Colorado Saga
Grundbuchamt eintragen zu lassen und an die Arbeit zu gehen. Ich weiß, daß Sie sich jetzt die Frage vorlegen werden: >Was hat Creevey davon?<, und ich werde Ihnen sagen, was ich davon habe. Ich arbeite im Auftrag der Eisenbahn und einer Gruppe von Grundstücksverwertungsgesellschaften, die Land im Westen besitzen. Sobald Sie Ihre Grundparzellen in Besitz genommen haben, werden wir Ihnen weiteres Land verkaufen, das beste, das es in der Gegend gibt, und zwar um acht Dollar den Morgen. Was zahlen Sie jetzt in Iowa? Einhundertfünfzig Dollar den Morgen, und die meisten von Ihnen können es sich daher nicht leisten, eigenen Besitz zu erwerben. Kommen Sie mit mir in den Westen, und um ein Zwanzigstel des Betrages werden Sie zwanzigmal wohlhabender sein als bisher. Ich will Ihnen ein Angebot machen. Als Vertreter der Rock-Island-Eisenbahn, die nicht weniger an der Entwicklung des Westens interessiert ist, als ich es bin, werde ich zwei von Ihnen einladen, meine Versuchsfarm zu besuchen, wo Sie selbst sehen können, was man alles tun kann. Sie haben nichts weiter zu bezahlen - und ich meine das wörtlich! - als Ihr Essen auf der Fahrt und im Hotel. Und wenn Ihnen die Frau Gemahlin ein entsprechend großes Paket zum Futtern mitgibt, brauchen Sie nicht einmal dafür Geld auszugeben. Nun, wer von Ihnen will mit mir kommen, um dann Ihnen allen berichten zu können, was er gesehen hat?«
Unter gutmütigem Wortgeplänkel wurden Earl Grebe und Magnes Volkema nominiert und erhielten Fahrkarten von Ottumwa in Iowa nach Goodland in Kansas. Wenige Tage später stiegen sie aus dem Zug und betraten ein in seiner Häßlichkeit abschreckendes Wunderland. Als Dr. Creevey sie und weitere einhundertneunundzwanzig Besucher in bahneigene Autobusse lud und nordwärts verfrachtete, waren sie über die kahle Öde der Gegend entsetzt: keine
Bäume, keine Gewässer, keine Anzeichen von Regen. Im Bus kam Earl Grebe neben Dr. Creevey zu sitzen. Er war verwirrt. Einerseits sprang ihm die Trockenheit und Unfruchtbarkeit des zu bestellenden Landes in die Augen, und er wußte aus Erfahrung, daß es hier eines Wunders bedurfte, um Weizen zu ernten; andererseits unterlag er der stürmischen Begeisterung des rundlichen, kleinen Landwirtes immer mehr. »Wenn ich solches Land sehe, bricht mir das Herz, meine Herren! Welche Herausforderung! Welche Aufgabe! Welche Verheißung! Ich versichere Ihnen, daß ich auf diesem Boden jederzeit sechsundzwanzig Scheffel Weizen je Morgen produzieren kann.«
»Haben Sie das überhaupt schon einmal geschafft?« fragte Grebe.
»Geschafft? Ich schaffe es jetzt. Das sollen sie ja jetzt sehen!«
»Auf solchem Boden?«
»Auf schlechterem Boden. In knapp einer Stunde werden Sie mein Wunder sehen, meine Herren. Sie werden das Wort Gottes schauen, das zu irdischer Wirklichkeit geworden ist. Ich begann mit der Getreidebrachwirtschaft an jenem geheiligten Sonntagmorgen, als ich aus der Kirchentür auf das öde, leere Flachland meiner Jugend hinausstarrte. Nichts wuchs auf diesem Flachland, und ich hörte den Priester, der aus dem Ersten Buch Moses vorlas: >Und Gott segnete sie. Gott sprach zu ihnen: Seid fruchtbar, mehret euch, füllet die Erde und nehmet sie in Besitz.< Und das Wort Gottes senkte sich auf mich herab, und in diesem Augenblick verstand ich.«
Als die Autobusse auf Dr. Creeveys Versuchsfarm eintrafen, begriffen die Besucher, daß sie sich hier an einem Ort besonderer Art befanden. Die landwirtschaftlichen Maschinen waren gepflegt und die Scheunen in bester Ordnung. Aber man verweilte nicht lange auf dem Hof, denn Dr. Creevey drängte die Männer aus Iowa, über seine Felder zu wandern und selbst zu sehen, was sich mit der Getreidebrachwirtschaft erreichen ließ.
Sie gingen viele Meilen weit. Manche Felder lagen brach, auf manchen wuchs Getreide, das Grebe nicht kannte, und bei manchen stand das Pflügen unmittelbar bevor. Die Einteilung entsprach in keiner Weise dem, was ein Bauer in Iowa im September mit seinem Land zu tun pflegte, und Grebe wurde sich schnell über eines klar: Wer trockenfarmen wollte, mußte sich die Erfahrungen eines Mannes wie Creevey zunutze machen, denn dieser landwirtschaftliche Betrieb im westlichen Kansas blühte und gedieh, daran war nicht zu zweifeln. Es gab hier mehr Brache, als dies in Iowa zulässig gewesen wäre, doch die bewirtschafteten Felder brachten dafür wahre Wunder hervor.
Nach ihrem Rundgang versammelten sich die Besucher in einer der Scheunen, in der eine schwarze
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