warf, wo ihr Wassergehalt vor der Verdunstung geschützt sein würde. Dann spannte er die Pferde vor eine normale Egge, mit der er das

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