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Colorado Saga

Titel: Colorado Saga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James A Michener
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spürte Alice Grebe die Folgen der schweren Arbeit, die sie auf sich genommen hatte. Gegen Abend wurde ihr schlecht, und noch bevor Earl Hilfe holen konnte, erlitt sie eine Fehlgeburt. Gramgebeugt saß ihr Mann die ganze Nacht neben ihrem Bett, während der erste Winterwind über das Grashaus heulte, und als der Morgen graute, wanderte er schweren Herzens über das Land, um die Volkemas aufzusuchen.
    Nachdem sie die traurige Botschaft gehört hatten, ging Vesta mit Earl zurück. Alice sei eine kräftige Frau, versicherte sie ihm, und würde ihm noch viele Kinder schenken. Soweit sie feststellen konnte, gab es keine Komplikationen, doch um ganz sicherzugehen, schien es doch angebracht, einen Arzt zu konsultieren. Der nächste Arzt wohnte in Centennial, und Walter Bellamy machte sich erbötig, Alice in die Stadt zu fahren. Doch wie Vesta schon vorausgesagt hatte, konnte der Arzt nichts finden, und Alice war schon am Abend wieder im Grashaus.
    »Du mußt nur aufpassen, daß sie jetzt nicht melancholisch wird«, hatte Vesta gewarnt, doch das war nicht zu befürchten, denn Alice selbst hatte diese Gefahr vorausgesehen und ging nun mit frischer Kraft daran, die Grashütte zu einem wirklichen Heim zu machen.
    Am College in Greeley gab es eine Bibliothek, und von dort ließ sie sich Bücher von Edith Wharton und Lincoln Steffens kommen sowie die neue Monographie eines gewissen Dr. Widtsoe über die Getreidebrachwirtschaft. »Es kommt mir so sonderbar vor«, sagte sie zu ihrem Mann. »Dinge zu pflanzen, von denen ich noch vor sechs Monaten nie etwas gehört habe. Was zum Beispiel ist Milo?«
    »Eine besonders widerstandsfähige Art Sorghum.« »Und was ist Sorghum?«
    »Eine besonders widerstandsfähige Art von Zuckerrohr.«
    »Aber wir machen doch keinen Zucker.«
    »Wir pflügen das Zeug ein. Als Nährstoff. Zur Durchlüftung.«
    »Und Luzerne? Auch davon habe ich noch nie etwas gehört.«
    »Das ist eine widerstandsfähige Art von Klee.«
    »Hier muß wohl alles widerstandsfähig sein«, meinte sie. »Ich werde es auch sein.« Und zwei Monate später war sie wieder schwanger.
    Als das Getreide im Frühjahr 1912 schon recht gut gediehen war und eine reichliche Ernte gesichert schien, hörte sie ein sonderbares Rasseln draußen auf den Feldern, ein Geräusch, das sie nicht zu definieren vermochte. Sie lief aus der Tür und sah einen verheerenden Hagelsturm ostwärts aus den Bergen kommen. Die Eiskörner waren groß wie Hühnereier und fielen mit so entsetzlicher Gewalt, daß sie sich ins Haus zurückziehen mußte, um sich und das Kind nicht in Gefahr zu bringen.
    Elf Minuten lang wütete der Sturm über der Prärie und zerstörte alles, was da heranwuchs. Als er vorbei war, boten die Felder einen trostlosen Anblick, und Earl Grebe zweifelte, ob es überhaupt etwas zu ernten geben würde. Die Volkemas kamen herüber, um zu sehen, welchen Schaden die Grebes erlitten hatten. Eine Laune der Natur hatte gewollt, daß der Sturm nur über einen schmalen Streifen nördlich von Line Camp dahingerast war, so daß die Volkemas praktisch keinen Schaden erlitten hatten.
    »Ich habe meine Erfahrungen mit Hagel«, sagte Vesta, »und wir können Gott danken, daß der Sturm so früh gekommen ist. Morgen unterpflügst du die toten Triebe und säst Sommerweizen. Der Milo und die
    Luzerne werden die Felder befruchten, und außer etwas Saatgut und Zeit wirst du nichts verloren haben.« Sie und ihr Mann halfen beim Pflügen, und wenn auch das Sommergetreide nicht so gut war, wie das Wintergetreide gewesen wäre, so verdienten die Grebes dieses Jahr doch noch etwas Geld.
    Es war das Geheul der Coyoten, das Alice am meisten zusetzte. In einer einsamen Oktobernacht, als die Geburt ihres Babys unmittelbar bevorstand, hörte sie wieder die heulenden Schreie draußen in der Finsternis, und es war ihr, als kündigten sie den Tag des Jüngsten Gerichts an. Earl war auf einer anderen Farm, um bei der Arbeit auszuhelfen. Sie begann, am ganzen Leib zu zittern, und eine Ahnung kam über sie, daß etwas Entsetzliches geschehen würde. Sie kniete neben dem Bett nieder und betete um Kraft, um diese Schwangerschaft zu einem natürlichen Abschluß zu bringen.
    »O Gott, hilf mir durch diesen düsteren Herbst! Hilf mir, stark zu sein!«
    Als Earl nach Hause kam, fand er seine Frau auf den Knien neben dem Bett. »Das Kind wird schon früher kommen«, flüsterte sie.
    »Gleich jetzt?«
    »Nein. Vielleicht in drei Stunden... oder vier.«
    »Ich gehe Vesta holen«,

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