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Colorado Saga

Titel: Colorado Saga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James A Michener
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hätte nehmen können. Zu dieser Art von Verantwortlichkeit gegenüber dem Land müssen wir zurückkehren. Wenn ich daran denke, daß es den Bürgern dieses Staates vollkommen gleichgültig war, daß Floyd Calendar Adler und Bären und Truthühner abschoß - einfach so, nur um ein paar Jäger aufzugeilen...«
    Dienstag, den 20. November, waren es die Rübenbauern und die Finanziers, denen der Spiegel vorgehalten wurde. Die entscheidende Tagung der Central Beet fand in Denver statt. Paul Garrett und Harvey Brumbauch nahmen als Vorstandsmitglieder daran teil und saßen in düsterem Schweigen, als die enttäuschenden Zahlen genannt wurden.
    »Für die Rübenindustrie«, leierte der Vorsitzende seine Rede herunter, »ist eine schlimme Zeit angebrochen. So viele Leute mit so vielen Interessen trachten nach dem Land, daß der Bauer es sich einfach nicht leisten kann, es dem Rübenbau vorzubehalten. Er muß an die Makler verkaufen, die Grundstücke in Bauplätze aufteilen und neue Städte für die Zuwanderer aus dem Osten errichten. Aber selbst wenn er an seinem Land festhält, er findet ja niemanden, der auf seinem Feld arbeitet oder im
    Herbst die Ernte einbringt.« Er fuhr mit seiner schmerzlichen Litanei fort, bis er die naheliegende Schlußfolgerung zog: »Und so, meine Herren, bleibt uns keine andere Wahl, als die Fabrik in Centennial zu schließen. Wir werden kein Geld dabei verlieren, denn ein Bauunternehmer hat uns ein äußerst günstiges Angebot gemacht. Er wird dort siebenundneunzig Häuser im Kolonialstil errichten.«
    Harvey Brumbauch meldete sich als erster zu Wort. Als Eigentümer eines großen Viehhofes, wo die Jungrinder gemästet wurden, war er auf Pulpe und Melasse für die Fütterung angewiesen. Nun würde er sich anderweitig umsehen und die zusätzlichen Frachtkosen schlucken müssen.
    Der Vorsitzende hörte ihm aufmerksam zu. »Die Zeit ist vielleicht nicht mehr fern«, sagte er, »da die Viehindustrie sich gezwungen sehen wird, Colorado zu verlassen. Unser Staat ist so schön, und so viele Menschen möchten hier leben, daß ich daran zweifeln muß, ob Rancher wie Paul Garrett ihre Viehwirtschaften noch lange rentabel führen werden können. Eine Epoche geht zu Ende, meine Herren. Wir sind nur die ersten, die das zu spüren bekommen.«
    Der Vorsitzende sprach es nicht aus, aber es waren sich alle darüber klar, daß der erste Punkt auf der Tagesordnung bei einer der nächsten Sitzungen, vielleicht schon in drei Jahren, lauten würde: »Sollen wir die Gesellschaft nicht überhaupt auflösen?«
    Es war für Garrett unverständlich, daß dieses gewaltige Unternehmen, das einmal ganz Colorado beherrschte - »Wir leben und atmen, wie Central Beet es uns vorschreibt«, hatten die Bauern gesagt -, vor dem Zusammenbruch stehen sollte. Noch 1936 hatte Central Beet Banken, Schulen, Aufsichtsbehörden und Polizeistationen Vorschriften gemacht, die nicht mißachtet werden durften. Für Tausende von Bauern und kleinen Geschäftsleuten war Central Beet Colorados starker Arm gewesen. Den Sturz eines
    Giganten miterleben zu müssen, war schmerzlich.
    »Was haben wir schlecht gemacht?« fragte Garrett Brumbauch auf der Heimfahrt.
    »Wir haben der Beziehung zwischen Land und Menschen nicht genug Aufmerksamkeit geschenkt«, antwortete Brumbauch. »Ich war mir des Problems schon bewußt, als ich meinen Viehhof einrichtete. Was tue ich? Ich hole mir die Jungrinder von der Weide, sammle sie zu Herden, mäste und verkaufe sie. Na, damit scheint es nun Schluß zu sein. Wissen Sie, was ich glaube?«
    Garrett musterte den Mann, der neben ihm saß. Wie sein Urgroßvater Potato besaß auch Harvey einen regen, schöpferischen Geist, der immer willens war, neue Möglichkeiten zu untersuchen. »Ich habe so eine Ahnung«, fuhr er fort, »daß wir das Vieh schon bald so züchten werden, wie sie das neuerdings mit den Hühnern machen. Die Tiere kommen mit der Wiese gar nicht mehr in Berührung. Sie leben von ihrer Geburt bis zum Tod in hygienischen Koben. Die neuen Cowboys werden Akademiker aus der Stadt sein. Sie werden weiße Schürzen tragen und den Dung zu Briketts gepreßt wegschaffen.«
    Von der Vision einer Zukunft angeregt, obwohl sie ihm Härte und Schwierigkeiten bringen würde, spann Brumbauch seine Gedanken weiter: »Die Zeit wird kommen, wo wir es uns nicht mehr leisten werden können, in Colorado Rinder zu halten. Zuerst werden unsere Leute nach Wyoming und Montana ausweichen, aber dort sind die Grundpreise auch schon im

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