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Colorado Saga

Titel: Colorado Saga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James A Michener
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saubere, massive Bauten, die Jahre hatten sie nicht gezeichnet. Solide standen sie da, Symbole von Beständigkeit und Verheißung.
    »Das Grundbuchamt wird hier untergebracht sein«, versprach die Broschüre, »und Sie haben nichts weiter zu tun, als in die Prärie hinauszugehen, sich dreihundertzwanzig Morgen auszusuchen, die Ihnen zusagen, und sie für sich zu beanspruchen. Drei Jahre nach dem Tag, an dem Sie Ihren Fuß auf dieses Land setzen, gehört es Ihnen. Ein vom Präsidenten der Vereinigten Staaten unterzeichnetes Dokument erklärt Sie zum rechtmäßigen Besitzer.«
    »Kannst du dir das vorstellen? Dreihundertzwanzig Morgen, so wie die von Dr. Creevey?« fragte Volkema. »Damit könnte man ein Vermögen machen.«
    Grebe betrachtete das Bild einer Trockenlandfarm, die von einem Mann namens John Stephenson betrieben wurde, der, so stand da zu lesen, im Jahre 1908 mittellos nach Centennial gekommen war, von Mervin
    Wendell Land gekauft hatte und jetzt ein großes Haus bewohnte. Das Land sah gut aus, und der Weizen stand hoch.
    »Er würde es doch nicht wagen, solche Lügen zu erzählen, oder?« fragte Grebe mißtrauisch.
    »Nein! Wenn wir nach Centennial kommen und ihn fragen: >Wo ist Stephensons Hof?< - Mr. Wendell würde ganz schön in der Klemme sitzen, wenn es diesen Besitz gar nicht gäbe. Nein, nein, Earl, das ist schon alles richtig. Die Leute dort verdienen ein Vermögen, und du und ich, wir sollten da mitmachen.«
    So studierten die beiden Männer die verlockende Druckschrift, und je mehr sie darin lasen, desto mehr wurden sie überzeugt. Als sie wieder in Ottumwa eintrafen, waren sie keine bloßen Berichterstatter mehr, sie waren Missionare. Sie gingen nach Hause, um mit ihren Frauen und mit ihren Nachbarn zu reden. Alice Grebe war eine großgewachsene, schlanke junge Frau von zweiundzwanzig Jahren. Eines von sieben Kindern tiefreligiöser Eltern, war sie auf einer Farm östlich von Ottumwa aufgewachsen. Earl hatte sie in der Kirche kennengelernt. Er hatte drei Jahre lang um sie geworben, und als er endlich formell um ihre Hand anhielt, schienen ihre Eltern zunächst nicht geneigt, sie gehen zu lassen, obwohl das Haus übervoll war. Aber ihr Vater und ihr älterer Bruder durchforschten Earls Vorleben auf das gründlichste und stellten befriedigt fest, daß er würdig war, in ihre gottesfürchtige Familie einzuheiraten.
    Die Hochzeit hatte erst ein Jahr zuvor in Anwesenheit von drei Angehörigen von Earls und neunzehn von Alices Familie stattgefunden. Als sie vor dem Priester stand, bot sie einen eher hingebungsvollen als strahlenden Anblick, denn sie war kein hübsches Mädchen. Ihre Vorzüge lagen in ihrer Arbeitsamkeit und ihrem Wunsch, ihrem Mann ein christliches Heim einzurichten. Die Frauen von Ottumwa, die zusahen, wie sie ihm angetraut wurde, kamen zu der Überzeugung, daß Alice ein Mädchen war, das ihrem Mann wenig Ungelegenheiten machen und ihm eine große Stütze sein würde. Sie war wahrhaftig eine ideale Frau für einen jungen Farmer, und die Tatsache, daß sie das Landleben vorzog, gab dieser Hoffnung noch größeres Gewicht.
    Dieses erste Ehejahr war nahezu perfekt gewesen, weil jeder ehrlich versucht hatte, dem anderen ein guter Partner zu sein; nur daß Earl nicht imstande war, seine eigene Farm zu erwerben, trübte ein wenig ihr Glück. Die Preise in Iowa waren einfach zu hoch, und das junge Paar mußte sich damit begnügen, eine Farm zu pachten, die einem Bankier in der Stadt gehörte. Sie besichtigten mehrere Farmen, die zum Verkauf standen, konnten jedoch die Anzahlungen nicht aufbringen und hatten sich schon damit abgefunden, für andere arbeiten zu müssen, als Dr. Thomas Dole Creevey in der Stadt eintraf.
    Alice Grebe hatte als erste die Mitteilung in der Zeitung gelesen und ihren Mann und Magnes Volkema dazu gedrängt, gleich zum ersten Vortrag zu gehen. Am zweiten Abend, als Dr. Creevey versprach, in Einzelheiten zu gehen, waren sie und Vesta Volkema in einer der ersten Reihen gesessen. Vielleicht war es der sichtbaren Begeisterung der beiden Frauen zuzuschreiben gewesen, daß man ihre Ehemänner nominiert hatte, um die Reise nach Westen zu unternehmen und Creeveys Versuchsfarm zu besuchen.
    »Es ist alles so, wie er es uns erzählt hat«, berichtete Earl, als sie nach dem Abendessen zusammensaßen. »Sieh dir doch diese Bilder an. Das ist das Land, das wir in Colorado umsonst bekommen können.« Als sie die verlockende Broschüre sah und die freundliche Miene des

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