Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Colorado Saga

Titel: Colorado Saga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James A Michener
Vom Netzwerk:
mangelte es an Milch und Vitaminen. Die Erziehung der älteren Kinder war schweren Belastungen ausgesetzt.
    Den meisten Kummer bereitete Alice der Gedanke an ihren zweiten Sohn, Timmy, der jetzt zwölf und in dem Alter war, da ein Knabe so viele Dinge entdeckt, die er gerne tun möchte. Und sie hatte keinen Penny für ihn... nichts... nichts.
    Und dann kam Mr. Bellamy, aufrecht und mager wie immer, im Herbst dieses Jahres mit einer guten Nachricht. Er rief alle diese so vielen Entbehrungen ausgesetzten jungen Burschen aus der Gegend zusammen und erzählte ihnen von einer aufregenden Neueinführung in Denver. »Bei der Viehausstellung im Januar wird es einen neuen Bewerb geben: >Fang es und es gehört dir.<«
    »Um was geht es da?« fragte Timmy Grebe.
    »Für Nestküken ist das nichts«, warnte Bellamy. »Zwanzig Jungen gehen in die große Arena. Viele Tausende Menschen sehen euch zu. Und alles, was du in die Hand bekommst, ist ein Halfter mit einem drei Meter langen Strick. Auf ein Hornsignal werden zehn Kälber losgelassen. Und ihr Jungen, also die, die zu dem Bewerb zugelassen werden, ihr müßt diese Kälber jagen und sie zu Boden zwingen. Der Junge, der seinen Halfter um den Kopf eines Kalbes schlingen kann und es ohne Hilfe wegführt, gewinnt das Kalb.«
    »Und es gehört ihm?« fragte Timmy.
    »Er nimmt das Kalb nach Hause und füttert es, und nächsten Winter bringt er es wieder zur Viehausstellung, und wenn es einen Preis gewinnt, wird es versteigert, und der Junge darf das ganze Geld behalten.«
    Elf Buben saßen da und träumten von ihrer großen Chance, aber Mr. Bellamy mußte ihre Begeisterung ein wenig dämpfen. »Das nächste Problem ist jetzt, wo können wir uns Kälber ausleihen, um mit ihnen zu üben?«
    Die Bauern im Ort hatten keine, aber einer der Jungen wußte einen Vorschlag zu machen: »Mrs. Lloyd hilft allen Menschen«, und sie kamen überein, sie zu bitten, ihnen ein paar Kälber zu leihen.
    Sechs der Jungen setzten sich in Mr. Bellamys Wagen und fuhren nach Venneford. »Eine wunderbare Idee!« sagte die gestrenge alte Dame, ließ sogleich Henry Garrett kommen und trug ihm auf, vier stämmige Kälber auf die Grebe-Farm zu schicken. »Junge
    Burschen sollten sich betätigen«, meinte sie und ließ ihren Besuchern belegte Brote und Zimtkuchen vorsetzen. Als sie sah, wie sie das Essen hinunterschlangen, dachte sie, mein Gott, sind sie wirklich so hungrig?
    Mit den vier Crown-Vee-Kälbern lehrte Bellamy die Jungen, wie sie die lebhaften Tiere anpacken, sie zu Boden werfen und ihnen den Halfter über die Schnauze ziehen mußten. Es war eine schwere Arbeit, und da ein Junge ein gewisses Gewicht haben mußte, um das Kalb festhalten zu können, sah es bald so aus, als ob Timmy Grebe, der ein Jahr jünger war als die anderen, zu leicht wäre, um mithalten zu können. »Er sollte lieber bis zum nächsten Jahr warten«, sagte Bellamy zu Alice Grebe, aber sie bat ihn inständig, den Jungen an dem Bewerb teilnehmen zu lassen.
    »Sie können sich gar nicht vorstellen, wie gut ihm das getan hat, Mr. Bellamy.«
    »Ich kann es mir sehr gut vorstellen. Na ja, wenn er es versuchen will.«
    Am nächsten Abend erschien Timmy nicht zum Essen, doch seine Eltern konnten sich denken, wo er steckte. Sie hatten ihn auf die Volkema-Farm zugehen sehen und wußten, daß er jetzt im Stall stand und mit einem jungen Stier rang, der doppelt so schwer war wie die Kälber, mit denen er es zu tun bekommen würde. Krach! Der Stier schleuderte ihn gegen die Wand, aber Timmy stand sofort wieder auf, um es noch einmal zu versuchen.
    Krach! Der Stier gab ihm einen Schubs mit dem Hinterteil. Timmy knallte an die Wand, kam aber gleich wieder auf die Beine, zog sich die Hose hoch und versuchte es abermals.
    Der Stier drängte den Zwölfjährigen in eine Ecke. Die rechte Hand im Gesicht des Tieres, drängte Timmy ihn wieder zurück.
    Timmy nahm einen Anlauf und umklammerte Kopf und Hals des Stiers, und zwei wüste Minuten lang warfen und wälzten sich Junge und Hereford im Stall herum. Sie machten so großen Lärm, daß Vesta Volkema mit einer Laterne herauskam, um dem Gepolter auf den Grund zu gehen. Als sie sah, daß Timmy sich an verschiedenen Stellen an der rauhen Holzwand blutig geschürft hatte und der erstaunte Stier, wild mit dem Kopf schlenkernd, den Jungen abzuschütteln versuchte, fing sie an zu lachen und drängte das Tier mit einer Mistgabel in eine Ecke, wo Timmy endlich loslassen konnte.
    »Und jetzt ab nach Hause!«

Weitere Kostenlose Bücher