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Colorado Saga

Titel: Colorado Saga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James A Michener
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einmal an eine 'ran. Ich? Ich gehe ihnen nicht in die Nähe.«
    Der Staatsanwalt ging nun auf den ersten Anklagepunkt ein und rief Hank Garvey, den Piloten eines kleinen, in Fort Collins stationierten Flugzeugs, in den Zeugenstand. »Wann begann nach Ihrem Wissen Mr. Calendar zum ersten Mal sich mit den Adlern zu befassen?«
    »Das ist jetzt fünf Jahre her, da flogen wir zusammen, Calendar und ich, und sahen einen Adler in einiger Entfernung von einem abgestorbenen Baum abheben. Wir sahen ihm eine Weile beim Fliegen zu, und Floyd sagte: >Verdammt noch mal, Hank, wenn einer ein bißchen aufpaßt, könnte er dem Adler doch leicht auf der Spur bleiben und ihn runterknallen.< Und dann werkten wir eine ganze Woche in der Luft 'rum, um zu sehen, ob wir Adler aufspüren und sie einkreisen könnten, und stellten fest, daß es kinderleicht war. Adler fliegen nämlich gar nicht so schnell, wie man immer meint.«
    »Und wann wurde diese Idee... ich meine, wer kam auf die Idee, ein Geschäft daraus zu machen?«
    »Das ergab sich von selbst. Floyd und ich, wir kennen ja viele Jäger, wo er doch Bergführer war und so, und wir wußten, wie schwer es für einen Jäger ist, einen Adler zur Strecke zu bringen. Da gab es wirklich gute Schützen, die seit Jahren davon träumten, ohne einem
    Adler auch nur in die Nähe gekommen zu sein, geschweige denn einen erlegt zu haben. Und das ärgerte diese Leute, die den Kopf von einem afrikanischen Rhinozeros und von einem indischen Tiger an der Wand hatten, aber nicht ihren eigenen Wappenvogel. Da war ein weißer Fleck an der Wand, und dagegen wollten sie unbedingt was tun, denn richtig präpariert und ausgestopft sieht nichts so gut aus wie ein Weißköpfiger Seeadler.«
    »Wann begannen Sie mit der kommerziellen Auswertung? Ich meine, wann hatten Sie Ihren ersten Kunden?«
    »Als wir wieder mal so 'rumflogen, kamen wir ganz nahe an einen großen Vogel heran, und Floyd rief: >Mensch, da braucht einer ja gar nicht zu zielen! Er braucht nur das Gewehr hinzuhalten, und schon hat er ihn.< Und da trafen wir diesen Mann aus Boston. Der hatte schon alles in seinem Jagdzimmer außer einem Adler. Er hatte sogar einen Kodiakbären und war so hungrig nach einem Adler, daß ihm der Speichel förmlich aus dem Mund lief. >Ich glaub' nicht, daß man auf diese Weise zu einem Adler kommen kann< sagte er zu Floyd, bevor wir abflogen, >aber wenn Sie mir einen vor den Lauf bringen, bekommen Sie fünfhundert Dollar.< Dann drehte er sich zu mir und sagte >Und für Sie wird auch noch eine Kleinigkeit abfallen.< Na, und da mußten wir wohl einen Adler aufspüren.«
    »Und haben Sie einen aufgespürt?«
    »Wir kreuzten eine Weile westlich von Fort Collins und fanden nichts. Und dann trieben wir so allmählich zum Rocky Mountain National Park hinunter und kamen da plötzlich auf einen großen schönen Vogel. Der Bostoner wollte gleich losknallen, aber wir wollten ihn nicht über dem Nationalpark abschießen. Wenn wir dann gelandet wären, um ihn abzuholen, hätte es Schwierigkeiten geben können. Ich riß also das Steuer herum und drängte den Adler langsam nach Norden ab, und sobald ich Ackerland unter uns sah, ging ich ganz nahe an ihn heran. Der Adler und die Maschine flogen etwa gleich schnell, und man hätte glauben können, der Vogel würde stillstehen. Und da machten wir einen großen Fehler bei unserem ersten Versuch. Ich war zu nahe. Wir hätten den Adler mit einem Besenstiel erschlagen können. Und wie der Bostoner dann losknallte, löste er den Adler praktisch in seine Bestandteile auf. Wir brauchten eine gute Stunde, um die einzelnen Teile zusammenzusuchen, und als wir sie dann zu Gundeweisser brachten, das ist der Tierpräparator, guckte der sich den Haufen an und fragte: >Wie wollt ihr's denn haben, als Ente oder als Adler? Ihr braucht's nur zu sagen.< Es war ein wahres Meisterstück, was er da produzierte. Ein richtiger Wappenadler mit vorspringenden Krallen und funkelnden Glasaugen. Der Bostoner war begeistert und schickte uns das Bild, das Sie da vor sich liegen haben. Wir zeigten es Gundeweisser, und der meinte: >Dieser Adler besteht zu zwei Dritteln aus Plastik, aber das wird der Dummkopf nie erfahren.< Darum hielt ich mit meiner Kiste in der Folge größeren Abstand, um den Vogel mit dem Schuß nicht zu zerreißen.«
    »Wie viele haben Sie von Ihrem fliegenden Schießstand aus getötet?«
    »Etwas über vierhundert, aber Floyd und ich, wir haben keinen einzigen 'runtergeholt. Es waren alles

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