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Colorado Saga

Titel: Colorado Saga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James A Michener
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Riesentier zurück und wehrte sich gegen seine Angriffe. Mit einer Wut, deren sie sich nicht für fähig gehalten hatte, kämpfte sie minutenlang mit der Schlange, parierte ihre Vorstöße mit wilden Hieben und hieb sie schließlich mit einem Schlag, wobei sie sich beinahe selbst verletzt hatte, in zwei Teile. Entsetzt sah sie die zwei Hälften sich krümmen und winden, als lebten sie beide fort, als wollten sie zu einem neuerlichen Angriff ausholen. Unfähig sich zu bewegen, stand sie auf die Hacke gestützt. Hinter sich hörte sie das Geplapper ihres Kindes, konnte aber den Blick von der toten Schlange nicht abwenden. Sie stand immer noch wie versteinert da, als Earl vom Feld zurückkam. »Was machst du denn, Alice?« fragte er und trat auf sie zu.
    Sie brachte kein Wort über ihre Lippen, blieb nur wie versteinert stehen, und da senkte er den Blick und sah die verendete Schlange, so scheußlich im Tod, wie sie es im Leben gewesen war. »Mein armer Liebling«, flüsterte er und hob Alice wie ein Kind in seine Arme.
    Er brachte sie zu Bett. »Earl«, schlug Vesta Volkema noch am selben Abend vor, nachdem sie sich ein wenig um Alice gekümmert hatte, »ich nehme sie mit zu mir. Sie kann nicht mehr weiter.«
    »Was soll ich mit den Kindern machen?« fragte er. »Verdammt noch mal!« fuhr sie ihn an. »Dich zurechtfinden, wie wir uns mit allem zurechtfinden müssen! Deine Frau macht sich kaputt. Du mußt dich um die Kinder kümmern.«
    Aber sie blieben nicht allein. Am Tag darauf saß Victoria am Fenster. »Ein Wagen kommt!« rief sie, und tatsächlich kam ein großes schwarzes Auto den Feldweg heraufgefahren. Am Steuer saß eine ältere
    Dame, die den Kindern unbekannt war. Nachdem das Auto mit einem Ruck stehengeblieben war, kletterte die Dame heraus. Sie hatte zwei Körbe mitgebracht. »Ich heiße Charlotte Lloyd«, sagte sie. »Auf der Polizei hat man mir erzählt, daß mein Freund Timmy Grebe ohne Mutter dasitzt.«
    »Wir haben eine Mutter«, widersprach Timmy. »Natürlich habt ihr eine Mutter«, erwiderte Charlotte. »Aber sie wird doch eine Weile wegbleiben, nicht wahr?« Und bevor der Junge noch antworten konnte, umarmte sie ihn und sagte: »Du bist doch der kleine Mann, der die Stiere so tapfer bei den Hörnern packt und niederwirft, nicht wahr?« Sie bückte sich und holte eine große Platte mit leckeren braunen Korinthenbrötchen aus einem der Körbe.
    Sie benahm sich, als ob sie zur Familie gehörte, und holte aus den Körben Dinge hervor, die die Kinder seit Jahren nicht mehr gesehen hatten. Unter den vielen Leckerbissen war auch eine Dose mit Austern, doch die Kinder hatten Angst, sie zu versuchen. »Man muß alles versuchen«, sagte sie und zeigte ihnen, wie man das seltsame Zeug auf ein Brot schmierte. Drei Wochen lang besuchte sie täglich die Farm, sorgte für die Kinder und unterhielt sie mit Geschichten aus fernen Ländern, die sie bereist hatte. Sie war dreiundachtzig in diesem Sommer, aber genauso munter wie damals, als sie auf dem Jagdausflug mit dem Großfürsten das erste Mal Nebraska durchquert hatte. Sie interessierte sich immer noch für die Landwirtschaft und tadelte Earl Grebe wegen seiner Art des Pflügens. »Dabei habt ihr einen Mann hier in Line Camp, der genau weiß, wie man's macht.«
    »Wer?«
    »Walter Bellamy. Voriges Jahr im Winter hat er einen sehr interessanten Vortrag in Centennial gehalten.« »Der kann doch keine gerade Ackerfurche ziehen«, sagte Grebe.
    »Genau das ist sein Vorzug«, erwiderte sie und richtete es ein, daß Bellamy auf die Farm kam - dazu lud sie auch noch die Volkemas und ein paar andere Familien ein - und den Farmern noch einmal erklärte, was sie falsch gemacht hatten.
    »Von den Bergen hier bis nach Nebraska hinüber habt ihr eine einzige ununterbrochene Fläche von gepflügtem Land. Jetzt kommt der Wind von oben herunter und nimmt die geeggte Erde mit. Je stärker der Wind wird, desto mehr Erde nimmt er mit, so lange, bis unser halber Staat durch die Luft wirbelt.« »Was sollen wir tun?« fragte Magnes.
    »Die Erde an den Boden binden. Ihr müßt sie binden.«
    »Wie denn?«
    »Nie geradlinig pflügen. Nie der Senkung nach pflügen. Pflügt quer. Pflügt nie den ganzen Boden. Laßt Grasstreifen über und, um Christi willen, verbrennt eure Eggen. Wenn die Erdklumpen genügend groß sind, kann der Wind sie nicht mitnehmen.«
    Die Bauern begannen einzusehen, daß er recht hatte, daß der Wind, wenn eine endlose Strecke gepflügten und geeggten Landes in

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