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Colorado Saga

Titel: Colorado Saga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James A Michener
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massige Haupt den Geschöpfen zugewandt, die sie nicht sehen konnte. Da sie mit der Vorderseite auf sie zukam, fiel es den Jägern nicht leicht, sie an einer lebenswichtigen Stelle zu treffen, doch die zweiten fünf Schüsse zeigten Wirkung. Sie stolperte und wirbelte Staub auf. Ihre Augen trübten sich, aber mit wankenden Knien setzte sie ihren Weg fort. Sie hatte keine Angst und ließ keine Absicht erkennen, sich von ihren Gegnern abzuwenden, aber sie wußte nicht, wie sie mit ihnen fertig werden sollte. Sie trottete nur immer weiter voran.
    Die letzte Salve traf sie von zwei Seiten, und ihre Beine begannen nachzugeben. Sie versuchte tief Atem zu holen, aber etwas steckte in ihrer Lunge, und nun begann sie vornüber zu fallen. Ihr ganzer massiger Körper gab den Kampf auf, und sie stürzte in den herbstlichen Staub, glitt seitwärts ein paar Meter weit den Hügel hinab und stieß endlich an einen Felsblock, vor dem sie liegenblieb.
    Als die Jäger die tote Kuh erreichten - fünf Männer in Nachthemden, Jake Calendar noch dazu barfuß -, kamen sie zu dem Schluß, daß das Tier von fünfzehn Schüssen getroffen worden war, und Jake meinte dazu: »Sechs oder sieben müssen sie in die Stirn getroffen haben, und mit dem verfilzten Haar und den dicken Knochen, das weiß doch jeder, kann man einen Büffel nicht von vorn erlegen.«
    An einem klaren Oktobertag des Jahres 1914 wurde auf einer Farm nur wenige Meilen nördlich von KleinMexiko die Meisterschaft im Pflügen ausgetragen. Aus allen Teilen des nördlichen Colorado kamen die Farmer, um daran teilzunehmen. Line Camp wurde von Earl Grebe vertreten, der sich gute Chancen ausrechnete, den ersten Preis zu gewinnen.
    Seine vier Pferde waren in bester Kondition, ihr Geschirr geölt und blankgeputzt und ihre Bäuche mit just der richtigen Menge Hafer gefüllt. Earl selbst war gut ausgeruht und bereit, sein Bestes zu tun.
    Es gab neunzehn Bewerber. Das zu pflügende Feld maß ein Achtel einer Quadratmeile und wies genügend sanfte Mulden und Anhöhen auf, um den Kampf interessant zu machen. Der Boden war nie zuvor gepflügt worden, es war jungfräuliches Grasland, und das Umbrechen würde nicht leicht sein. Die Regeln verlangten, daß die Pflugschar mindestens achtzehn Zentimeter in den Boden schneiden mußte, so daß mit schwachen Pferden nicht viel anzufangen war. Es mußten vier sehr kräftige Rosse sein, um so tief in den Boden eindringen zu können.
    Die Pflüger mußten    ihr Können mit drei
    Landmaschinen unter    Beweis stellen:    Pflug,
    Scheibenegge, Egge. Mit dem Pflug mußten sie die nötige Tiefe erreichen und schnurgerade, einheitliche Furchen ziehen. Mit der Scheibenegge mußten sie den Boden aufspalten, mit der Egge ihn zerreiben und glätten. Nur erfahrene    Farmer konnten diesen
    Aufgaben gerecht werden, durch die der jungfräuliche Boden in einen leicht zu bearbeitenden und für die Drillsaat geeigneten Ackerboden verwandelt werden sollte.
    Die Pflüger arbeiteten gleichzeitig, jeder auf dem ihm zugewiesenen Teil des Feldes. Zeit war ein wesentlicher, wenngleich nicht entscheidender Faktor. Pflügten zwei Männer gleich gut, gewann der, der als erster fertig wurde; wer aber seine Pferde zu schnell über das Feld trieb, konnte keine Punkte sammeln, denn krumme Furchen zählten nicht. Für die Zuschauer war es schwer, abzuschätzen, wer den Kampf gewinnen würde, denn nur die Richter konnten Punkte zuteilen, und die behielten ihre Meinungen für sich. Jedoch die herrliche Geradlinigkeit von Earl Grebes Ackerfurchen und ihre außerordentliche Gleichförmigkeit ließen den Schluß zu, daß er gute Chancen hatte.
    Doch am anderen Ende des Feldes gab es einen Schweden, einen wahren Felsblock von Mann, dessen Rumpf unmittelbar in den Kopf überzugehen schien, und seine Fähigkeit, sich mit seinen Pferden zu identifizieren, war geradezu unheimlich; mit ihnen zusammen bildete er ein Team von fünf robusten, hart arbeitenden Tieren, die genau wußten, was sie wollten. Es war ein Vergnügen zuzusehen, wie harmonisch sie die Furchen zogen. Der Mann hieß Swenson und wußte mit der Scheibenegge nicht weniger geschickt umzugehen als mit dem Pflug.
    Bei der Egge allerdings war Earl Grebe unschlagbar, und als der Kampf seinem Ende zuging, wußten die Zuschauer, daß der Sieger entweder Grebe oder Swenson heißen würde.
    Atemlose Stille herrschte, während die vier Richter die gepflügten Strecken abschritten und die Glätte des Bodens und die

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