Colorado Saga
Gleichförmigkeit der Ackerkrume verglichen. »Ich glaube, Earl hat es geschafft«, flüsterte Vesta, als die Richter zusammentraten, und Alice hielt beide Daumen fest, als der Sprecher sich räusperte und dann das Urteil verkündete:
»Der Sieger - Ole Swenson aus Sterling.«
Alice blickte zu Boden, um ihre Enttäuschung zu verbergen, kam aber sehr schnell zu der Überzeugung, daß ihr Verhalten eine ihrer unwürdige Flucht aus der Wirklichkeit darstellte. Mit einem strahlenden Lächeln auf dem Gesicht hob sie den Kopf und winkte Earl zu, während ihm die Richter den zweiten Preis zusprachen.
Es gab viel Beifall und Hochrufe, Geldpreise wurden verteilt, und die anderen Farmer versammelten sich um die beiden Gewinner, um sie zu ihren hervorragenden Leistungen zu beglückwünschen.
»War das nicht wunderbar?« wiederholte ein entzückter Walter Bellamy, während er von einer Gruppe zur anderen wanderte. »Eine kleine Stadt wie Line Camp auf dem zweiten Platz! Ich bin wirklich sehr stolz.«
Zwei Besucher gab es, die sich gar nicht beeindruckt zeigten. Die anderen waren schon fort, aber sie standen immer noch da und starrten auf die gepflügten Streifen, die mit geeggter Erde bedeckt waren - so fein geeggter Erde, daß sie dem Sand in einem Flußbett glichen.
»Einfach unnatürlich«, brummte Potato Brumbauch und schüttelte den Kopf. »Das ist doch Grasboden. Wenn sie ihn weiter so zurichten, wird das ein schlechtes Ende nehmen.«
Jim Lloyd hockte sich nieder, um den unberührten Grasboden mit dem gepflügten zu vergleichen, und was er sah, entsetzte ihn. »Es wird fünf Jahre brauchen, bevor das Gras hier wieder wächst«, sagte er zornig. »Die Leute müssen wahnsinnig sein.«
»Es wäre nicht so schlimm«, knurrte Brumbauch, »wenn sie das Eggen am Schluß sein ließen. Blieben die Schollen unzerbrochen, vielleicht könnte sich der Boden aus eigener Kraft erholen. Aber so! Du lieber Gott! Sie tun ja nichts anderes als Staub fabrizieren.« Er stieß mit dem Fuß gegen den geschmähten Boden und ließ die zerriebenen, zermahlenen Teilchen wirbelnd in die Höhe schießen.
»Wir hatten eine gute Einteilung hier«, sagte Jim, »und das haben sie nicht begriffen. Die Grasdecke so aufzureißen!«
»Ich bin nur froh, daß ich nicht mehr da sein werde, wenn der Tag der Abrechnung kommt«, sagte Brumbauch resigniert. »Ich habe schwerer gearbeitet als diese Pferde, um das Land zu bestellen, richtig zu bestellen. Ich werde schon im Grab liegen, wenn man den Herrschaften die Rechnung präsentiert.«
Jenen, die auf ihn hätten hören sollen, kam seine
Klage nicht zu Ohren. Sie saßen alle im Railway-Arms-Hotel, unterhielten sich über die Sieger und auch darüber, wie gut das Geschick es ganz allgemein mit den Weizenbauern gemeint hatte. Wie Ole Swenson in seinem Trinkspruch sagte: »Wenn diese Deutschen sich noch weiter mit den anderen herumschlagen, dann wette ich meinen Kopf, daß der Weizen auf zwei Dollar steigt. Darum werde ich mir im November weitere sechsundvierzig Morgen unter den Nagel reißen und Turkey Red säen. Wenn der Krieg lange genug dauert, werden wir alle reich sein.«
Gegen Ende November 1914 war es soweit, daß die Grebes ihren Anspruch auf ihre Half-Section geltend machen konnten, denn sie hatten alle drei Bedingungen erfüllt: Sie hatten drei Jahre lang auf ihrer Parzelle gelebt; sie hatten ein Haus im Ausmaß von vier mal fünf errichtet; und sie hatten den Boden bestellt. Für fünf Dollar ließ Walter Bellamy eine Anzeige im Lokalblatt erscheinen, in der er seine Absicht bekanntgab, den Grebes die Farm in ihr Eigentum zu übertragen. Bald würden sie die von Präsident Wilson persönlich unterzeichnete Erwerbsurkunde erhalten.
»Sie wissen natürlich«, sagte Bellamy, als sie ihm die fünf Dollar gaben, »daß Präsident Wilson nicht selber unterschreibt. Es sieht so aus, als ob er es täte, aber ich bin ganz sicher, er hat ein Mädchen im Weißen Haus, das seine Unterschrift nachahmen kann. Läßt sich ja denken, sonst würde er wohl keine Finger mehr haben.«
Das Gesetz verlangte, daß der Antragsteller an dem Tag, da er seinen Anspruch geltend machte, zwei verläßliche Freunde mitbrachte, die bezeugen mußten, daß nach ihrem besten Wissen und Gewissen besagter Earl Grebe auf seinem Land gelebt und es bewirtschaftet hatte. Grebe ließ sich von Magnes und Vesta Volkema begleiten. Als die drei vor dem Grundbuchführer Bellamy standen, warnte er sie: »Ich werde Sie einzeln unter vier
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