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Colorado Saga

Titel: Colorado Saga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James A Michener
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Großmutter Heller Stern - sie war eine Arapaho, müssen Sie wissen - meinte immer, es schmecke nach versengten Mokassins.«
    »Wer waren Ihre Großeltern?« fragte ich, und aus einer Lade seines vollgeräumten Schreibtisches holte er ein gewöhnliches Zuchtbuch hervor, das die Stammbäume seiner preisgekrönten Herefords enthielt.
    »Die Geschichte Ihrer Venneford-Stiere habe ich schon studiert«, wollte ich abwehren. »Aber nicht diese«, entgegnete er mir und schlug eine Seite auf, die er selbst über seine Person ausgefüllt hatte, so als ob auch er ein Hereford wäre. Sie zeigte seine Vorfahren über fünf Generationen, und nachdem ich seine Aufzeichnungen überflogen hatte, fühlte ich mich in meiner Meinung bestätigt, daß dies der Mann war, den ich brauchte, um meinen Bericht zu vervollständigen.
    Zugegeben, die Garretts hatten mit Schafen angefangen, waren dann aber doch so klug gewesen, sich auf Rinder umzustellen. Paul hatte Militärs wie die Mercys unter seinen Ahnen und Grenzer wie Pasquinel. Ein Zweig seiner Familie war englisch, ein anderer indianisch.
    »Messmore Garrett und Buckland waren englischer Herkunft«, erklärte er mir, als ich das Buch auf den Tisch zurücklegte. »Die Lloyds waren eine walisische Familie, die nach Tennessee und Texas auswanderte. Patrick Beeley war ein trinkfester Ire, Pasquinel und
    Mercy kamen aus Frankreich - für gewöhnlich ignorieren die Autoren den französischen Einfluß in der Geschichte des Westens. Zendt, Skimmerhorn, Staller und Bockweiß waren Deutsche. Deal war Holländer, und ursprünglich hat er auch seinen Namen anders geschrieben. Roter Wolf und Heller Stern waren vollblütige Indianer. Lucinda McKeag - es gab wohl keinen, der sie nicht liebte - war die Tochter einer Squaw namens Tönerne Schale. Viele Leute aus den Bergen erwähnten sie in ihren Tagebüchern.«
    »Eine ziemlich gemischte Gesellschaft«, bemerkte ich. »Fast schon blutschänderisch«, gab er zu und schloß das Zuchtbuch. »Wenn Sie die Geschichte der wirklich großen Stiere verfolgen, werden Sie viele Fälle von Inzucht finden. Bei mir sieht es nicht viel anders aus. Ein Sohn Lucinda McKeags heiratete die Tochter ihres Bruders. Messmore Garrett heiratete seine Kusine. Und Henry Buckland, der Vater der streitbaren Charlotte, von der Sie so oft gesprochen haben, heiratete seine Nichte.«
    Bevor ich mich noch zu dieser letzten Information äußern konnte, klingelte das Telefon, und eine ältliche mexikanische Dienerin kam hereingeschlurft. »Es ist sehr wichtig«, meldete sie und reichte ihm den Hörer vom Schreibtisch.
    Es war der neue Gouverneur von Colorado, der ihm eine aufregende Mitteilung zu machen wünschte: »In meiner Pressekonferenz heute morgen um zehn werde ich Ihre Ernennung zum Vorsitzenden des Exekutivausschusses für die Hundertjahrfeier unseres Bundesstaates bekanntgeben.« Das war eine größere Ehre, als ein Fremder hätte vermuten können, denn als einziger von den fünfzig Staaten würde Colorado im Jahr 1976 nicht nur den zweihundertsten Geburtstag der Nation, sondern auch seinen eigenen hundertsten Jahrestag feiern.
    »Das paßt ausgezeichnet«, sagte ich, nachdem ich die Neuigkeit erfahren hatte. »Was ich gerne täte, Mr.
    Garrett, wäre, Sie begleiten zu dürfen. Ein paar Wochen lang. Dabeisein, wenn Sie Ihre Geschäfte erledigen... Meinen Verlegern einen Eindruck von dem vermitteln, womit ein Westerner sich heutzutage beschäftigt. Wenn Sie nichts dagegen haben, würde ich Sie auch bitten, sich dieses Tonbandgerätes zu bedienen, wenn ich gerade nicht da bin. Im Falle, daß Sie sich etwas von der Seele reden wollen.«
    »Noch vor einem Monat hätte ich nein gesagt«, erwiderte er. »Es ist nicht leicht, wenn einem die Frau stirbt. Auch nicht, wenn man gar nicht richtig verheiratet war, wie in meinem Fall. Aber davon werden Sie ja wohl gehört haben.«
    »Ich habe eine ganze Menge von Ihnen gehört«, sagte ich. »Aber ich möchte noch mehr wissen.« »Wenn das Gerät funktioniert, werden Sie noch eine ganze Menge mehr wissen.« Ich mußte zum Lunch bleiben, und während wir unter den Elchköpfen aßen, drang die Nachricht von seiner Ernennung in alle Ecken des Staates, und das Telefon wollte gar nicht mehr aufhören zu läuten. Bewohner der Westhänge der Rockies wollten wissen, ob sie an den Doppelfeiern teilnehmen oder, wie üblich, nur die zweite Geige hinter dem dichter besiedelten Vorland spielen würden. »Natürlich seid ihr dabei«, versicherte er ihnen.

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