Colorado Saga
Die Ranch hatte immer nur die besten Stiere gekauft, aber irgendwo, irgendwann wurde eine falsche Richtung eingeschlagen, und nun mußten Korrekturen vorgenommen werden.
»Lieber würde ich mir die rechte Hand abschlagen«, sagte Garrett, und er meinte es ernst. Er wollte in Montana anrufen, als er Schritte auf der Veranda hörte. Er ging hinaus, um nachzuschauen, und sah zu seiner Überraschung Morgan Wendell, den präsumtiven Zaren, vor sich stehen.
»Ich mußte schon früh im Wahllokal sein«, erklärte Morgan. Er solle schon um sieben kommen, habe sein Manager ihm aufgetragen. Er werde Fotografen hinschicken, und so kämen sie noch in die Nachmittagszeitungen. Er war mit seiner Frau neben dem Stimmzählapparat gestanden, und beide hatten gelächelt.
»Ich nehme doch an, daß Sie Ihre Stimme abgeben werden, Paul.«
»Das versäume ich nie.«
»Ich hoffe, Sie werden sie für mich abgeben.«
»Ist es nicht ein bißchen spät für Wahlwerbung?«
»Ich betreibe keine Wahlwerbung. Es sieht so aus, als ob ich den Job in der Tasche hätte, und eigentlich ist es mir völlig piepe, wie Sie wählen.«
Garrett hatte keine Anstalten getroffen, Wendell, der nur selten im Schloß zu Gast gewesen war, weiterzubitten, und die brüske Erwiderung ließ ihn gespannt aufmerken. »Welchem Umstand verdanke ich die Ehre Ihres Besuches, Morgan?«
»Etwas sehr Wichtiges, Paul.« Der Kandidat zauderte. »Kommen Sie 'rein«, forderte Garrett ihn auf, und Wendell sagte: »Danke.«
Garrett führte ihn in den Salon mit den Elchköpfen. »Paul«, begann Wendell schroff, »Sie und ich, wir sind nie gut miteinander ausgekommen, und ich nehme auch an, daß Sie, wenn Sie überhaupt wählen gehen, für Hendrickson stimmen werden.« Garrett zuckte die Achseln und schwieg. »Ich bin hergekommen, um Ihnen zu sagen, daß ich Ihre Hilfe brauche... dringend brauche.«
»Haben Sie mich nicht soeben wissen lassen, daß Ihnen meine Stimme völlig piepe ist?«
»Ach, die Wahl... wen interessiert das? Aber wenn ich den Job bekomme - und ich denke, ich werde ihn bekommen -, brauche ich ein paar erstklassige Köpfe. Nein, unterbrechen Sie mich nicht. Kopfarbeit war nie meine Stärke. Aber ich habe Gefühl für das, was in der Welt vorgeht. Ich weiß im voraus, was den Leuten an die Nieren gehen wird.«
»Und was hat das mit mir zu tun?«
»Sehr viel. Den Staat zu retten - das ist das große Problem, mit dem Colorado sich im kommenden Jahrzehnt konfrontiert sehen wird. Ich meine das wörtlich. Es gilt die Wälder zu retten, die Forellen, die Elche - und ganz besonders die Flüsse und die Luft, die wir atmen.«
Paul Garrett lehnte sich zurück und studierte seinen Besucher. »Wissen Sie, Morgan, das ist das erste Mal in Ihrem Leben, daß Sie vernünftig reden.«
»Das habe ich von Leuten Ihres Kalibers gelernt«, gab Wendell zur Antwort. »Die erste Berufung, von der ich der Presse Mitteilung zu machen gedenke, wird die meines bevollmächtigten Stellvertreters Paul Garrett sein.«
»Ein Job, den ich annehmen müßte - wenn er mir angeboten wird.«
»Ich hoffte, daß Sie das sagen würden.«
»Aber ich würde ihn nicht annehmen, um Ihnen ein Aushängeschild abzugeben, Morgan. Für Sie ist Umweltschutz ein Modewort, etwas, womit sich zu beschäftigen einem die politische Klugheit gebietet. Dagegen habe ich auch nichts einzuwenden, denn schließlich wollen Sie und andere Leute ja gewählt werden. Aber wenn ich das Wort gebrauche, faßt es mein ganzes Leben zusammen. Sie könnten es schwer mit mir haben.«
»Das ist mir klar! Machen wir's doch so. Sie treffen alle Entscheidungen über unsere Naturschätze nach Ihrem Gutdünken, und wenn Sie mir wirklich völlig unerträglich werden sollten, bekommen Sie den blauen Brief, und ich ersetze Sie durch jemanden, der mir etwas mehr zusagt. Meiner Meinung nach könnten wir zumindest drei Jahre miteinander auskommen, und bis dahin wäre der Grundstein gelegt.«
»Klingt annehmbar«, sagte Garrett. Dann fiel ihm etwas ein, was gegen seine Bestellung sprechen konnte: »Sie wissen doch, daß ich beim Calendar-Prozeß diese Woche als Zeuge geladen bin. Das könnte peinlich werden.«
Wendell ließ den Kopf hängen, denn das war eine schlechte Nachricht. Der Prozeß würde im ganzen Staat Widerhall finden, und wenn sein Stellvertreter Partei nahm, konnte das unangenehm werden. »Könnten Sie sich nicht der Aussage entschlagen, Paul?«
Garrett lachte: »Sehen Sie! Noch bevor Sie mich zu Ihrem Stellvertreter
Weitere Kostenlose Bücher