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Colorado Saga

Titel: Colorado Saga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James A Michener
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Besitz zu veräußern und das Weizengeschäft aufzugeben. Er verhandelte mit mehreren Interessenten und fand einen Bankier in Denver, der sich interessiert zeigte, mit der Getreidebrachwirtschaft zu spekulieren. »Ich glaube«, erklärte ihm der Bankier, »daß ich mit einem genügend großen Areal nicht nur eine gute Weizenernte erzielen, sondern auch noch beträchtliche Gelder von der Regierung bekommen kann -Bodenreserven, Verhütung von Bodenerosion und so weiter.«
    In einem Winkel seines Herzens bedauerte Wendell, daß er bei dem großen Geschäft, das da kommen mußte, nicht mitmischen konnte. »Wir werden den
    Dreidollarweizen noch erleben«, sagte er zu seiner Frau. »Fang nicht wieder von vorne an«, warnte sie ihn. »Nein, nein«, beruhigte er sie. »Mir soll's recht sein, wenn ein anderer den Gewinn einstreift.«
    Er war kein armer Mann. Dieser Hof zum Beispiel, den er dem kleinen Grebe nach der Tragödie um dreitausend Dollar abgekauft hatte. Ein Bankier aus Chicago bot ihm jetzt zwanzig. Nicht alle seine Geschäfte waren so erfolgreich, aber er würde Centennial mit mehr als einer Million Dollar verlassen
    - nicht schlecht für einen Jungen, der mit einem Tourneetheater in die Stadt gekommen war.
    Er verbrachte den Juli und August damit, die Verträge auszuarbeiten, auf Grund welcher sein Besitz in andere Hände übergehen würde. Weil seine Vertragspartner auf Urlaub waren, konnten diese Geschäfte nicht abgeschlossen werden, doch im kommenden September würden die Vereinbarungen wirksam werden.
    »Wir haben das Gröbste hinter uns«, erklärte er in der letzten Augustwoche mit ehrlicher Erleichterung seiner Frau. »Ich fühle mich um Jahre jünger, und in Florida werden wir eine herrliche Zeit verleben. Der Strand wird Morgan gefallen, und wie ich höre, ist die Universität in Florida fast so gut wie die in Colorado.« Sein Sohn war damals elf und von der Aussicht begeistert, in Florida zu leben.
    Und dann begann es am letzten Augusttag des Jahres
    1939, einem Donnerstag, zu regnen, und als Philip Wendell zu Bett ging, sagte er ärgerlich zu seiner Frau: »So ein Pech! Jetzt regnet es, und morgen verkaufe ich.« Aus dem Schlafzimmerfenster sah er auf den Regen hinaus. Es war ein richtiger Regenguß, der die Felder noch vor der Herbstaussaat tränken würde. »Na ja«, meinte er, »unser Pech ist eines anderen Glück. Ich fühle es in meinen Knochen, das ist der Anfang einer Regenperiode. Da wird jemand Millionen scheffeln, und ich wünschte, ich wäre dieser
    Jemand.«
    »Komm schlafen, Philip.«
    Er konnte nicht schlafen. Er wälzte sich die ganze Nacht unruhig im Bett herum, grübelte über eine goldene Zukunft nach, die er leichtsinnig verkaufte, und über den Rückzug, den er in dem Augenblick antrat, da die Stunde des Trockenbodenlandes zu schlagen schien. Es war nicht fair. Seine Eltern hatten gemordet, um in der Stadt Fuß zu fassen. Mit sicherer Hand hatte sein Vater das beste Land an sich gebracht. Der alte Mervin Wendell hatte die Bestimmung dieses Gebietes vorausgeahnt, und jetzt verzichtete sein Sohn darauf, seinen Vorteil zu nutzen. Ohne später erklären zu können, was ihn dazu veranlaßt hatte, stieg Philip Wendell aus dem Bett. Es regnete, und die Dämmerung war noch weit. Er ging in sein Arbeitszimmer hinunter, um die Verträge durchzusehen, die er morgen unterzeichnen sollte, um sich zu vergewissern, daß jedes einzelne seiner Grundstücke ihm den bestmöglichen Preis einbrachte. Als er das Radio andrehte, hörte er die Sensationsmeldungen aus Europa:
    »Heute morgen, Freitag, den 1. September, ist Adolf Hitler in Polen einmarschiert. Dank des vor kurzem abgeschlossenen Nichtangriffspaktes mit der Sowjetunion der Sorge einer Konfrontation mit den Russen enthoben, rückt die deutsche Wehrmacht auf Warschau vor. Berichten zufolge wehren sich die Polen tapfer, aber... «
    Wendell erinnerte sich an die vielen Russen, mit denen er Geschäfte gemacht hatte, und das erste, was ihm durch den Kopf schoß, war: Früher oder später wird er gegen die Sowjetunion kämpfen müssen.
    Von dieser Überzeugung war er so durchdrungen, daß er den zu erwartenden Lauf der Ereignisse deutlich vorhersah: die Pattstellung im Westen Europas, die Einmischung Amerikas, die japanischen Umtriebe im Pazifik, die allgemeine Unsicherheit und Verwirrung, die alle Nationen der Erde in eine gewaltige Katastrophe verstricken würden.
    »Das könnte Jahre dauern«, murmelte er, während er, dem Regen lauschend,

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