Colorado Saga
Amerikaner kann übersiedeln, wohin er will.«
»Aber nicht nach Colorado«, erklärte Finch, »Das Analogmodell erbringt dafür den Beweis.«
In einem kleinen Raum an der Rückseite des Hauses war eine dreizehn Meter lange und anderthalb Meter hohe gelochte Hartplatte aufgestellt, die sämtliche Aspekte des Flußnetzes in allen Einzelheiten wiedergab. Ein dicker Kupferdraht stellte den Platte dar, eine Anzahl dünnerer die Neben- und Zuflüsse. An sie angeschweißt waren Tausende von elektrischen Widerstandskörpern verschiedener Stärke, die die wasserführenden Eigenschaften des Gebietes wiedergaben. So wie Fels und Stein den Fluß des Wassers durch das Aquifer hemmten, hemmten die Widerstände den Fluß der Elektrizität durch das Modell.
Je vier Widerstandskörper waren mit einem Kondensator verbunden, der die Elektrizität so speicherte, wie poröses Gestein und Dämme Wasser speicherten. Diese komplexe elektrische Anlage reproduzierte alle Attribute des Flusses und des Aquifers, und die Strömungen des Wassers im Flußnetz spiegelte sich in allen Einzelheiten in dem Modell.
»Aber wie steht es mit dem Abfluß?« erkundigte sich. Garrett. Schneider erklärte es ihm: »Sehen Sie diese kleinen Lämpchen, die über die ganze Fläche verstreut sind? Und diese kleinen Widerstände? Sie zapfen Elektrizität ab, so wie Bewässerungskanäle und Brunnen Wasser abzapfen.«
»So sieht der Platte heute aus«, sagte Finch, während Garrett das Modell aufmerksam betrachtete. »Aber wir können Ihnen auch zeigen, wie es in fünf Jahren aussehen wird, wenn die Nachfrage nach Wasser weiter ansteigt. Schauen wir uns jetzt einmal an, wovor Harry Welch uns mit seinen roten Linien warnen wollte.«
Die Eingangsenergie wurde konstant gehalten und eine große Lampe angedreht, die den zunehmenden Bedarf der neu hinzugekommenen Bewohner darstellte. »Beobachten Sie den Oszillographen«, sagte Finch.
Auf einem Leuchtschirm neben dem Modell wurde nun die Wirkung der erhöhten Nachfrage in graphischer Form sichtbar, eine Schattenlinie, die das gleichmäßige Strömen des Flusses bildlich wiedergegeben hatte, senkte sich auffällig und zeigte eine deutliche Vertiefung. »Es beweist, was wir vorausgesagt haben«, erläuterte Finch. »Betrachten Sie den Unterlauf. Da gibt es bereits Engpässe.«
»Jetzt wollen wir auch die Nachfrage der Industrie erhöhen«, schlug Schneider vor und drehte weitere Lampen an. Die Schattenlinie fiel in gefährliche Nähe des unteren Schirmrandes.
»Wenn dieser Punkt einmal erreicht ist, bekommt das die Landwirtschaft schon kräftig zu spüren«, betonte Finch.
»Schalten wir jetzt fünf Jahre Trockenheit dazu«, sagte Schneider, »wie wir sie ja schon oft gehabt haben.«
Statt neue Lampen anzuzünden, um verstärkte Nachfrage darzustellen, wurde die Stromzufuhr vermindert, um geringere Schnee- und Regenfälle wiederzugeben. Die Schattenlinie verschwand. Der Platte floß nicht mehr.
Die Anlage wurde abgeschaltet. »Da sehen Sie es«, sagte Finch. »Wenn wir eine Zunahme der Bevölkerung zulassen, neue Industrien ansiedeln und das Aquifer mit Pumpen und Brunnen erschöpfen, zerstören wir unseren Staat. Das zu verhindern, Garrett, ist Ihre Aufgabe.«
»Gibt es noch Alternativen?« fragte Garrett.
»Ja, aber Sie müssen sie den Wählern handgreiflich vor Augen führen. Wenn wir zum Beispiel der Landwirtschaft weiter Wasser entziehen, werden die Zwiebeln zehn Dollar das Stück kosten.«
Auf der Heimfahrt machte sich ein recht ernüchterter Garrett Gedanken über sein neues Amt als Wahrer der Naturschätze. »Ich dachte, meine Tätigkeit würde darin bestehen, für reine Luft zu sorgen. Jetzt muß ich mich auch darum kümmern, daß die Bevölkerung von Colorado genügend Trinkwasser bekommt. Und sobald die Bodenexperten ihre Schulungskurse beendet haben, wird es wohl meine Hauptaufgabe sein, sicherzustellen, daß wir genügend Land für den Ackerbau haben. Es wird alles knapp.
Wir haben die Tatsache vergessen, daß unsere Existenz schon immer auf einem recht unstabilen Gleichgewicht begründet war, und wenn wir jetzt nicht alle Komponenten absichern, brechen wir zusammen. Ich habe meinen Urgroßvater Jim Lloyd nie gekannt -er starb noch vor meiner Zeit. Aber mein Großvater Beeley hat mir oft erzählt, wie sehr er das Land liebte und wie sehr er darauf bedacht war, nie das Gleichgewicht zu stören. Er ließ auch nicht einen einzigen Ochsen auf einem Feld grasen, das durch zu starkes Abweiden Schaden
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