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Colorado Saga

Titel: Colorado Saga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James A Michener
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Staatsanwalt, der die Sache des Umweltschutzes auf seine Fahnen geschrieben hatte, war ein aktiver Sportler gewesen. Der Verteidiger, der auf dem Lande lebte, war ein bekannter Jäger und Viehzüchter.
    Der Angeklagte gehörte einer ganz anderen Menschengattung an. Floyd Calendar war ein Mann Anfang Sechzig, mager, bärtig, von abstoßendem Aussehen. Er trug keine Krawatte, und sein Anzug schien einige Nummern zu weit zu sein, obwohl er groß gewachsen war. Vorne fehlte ihm ein Zahn, was seinen schon an sich mürrischen Gesichtsausdruck fast unheimlich erscheinen ließ. Er war zweier schwerer Vergehen angeklagt: Er hatte von einem Flugzeug aus auf das Wappentier der Vereinigten Staaten, den Weißköpfigen Seeadler, geschossen und Bären, eine gefährdete Spezies, »auf grausame und unsportliche Weise« getötet.
    Der erste Zeuge der Anklage war Harold Emig aus Centennial. Mit seiner Aussage wollte der Staatsanwalt darlegen, was für ein Mensch dieser Floyd Calendar war.
    »Er war Bergführer«, erklärte Emig. »Sein erstes öffentliches Amt bestand darin, Partien zusammenzustellen, um Präriehunde zu schießen.«
    »Sind Präriehunde eßbar?« erkundigte sich der Staatsanwalt.
    »O nein! Präriehunde schießt man nur zum Spaß. Floyd wußte, wo sie ihre Baue hatten. Heutzutage gibt es ja nicht mehr viele. Für einen Dollar pro Person führte er uns hin, und wir stellten uns vor den Bau. Auf die Westseite, verstehen Sie, da bekommen die Biester die Sonne in die Augen, na, und Floyd hatte da so Trommeln und Pfeifen, damit lockte er sie heraus, und steckte dann so ein kleiner Kerl den Kopf heraus, knallten wir los.«
    »Wie viele töteten Sie da?«
    »Na ja, an einem guten Tag, wenn Floyds Pfeifen funktionierten, schossen wir jeder zehn, zwanzig... die Tiere nicht gerechnet, die wahrscheinlich getroffen im Bau verendeten.«
    »Was haben Sie mit den Tieren gemacht?«
    »Nichts. Ein Präriehund taugt zu nichts. Essen kann man sie nicht. Es war nur eben der Spaß, wenn einer den Kopf aus dem Loch steckte, ihn mit einem gut gezielten Schuß zu erwischen.«
    »Betreibt Mr. Calendar immer noch solche Jagdausflüge?«
    »Nein, Sir. Nach einer Zeit waren die Biester ziemlich ausgerottet, und da verlegte er sich auf Hasenhetzen.
    Sechzig, siebzig Männer mit Knüppeln streifen da durch ein ziemlich großes Gebiet, ziehen den Kreis immer enger, und am Schluß geht es dann hoch her, wenn die Hasen zu Tode geprügelt werden.«
    »Ich dachte, das wäre vor einigen Jahren verboten worden.«
    »Ja, das stimmt. Die Zeitschrift >Life< schleuste einen Fotografen in eine von Floyds Jagdpartien ein, und der machte Aufnahmen von den Teilnehmern... Ich war auch auf so einem Bild. Na ja, das hat so ein paar Frauenvereine an der Ostküste gestört... Erwachsene Männer, verstehen Sie, die Hasen auf diese Weise totprügeln... Diese Frauenvereine wissen natürlich nicht, was für einen Schaden so ein Hase anrichten kann.«
    »Und was machte Mr. Calendar dann?«
    »Ja, dann hatte er einen wirklich guten Einfall. Wir fuhren da in einer großen Gruppe mit Kleinlastern und speziell abgerichteten Jagdhunden los, weit hinaus auf die Prärie, wo es Coyoten gab, und jagten sie... vielleicht zehn Meilen weit. Dann ließen wir die Hunde los.«
    »Und dann?«
    »Die Hunde zerrissen die Coyoten.« Es entstand eine Pause, und Emig fügte hinzu: »Das mußte sein, denn die Coyoten fallen ja Schafe an.«
    »Ihre Schafe?«
    »Nein.«
    »Mr. Calendars Schafe?«
    »Nein. Für uns war es nur Spaß.«
    Der Anklagevertreter rief den nächsten Zeugen auf, Clyde Delvin, einen Sprengmeister. »Ja also, Präriehunde gab's keine mehr, und Coyoten auch nicht mehr viele, und der Floyd, der wollte ja was Sportliches machen, und da kam er auf die Klapperschlangen oben auf den Spitzkuppen. Wir kauften uns kleine Dynamitstäbe und warfen sie in die Baue hinein. Eine ganze Menge ging so drauf, aber am meisten Spaß machte es doch, mit der Flinte dabeizustehen und sie abzuknallen, wenn sie herausgekrochen kamen. Aber was die Leute veranlaßte, ihr gutes Geld dafür zu zahlen, daß sie mitmachen durften, war was anderes, sie wollten sehen, wie Floyd mit den Schlangen fertig wurde. Er machte das sehr geschickt. Er nagelte sie mit einem gegabelten Stock am Boden fest, nahm sie beim Schwanz und knallte mit dem Biest wie mit einer Peitsche, bis der Kopf davonflog. Ich war selbst dabei, wie er einmal sechzehn Schlangen hintereinander so erledigt hat. Die anderen trauten sich nicht

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