Colorado Saga
Sportler, die unseren Wappenvogel an der Wand haben wollten.«
Präparator Gundeweisser bestätigte diese Zahl. »Die Burschen brachten mir ihre Adler, weil ich den Trick heraushabe, ihnen ein besonders wildes Aussehen zu geben - ausgestreckte Krallen und so. Das konnte ich tun, weil ich mir nur erstklassige Augen aus Deutschland kommen ließ - hartes Glas, das gelb aufblitzt. Ich habe schon mehr als vierhundert Adler präpariert, aber keiner will den Vogel an der Wand haben, wie er wirklich aussieht. Ausgestreckte Krallen
- er muß immer so aussehen, als ob er gerade etwas töten würde.«
Als nächster wurde einer der im Staatsdienst stehenden Naturschützer einvernommen. Er gab an, daß er und seine Kollegen Floyd Calendar eine Zeitlang beobachtet hatten. »Nach dem Aufsehen, das er mit seiner Adlerjagd in der Öffentlichkeit erregt hatte, bekam er kalte Füße, und das Flugzeug zeigte sich nicht mehr am Himmel. Seine nächsten Opfer waren Bären. Die Nachfrage nach Bären war nicht weniger groß als nach Adlern, und er dachte sich eine todsichere Methode aus, um einem Jäger zu einem Bären zu verhelfen.«
»Erklären Sie uns das bitte näher.«
»Er lernte, Bären in einer Falle zu fangen. Er versteht vermutlich mehr von Bären als sonst jemand in Amerika. Zu Beginn der Jagdsaison fing er sich acht oder zehn besonders schöne Exemplare und versteckte sie tief im Wald in Käfigen. Wenn dann so ein Sportjäger aufkreuzte, verlangte Floyd hundert Dollar für die Jagd und weitere zweihundert, wenn der Mann einen Bären erlegte. Er brachte den Kunden in eine von mehreren Jagdhütten im Wald, und etwa eine Viertelmeile von dort hatte er einen der Bären im Käfig. Um fünf Uhr früh schlich er sich hinaus, um den Bären freizulassen, um fünf Uhr fünfzehn fingen er und der Jäger an, das Wild aufzuspüren, und um halb sechs war das Tier tot. Ich habe drei Dutzend solcher Fälle untersucht. Die Jäger hatten keine Ahnung, was Floyd getan hatte. Die Leute zahlten ihre zweihundert Dollar und waren hochzufrieden.«
»Und wie ging das weiter?«
»Es kam gelegentlich vor, daß Floyd einen Bären freiließ, der aber dann eine andere als die erwartete Richtung einschlug und sich nicht mehr aufspüren ließ. Um das zu vermeiden, ging er dazu über, die Bären zwei Wochen bevor sie freigelassen werden sollten nicht mehr zu füttern. Da gab es dann nur wenige
Ausreißer, denn die Tiere hielten sich mit der Nahrungssuche auf, und der Jäger konnte sich heranschleichen und sie abschießen.«
»Wir möchten gern hören, was Mr. Calendar sich als nächstes einfallen ließ.«
»Darüber wird Jagdaufseher Quarry Ihnen berichten.« Ein sehr junger Mann trat in den Zeugenstand. Er hatte eine Anzahl kleiner technischer Geräte mit sich, die der Gerichtsschreiber fein säuberlich mit Nummern versah. »Mr. Calendar war immer noch nicht zufrieden, denn es kam auch jetzt noch vor, daß ihm ein Bär entwischte. Wir haben Beweise dafür, daß er zu seiner neuen Methode durch einen Artikel im >National Geographic< inspiriert wurde, in dem ich über Experimente berichtete, die ich in Kanada angestellt hatte, um das Verhalten der Bären während ihres Winterschlafs zu untersuchen. In diesem Artikel
- ich bedauere jetzt, ihn geschrieben zu haben -erklärte ich, wie wir dem Bären einen Miniatursender einpflanzten, so wie diesen da. Wo der Bär auch immer hinging, er sandte ein Signal aus, das uns seinen jeweiligen Standort verriet. Ich steckte mir einen von diesen Peilempfängern an die Mütze, konnte mich frei bewegen und wußte doch immer, wo die Bären sich aufhielten. Nun, Floyd Calendar kam drauf, wer diese Dinger herstellte, und sooft er einen Bären zur späteren Verwendung fing, hängte er ihm einen von diesen Sendern um den Hals. Kreuzte dann so ein Sportjäger auf, der scharf auf einen Bären war, brauchte Floyd nichts weiter zu tun, als den Bären freizulassen, das Signal zu orten und seinen Kunden, ohne einen Mißerfolg fürchten zu müssen, in die betreffende Gegend zu steuern.«
»Merkte der Jäger nicht, was da gespielt wurde, wenn er vor dem toten Bären stand und das Sendegerät sah?«
»Nein. Denn Floyd ließ den Mann nicht schießen, bevor er, Floyd, nicht auf einen fliegenden Start vorbereitet war. Und während der Jäger noch Freudensprünge aufführte, lief Floyd voran, bückte sich und riß dem Bären mit einer schnellen Handbewegung den Sender vom Hals. Der Kunde merkte nichts.«
Jetzt kam die Reihe an Paul
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