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Colorado Saga

Titel: Colorado Saga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James A Michener
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nervös auf und ab schritt. »Amerika wird sich nicht heraushalten können, und alle werden Weizen brauchen! Regen und Krieg! Ich wußte, daß es so kommen würde.«
    Ohne seine Frau zu Rate zu ziehen, fing er an, verschiedene Grundstücksmakler in der Gegend anzurufen, und machte sich erbötig, alle Trockenlandhöfe zu kaufen, die sie auf ihren Listen hatten. »Ich bringe Ihnen noch vor neun Uhr einen Scheck«, sagte er ihnen. »Ich weiß, das ist früh, aber ich will das Geschäft rasch abschließen.« Einer der Makler bot ihm Rieselfelder an. »Das ist etwas für Leute, die Angst haben, ein Risiko einzugehen«, lehnte er ab. »Richtige Männer kämpfen mit Trockenböden.« Seine Frau, von seiner lauten Stimme geweckt, kam im Nachthemd herunter und hörte, wie er einen nach dem anderen die Leute anrief, denen er seine Felder hatte verkaufen wollen. »Ich mache das Geschäft rückgängig, Garrett. Ich habe mich entschlossen, das Land zu behalten.« Pause. »Ja, ich weiß, wir haben den Verkauf mit Handschlag besiegelt, aber ich habe nichts unterschrieben. Ich mache das Geschäft rückgängig. Ich werde das Land selbst bewirtschaften.«
    »Was machst du da?« fragte seine Frau entgeistert. Morgan,    durch den Lärm aufgeschreckt, kam
    schlaftrunken ins Zimmer. »Was ist denn los?«
    »Die Welt hat sich verändert«, antwortete Philip. »In dieser Nacht ist alles anders geworden.« Er drehte das Radio an, und sie hörten die feierlichen Erklärungen aus London. »Mensch, das ist jetzt wirklich Krieg!« murmelte Morgan in scheuem Erstaunen.
    Seine Mutter, die nun die Ereignisse aus der Sicht ihres Mannes sehen konnte, nahm seine Hand und flüsterte: »Wenn der Krieg lange genug dauert, könnten wir... «
    Es war nicht möglich, den Satz zu Ende zu sprechen, denn Philip richtete das Wort an seinen Sohn: »Die Erde schenkt dir nichts, Morgan. Sie dreht sich und sie wartet. Sie liebt dich nicht und sie haßt dich nicht, aber sie hilft den Furchtlosen, etwas zu vollbringen. Dein Großvater hat neunzehn Farmen gekauft, und davon brachten ihm achtzehn einen guten Gewinn. Er verstand etwas vom Land, so wie auch ich etwas davon verstehe und du etwas verstehen wirst müssen. Staubstürme, Dürre, Krieg... das ist nichts. Nur das Land zählt, und du wirst alles lernen, was es darüber zu wissen gibt. Denn diesmal wird es uns reich machen... sehr reich.«

Novemberelegie
    Ich verbrachte den Oktober 1973 in Centennial. Ich suchte einen Menschen, ganz gleich ob Mann oder Frau, dessen Leben die Geschichte des Westens widerspiegelte. Ich wollte den Herausgebern von »US« in New York eine Art Schlußstein zu unserem Unternehmen liefern, eine auf Einzelheiten eingehende, persönliche, lebenswahre Darstellung all dessen, was die Menschen im Westen in diesen kritischen Jahren vor unserer nationalen Geburtstagsfeier getan und woran sie gedacht hatten. Zuerst konzentrierte ich mich auf Centennials schwarzen Friseur Nate Person, Enkel des einzigen schwarzen Cowboys, der je auf dem Skimmerhorn-Trail an der Spitze einer Herde geritten war. Die Geschichte, wie sich diese Familie in meiner kleinen Westernstadt eine führende und von der Liebe ihrer Mitbürger getragene Stellung erworben hatte, war ein amerikanisches Epos.
    Dann richtete ich mein Augenmerk auf Manolo Marquez, den Abkömmling jener illustren Mexikaner Tranquilino und Triunfador. Wie es ihm gelungen war, so viele Vorurteile zu überwinden und sich seinen festen Platz in der Gemeinde zu erobern, das hätte eine faszinierende Geschichte ergeben. Aber das waren Sonderfälle, und ihre Verbindung mit Centennial setzte verhältnismäßig spät ein. Ich brauchte jemanden, der tiefer in dieser Stadt verwurzelt, der typischer für sie war. Und am 1. November fand ich mein perfektes Musterexemplar.
    Am frühen Morgen frühstückte ich in einer Ecke des großen Salons auf Schloß Venneford. Drei Elchköpfe, die schon lange nicht abgestaubt worden waren, starrten auf mich herab, während ich mich mit Paul Garrett unterhielt, einem großgewachsenen, sechsundvierzigjährigen Mann mit grauen Schläfen. Er war einer der weitblickendsten Männer Colorados und eine echte Führerpersönlichkeit.
    Was mir besonders gut an ihm gefiel, war seine Mischung aus Ernst und selbstkritischem Humor. Als ich zum Beispiel gerade meinen mit einem leichten Teergeschmack behafteten Tee austrank, sagte er mir: »Meine Familie hat schon immer etwas für dieses sonderbar riechende Zeug übrig gehabt. Meine

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