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Colorado Saga

Titel: Colorado Saga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James A Michener
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der ländliche Wohnsitz Earl Grebes und seiner reizenden Gemahlin Alice - alles bezahlt mit Zweidollar-Weizen, Ertrag sechsunddreißig Scheffel je Morgen. Die kleine Baulichkeit links ist das Grashaus, das die Grebes in den ersten Monaten bewohnten. Als umsichtige Wahrer ihres Vermögens verwenden sie jetzt das Grashaus, wie wir hierzulande diese liebenswerten Zeugen der Vergangenheit nennen, um bewundernde Besucher aus dem Osten zu bewirten. Die Bilder auf der gegenüberliegenden Seite zeigen, was Grebe auf dieser Farm, die weniger als zwanzig Meilen von dem Land entfernt ist, das sie nun erwerben werden, gezüchtet hat.«
    Der gezeigte Weizen kam von den Grebeschen Feldern, doch die großen Melonen, Äpfel und Zuckerrüben waren allesamt auf dem bewässerten Uferland des Platte River fotografiert worden.
    Gegen Ende 1918 war Mervin Wendell ein verbrauchter Mann. Bei allem, was er angefaßt hatte, war ihm der Erfolg treu geblieben. Er war der reichste Mann weit und breit und hatte nur einen Wunsch: er wollte noch seinen siebzigsten Geburtstag erleben. Er unternahm alle möglichen Vorsichtsmaßregeln, dieses Ziel zu erreichen. Sein Herz war geschwächt, und so sagte er alle Vortragsreisen ab und erschien nur mehr bei Siegesfeiern auf der Rednertribüne. Er fuhr auch nach McKinley hinauf, als die neue Schule eröffnet wurde, und ließ sich gelegentlich in der Stadt in seinem Büro sehen, um seinen Sohn Philip, jetzt ein solider, verheirateter, vierzigjähriger Mann, in die Feinheiten des Grundstücksgeschäftes einzuweihen. Im übrigen achtete er auf seine Gesundheit, hatte das Rauchen völlig aufgegeben und trank nur bei besonderen Gelegenheiten.
    Er freute sich sehr, als Neujahr kam, denn er erblickte darin einen Markstein für die Zukunft. »Es hätte mich scheußlich geärgert, schon 1918 sterben zu müssen, wo doch so viele aufregende Dinge passieren«, vertraute er Maude an, die mit den Jahren immer jünger zu werden schien. Sie lachte und versicherte ihm, er würde auch noch 1920 erleben. »Das ist eine nette, runde Zahl«, meinte er. »Ich würde gern ein neues Jahrzehnt willkommen heißen.«
    Es sollte nicht sein. In der zweiten Januarwoche wurde er ernstlich krank, eine Komplikation von Herzschwäche und leichter Lungenentzündung. Es war genau die Art von Todeskrankheit, die er sich selbst ausgesucht hätte, denn sie gestattete es ihm, ohne äußere Verletzungen still und friedlich im Bett zu liegen.
    Am Abend des 16. Januar fühlte er sich ziemlich schwach, versicherte aber seiner Familie: »Ich bin ganz sicher, daß ich es schaffe« und empfing am Siebzehnten viele Freunde im Schlafzimmer. Er erzählte ihnen Geschichten aus der Zeit, da er in Dakota auf Theatertournee gewesen war - zusammen mit der bezaubernden Maude De Lisle, die schließlich eingewilligt hatte, seine Frau zu werden, und ihm in all diesen Jahren eine liebende Gefährtin gewesen war. Während er sich zu einer blumenreichen Rede über die Freuden und Wonnen des Ehelebens aufschwang, verließ sein Sohn den Raum.
    »Das, was er jetzt erzählt, ist aus einem Stück, das wir in Minnesota gespielt haben«, erklärte Philip draußen seiner Frau. »Jetzt kommt gleich die Balkonszene aus Romeo«, und gegen fünf Uhr nachmittags berichtete er seinen Besuchern tatsächlich, wie er einmal in South Dakota aufgeblickt hatte und von der Schönheit seiner Frau so überwältigt gewesen war, daß er den Text nicht weiterwußte. Worauf er ihnen die ganze Szene hersagte, Julias Rolle wie auch die seine.
    Er starb am Neunzehnten, und alle Zeitungen in Colorado veröffentlichten Nachrufe, in denen sie seine einzigartigen Leistungen für den Staat hervorhoben. Seine Beerdigung war ein Triumph. Persönlichkeiten aus allen Schichten zollten seiner fortschrittlichen Gesinnung und seiner liebenswerten Menschlichkeit hohe Anerkennung. Viele, denen er geholfen hatte, berichteten von Beweisen seiner Großzügigkeit, und die Ankündigung einer Delegation aus McKinley, daß dieses neue Gemeinwesen seinen Namen ändern und von nun an Wendell heißen würde, war die Krönung des Tages.
    In Line Camp herrschte die Meinung vor, daß diese Ehre besser ihnen anstünde, denn der etwas eigenartige, aus zwei Wörtern bestehende Name der Stadt wurde von den Einwohnern nicht geschätzt. So entstand eine Bewegung von beträchtlichem Umfang, eine Namensänderung durchzuführen, noch bevor McKinley dies tun könnte, doch am Ende trugen die Nachbarn im Norden den Sieg davon, und aus

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