Colorado Saga
Gruppe, die jetzt von Springender Schlange angeführt wurde, gehörten dem südlichen Teil an, und wenn ihre Streifzüge sie auch manchmal weit nordwärts bis in das Territorium der Crow führten, kehrten sie doch immer in das einladende Gebiet zwischen dem nördlichen und dem südlichen Platte zurück, um ihre Tipis in der Nähe der Rattlesnake Buttes aufzuschlagen. Es wäre allerdings falsch, anzunehmen, daß sie dort ihren festen Wohnsitz hatten. Sie waren Nomaden, Jäger, die den Wanderungen des Bisons folgten. In manchen Jahren lagerten sie niemals näher als hundert Meilen von den Rattlesnake Buttes entfernt, in anderen wiederum zogen sie weit nach Süden bis an den Arkansas. Sie hatten kein Zuhause, sie hatten lediglich eine große Bisonherde, der sie überallhin folgten und einige Gruppen dieser Herde wanderten eben von Zeit zu Zeit hinauf zu den saftigen Weidegründen zwischen dem nördlichen und dem südlichen Platte, woraufhin die Arapaho das gleiche taten.
Dieses ständige Umherwandern, dessen Ausmaß, seitdem sie die Pferde erbeutet hatten, sogar noch zugenommen hatte, brachte eine unerwartete Folge mit, die den Arapaho einiges Kopfzerbrechen bereitete. Der Schlitten, jene primitive, aber praktische Erfindung zum Transportieren von Gegenständen, wurde jeweils aus zwei Stangen gebaut, die man sonst als Stützen des Tipi verwendete. Doch wenn sie Meile um Meile über rauhes Gelände geschleppt wurden, schliffen sich die Enden allmählich ab, so daß die Stangen nicht mehr lang genug waren, um beim Tipi-Bau Verwendung zu finden. Höchstens die Pawnee hätten sie noch benutzen können, denn die bauten ihre Tipis niedrig, die Arapaho jedoch bevorzugten schlanke, sehr hohe Tipis, deren Grundfläche nicht allzu groß war und die sich zur Spitze hin verjüngten. Dafür waren lange Stangen erforderlich.
Aber woher nehmen? Die Arapaho lebten häufig achtzehn Monate lang auf der Prärie, wo es weit und breit keinen einzigen Baum gab. Und wenn sie an einem Platz wie bei den Rattlesnake Buttes Bäume fanden, dann nur solche, deren Stämme und Äste weder lang genug waren noch gerade verliefen.
Also mußten sie die Tipi-Stangen durch Tauschhandel erwerben. Im Norden gab es Indianer, die einem Pawnee für ein Pferd neun kurze Stangen gaben. Da die Arapaho jedoch längere und bessere Stangen brauchten, erhielten sie für ein Pferd nur sieben.
Allerdings fanden sie das gerecht, denn für die Arapaho war das Tipi Zentrum des Lebens.
Im Jahre 1788, als der Lahme Biber einundvierzig Jahre alt war und als einer der weisesten Männer des Stammes galt, stellte er zu seinem Ärger fest, daß die drei Hauptstangen seines Tipi abgeschliffen waren und dieses dadurch nicht mehr die schöne, hochragende Form hatte. Er war unglücklich, denn schon seit vielen Jahren, seitdem er sich entschlossen hatte, innerhalb des Stammes keine hohe Stellung anzustreben, war sein Tipi für ihn eine besondere Quelle der Freude gewesen. Es war zwar nicht das größte im Lager, auch nicht das am reichsten geschmückte - es gab andere, die wesentlich auffallenderen Schmuck aufwiesen -, aber es war das gemütlichste.
Nach einem langen Treck legte er sich gerne hin und sah seiner Frau beim Aufschlagen des Tipi zu, denn sie tat dies mit großem Geschick und einer gewissen Anmut, so als wäre es ein religiöses Ritual. Zuerst nahm sie die drei Hauptstangen und legte die dort auf den Boden, wo das Tipi stehen sollte. Dann band sie die dünnen Enden ungefähr einen Meter unterhalb der Spitze mit weichen Riemen aus Hirschleder zusammen. Auf diese Weise erhielt sie einen Dreifuß, den sie aufrichtete, wobei sie die dickeren Enden der drei Stangen möglichst weit voneinander entfernt tief in den Boden rammte. Nun nahm sie etwa ein Dutzend anderer Stangen, kürzer und nicht so gerade, die sie ebenfalls in den Boden rammte, wobei sie ihre Spitzen an jener Stelle gegen die Hauptstangen lehnte, wo diese miteinander verbunden waren. Nun hatte sie das Gerippe ihres Tipi fertig, die Basis fest im Boden verankert, die Spitze hoch in die Luft aufragend. Ihre nächste Aufgabe bestand darin, dieses Gestell mit gegerbten Bisonfellen zu umwinden, eine Arbeit, zu der sie die Hauptstangen bis in halbe Höhe emporklettern mußte.
Sie ließ dem Fell seinen natürlichen Fall, drapierte es gleichmäßig über die Stangen und gab acht, daß die Öffnung, durch die man das Tipi betrat und verließ, möglichst genau nach Osten zeigte. Ein in eine andere Himmelsrichtung
Weitere Kostenlose Bücher