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Colorado Saga

Titel: Colorado Saga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James A Michener
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Motels im maurischen Stil, grelle Neonlichter, Abfall im Rinnstein, die ganze alberne Architektur, und überall die freche Beleidigung guten Geschmacks und gesunder Urteilskraft. Selbst der unter enormem Aufwand errichtete Skihang war verschmutzt. Im Winter lagen steifgefrorene Papierreste von Zuckerwerk im Schnee. Im Sommer vermischten sie sich mit rostigen Bierdosen.
    »Da ist nichts zu machen. Da ist Hopfen und Malz verloren. Sehen Sie nur, wie idiotisch die Straße x-mal den Fluß überquert. Man kann ihn nicht einmal mehr sehen. Man könnte dieses Tal nur retten, wenn man riesige Hubschrauber mit großen Schleppnetzen tagelang drüberfliegen ließe und es mit Erde anfüllte. Dann könnten wir wenigstens hoffen, daß der abtragende Fluß in ein paar hundert Jahren wieder etwas Liebliches hervorbringt.«
    Das Ärgste sollte noch kommen. Eine Gruppe von Herren, die Blue Valleys Motels und Gaststätten vertraten, erwartete Garrett, um mit ihm ihre Pläne zu diskutieren.
    »Was uns vorschwebt«, sagte der Sprecher der Gruppe, »das sind szenische Darstellungen, die unsere Gäste inspirieren und ihnen nahebringen sollen, wie es im Westen einmal war. Da steht dieses Haus auf der Hauptstraße. Wir hängen eine falsche Fassade vor und machen daraus eine Wells-Fargo-Poststation. Jeden Tag pünktlich um zwölf Uhr mittags werden Banditen die Postkutsche überfallen - wir haben da acht
    Cowboys, die das zu einem annehmbaren Preis machen -, anschließend gibt es eine tolle Schießerei, die fünf Minuten dauert. Jeff, erkläre Mr. Garrett das mit dem Hängen.«
    »Ja, also wir haben uns ausgerechnet, daß es keine hundert Dollar kosten wird, einen Galgen zu errichten - da drüben, wo es genügend Parkplätze gibt. Und täglich um drei Uhr nachmittags sollen Louie der Lump und Bella Beagle gehängt werden. Wir wissen natürlich, daß die Hinrichtung in Wirklichkeit vier Meilen stromaufwärts stattfand - sie hatten widerrechtlich den Grubenanteil eines anderen in Besitz genommen, und eine Hure war sie außerdem -, aber es wird sich wohl niemand aufregen, wenn wir die Sache hier in die Stadt verlegen.
    Der Höhepunkt kommt dann abends um sieben. In der Kneipe bringen wir bei Sonnenuntergang >Die Erschießung der Brüder Pettis<. Wir haben uns mit Floyd Calendar in Verbindung gesetzt, und er hat sich bereit erklärt, die Rolle seines Großvaters zu spielen -Amos Calendar, der die tödlichen Schüsse abgab.« »Sagen Sie«, wandte sich der Besitzer eines Motels an Garrett, »war nicht auch einer aus Ihrer Familie dabei?«
    »Ja. Und ein Brumbauch auch.«
    »Glauben Sie, wir könnten Sie und Brumbauch überreden, am Jahrestag zusammen mit Floyd Calendar wild um sich schießend die Hauptstraße herunterzureiten? Damit kämen wir bestimmt ins Fernsehen.«
    Die gräßlichen Vorschläge nahmen kein Ende - die Huren, die Morde, der Bankraub, die durchgegangene Postkutsche. Garrett hörte zu und fragte sich, ob diese Leute auch nur einen Schimmer von der wirklichen Geschichte des Westens hatten. Glaubten sie wirklich, sie hätte nur aus Verbrechen und Gewalttaten bestanden? Wußten sie nicht, daß ganz gewöhnliche Männer und Frauen den Westen besiedelt hatten, die die Exzesse, die diese Herren feiern wollten, zutiefst bedauert hatten? Jim Lloyd hatte eine kurze Notiz über seine Teilnahme an der Suche nach den Pettis hinterlassen.
    »Seit damals habe ich keine Feuerwaffe mehr angerührt. Selbst eine Klapperschlange zu erschießen war mir verhaßt. Ich empfehle allen meinen Nachkommen, sich von Schußwaffen fernzuhalten, denn ich habe die Überzeugung gewonnen, daß ihnen mehr gute als schlechte Menschen zum Opfer fallen.« Beim Mittagessen brachte das Komitee die einzige gute Idee aufs Tapet. »Wir haben uns das bis zum Schluß aufgehoben«, sagte der Sprecher, »weil wir wissen, daß es Ihnen gefallen wird. Wir werden große Anschlagtafeln auf allen Straßen errichten, die in die Stadt führen. Darauf werden wir die Touristen einladen: >Kommt nach Blue Valley und eßt, wie die Pioniere gegessen haben.<« Er schnalzte mit den Fingern, und die Köche kamen mit ihren Spezialitäten. Sauerteigbrot, Bohnen und Zwiebeln, Maiskuchen und Elchfleisch.
    Die Idee hatte ihre Meriten, und Garrett wollte seine Gastgeber nicht entmutigen. Eine solche Mahlzeit, in ländlicher Umgebung auf rotkariertem Wachstuch serviert, würde bei den Touristen Anklang finden. Die anderen Vorschläge erschienen ihm durch die Bank anstößig und ungehörig, und

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