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Colorado Saga

Titel: Colorado Saga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James A Michener
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Steigen. Und wissen Sie, was dann passiert?«
    Garrett war bereits vor einiger Zeit zu der Einsicht gelangt, daß die Viehzucht in Colorado keine Chance mehr hatte. Und weil er bisher noch nicht überlegt hatte, wo es weitergehen sollte, hörte er aufmerksam zu, als Brumbauch fortfuhr: »In ein paar Jahren werden wir den Großteil unserer Rinder auf billigem Land halten... in Indiana etwa... wo wir damit rechnen können, laufend mit Futter beliefert zu werden. Andererseits habe ich mir sagen lassen, daß Baumwollkuchen sich gut zur Fütterung von Herefords eignet. Könnte sein, daß ich meinen ganzen Betrieb nach Georgia verlege... oder nach Alabama.«
    Garrett war von der Leichtigkeit beeindruckt, mit der Brumbauch von einer Alternative zur anderen sprang, ohne sich dabei von Gefühlen lenken zu lassen. Er, Garrett, war dazu nicht fähig. Wenn die Zeit kam, wo es sich nicht mehr auszahlte, Herefords zu züchten, würde sich sein Leben grundlegend ändern. Von solch düsteren Gedanken an den sich ewig wandelnden Strom des Lebens bewegt, setzte er Brumbauch vor seinem Viehhof ab und steuerte seinen Wagen nach Norden.
    Mittwoch sah Paul sich genötigt, einer unangenehmen Verpflichtung nachzukommen, die er schon seit Wochen immer wieder hinausgeschoben hatte. Jetzt mußte er den Leuten, die es anging, einmal die Meinung sagen.
    Kurz nachdem er zum Vorsitzenden des Exekutivausschusses für die Hundertjahrfeier bestellt worden war, hatte ihn eine Abordnung aus Blue Valley im Herzen der Rocky Mountains besucht und ihm einen sorgfältig ausgearbeiteten Plan vorgelegt, der darauf abzielte, dieses historische Gebiet zu einem Mittelpunkt der Feiern zu machen. Schon bei der ersten Durchsicht dieser Vorschläge hatte ihn ihr falscher, billiger Prunk und die Art, wie sie gerade die unrühmlichsten Aspekte und Episoden in der Geschichte Colorados hochspielten, vor den Kopf gestoßen, und als ihm in den folgenden Tagen weitere Einzelheiten zu Gehör kamen, war er geradezu empört gewesen. Die Bürger von Blue Valley schienen sich nicht darüber klar zu sein, daß ein bedeutender Bundesstaat und eine noch bedeutendere Nation 1976 die Tage ihrer Gründung feiern würden, und was diesem Anlaß entsprach, das war ein neuerliches Bekenntnis zu den Prinzipien, denen sie ihre Bedeutung verdankten. In Blue Valley planten sie einen Karneval.
    Übelgelaunt fuhr er in die Berge, um die häßlichste Stadt Amerikas zu besuchen. Als er nach steiler Auffahrt den Gipfel erreicht hatte und ins Tal hinabblickte, fühlte er sich genötigt, seine Gedanken festzuhalten.
    »Das war einst eine der lieblichsten Landschaften Nordamerikas. Der Fluß war kristallklar und von Bibern besiedelt. Wälder bedeckten diese kahlen Hänge. Elche bevölkerten in großer Zahl das Tal, und die Berge standen wie Wachtposten zu seinem Schutze bereit. Meine Vorfahren entdeckten es, und der alte Indianer, von dem ich Ihnen erzählt habe, fand hier Gold.
    Vermutlich    gibt es    auf    der ganzen    Welt keine
    Landschaft,    so lieblich sie    auch    sein mag, die dem
    Ansturm der Massen gewachsen wäre, wenn sie Gold oder Öl entdecken. Welch scheußliches Bild! Keine Bäume, ein verschmutztes Gewässer, kein freies Naturleben außer verwilderten Hunden, die von den Sommergästen hier zum Krepieren ausgesetzt werden. Das verrottende alte Varietetheater, die vom Einsturz bedrohte Eisenbahnbrücke - und diese gottverdammten Neonlichter.«
    Die Stadt war ein Schandfleck gewesen, bevor der erste offene Abwasserkanal in der Hauptstraße verlegt worden war. In einem Staat, der seine edelsten Schätze so oft besudelt hatte, nahm, was die gewissenlose Zerstörung der Natur anging, Blue Valley eine Spitzenposition ein.    Die    Stadt    bot keine
    Merkmale,    die den    Besucher    hätten    versöhnlich
    stimmen können, außer jenen, die als stumme Zeugen menschlicher Habgier und Unempfänglichkeit für das Schöne die Jahre der Verwüstung überdauert hatten. »Niederbrennen müßte man diese Kloake«, murmelte
    Garrett vor sich hin, als er die Stadtmitte erreichte. Dann trat er auf die Bremse, und während er hier und dort ein altes Gebäude entdeckte, das man vielleicht herrichten könnte, um glotzäugigen Touristen eine Attraktion zu bieten, überdachte er das Problem von neuem.
    Traurig musterte er die gräßlichen modernen Auswüchse, die der Stadt ihren Stempel aufdrückten -Würstchenbuden in Form von Würstchen gestaltet,

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