Colorado Saga
zu können, der Lahme Biber und Pappelknie waren jedoch so ungestüm und so wild, daß sie durch normale taktische Kniffe nicht aufgehalten werden konnten. Also gab er einem der Männer, die ein Gewehr hatten, das Zeichen zum Feuern.
Ein lauter Knall, eine dicke Rauchwolke, und Pappelknie fiel mit zerrissener Brust vom Pferd. Der Lahme Biber, der den Sturz seines Freundes mit angesehen hatte und an dem hervorsprudelnden Blut erkannte, daß er tot war, riß sein Pferd herum und ritt auf den Pawnee zu, der geschossen hatte. Dieser war so mit seinem Gewehr beschäftigt, daß ihm keine Zeit mehr blieb, sich zu wehren. Der Lahme Biber beugte sich weit aus dem Sattel, packte das rauchende Gewehr mit beiden Händen und entriß es seinem Besitzer. Sein Tempo trug ihn weit aus dem Halbkreis heraus zu seinen eigenen Männern zurück.
»Ich habe eins!« rief er, das Gewehr in der Luft schwenkend.
Jetzt sammelten sich die Arapaho der linken Flanke und begannen einen konzentrierten Angriff auf die Pawnee, die sich langsam, aber endgültig zurückzogen, noch einen Gewehrschuß abgaben und sowohl die acht Pferde als auch das Tier von Pappelknie mit über den Platte zurücknahmen.
Die Schlacht war nicht sehr erfolgreich gewesen. Die Arapaho hatten neun gute Pferde verloren, was sie sich eigentlich nicht leisten konnten, und außerdem war Pappelknie tot, ein tapferer Mann mit vielen Heldentaten. Die Pawnee waren zurückgeschlagen worden, hatten zwei Mann verloren und ein kostbares
Gewehr preisgeben müssen.
Der Lahme Biber schickte einen Boten über den North Platte, der den Häuptlingen melden sollte, sie könnten jetzt ruhig alle zu den Rattlesnake Buttes zurückkehren. Während sie auf den Stamm warteten, der hier wieder seine Tipis aufschlagen würde, untersuchten sie neugierig das Gewehr. Eisen kannten sie ja bereits, einige besaßen sogar Eisenmesser, doch in so großer Menge und so schon bearbeitet war ihnen dieses Metall noch nicht unter die Augen gekommen. Sie suchten Kiesel, die in den Lauf paßten, und folgerten daraus, daß diese zu den so gefürchteten tödlichen Geschossen wurden.
Sie schnitten Pappelknies Brust auf, um festzustellen, woran er gestorben war, und die Form des Geschosses bestätigte ihre Folgerung. Mit dem Zündmechanismus konnten sie nichts anfangen, so etwas Kompliziertes ging über ihren Verstand. Doch ein Krieger legte seinen Finger an den Abzug und meinte, hier sitze das Geheimnis. Sie hatten ein Gewehr. Sie wußten zwar nicht genau, was sie damit anfangen sollten, aber sie waren keine Außenseiter mehr.
In diesem Gefecht hatten fünfzehn Pawnee gegen acht Arapaho gekämpft, und als es an das Zählen der Berührungen ging, waren alle damit einverstanden, daß dem Lahmen Biber eine zugesprochen wurde, weil er den Pawnee, der das Gewehr hielt, berührt hatte. Doch am selben Abend noch verlor der Lahme Biber allen Ruhm, den er geerntet hatte, denn als er Blaues Blatt beim Aufstellen des Tipi half, hörte er dicht neben seiner Frau ein unheilverkündendes Rasseln. Eine riesige Klapperschlange lag da zusammengerollt und zum Zustoßen bereit. Blitzschnell und rein instinktiv sprang er auf das ekelhafte Tier zu und schlug mit dem neu eroberten Gewehr darauf ein.
Es gelang ihm, das giftige Reptil beiseite zu schleudern, er sah aber, daß es noch immer zustoßen konnte, und schlug darum weiter darauf ein, wieder und wieder, bis es reglos ausgestreckt im Sand neben dem Tipi liegenblieb.
Sofort sammelten sich Neugierige, die die Kampfgeräusche gehört hatten, und eine Frau rief laut: »Der Lahme Biber hat eine große Schlange getötet!« Ein aufmerksamer Junge jedoch stellte daraufhin fest: »Er hat den Stock, der spricht, zerbrochen.«
Stumm versammelten sich die Krieger im Licht des Sonnenuntergangs und starrten den Lahmen Biber an, der immer noch dastand und das Gewehr am Lauf hielt, dessen Kolben und Zündmechanismus hoffnungslos zerstört waren.
6. Neue Stangen für das Tipi
Die Arapaho waren auf den Bison angewiesen und wurden selber wie die Bisons. Genau wie diese zotteligen Tiere teilten sie sich in zwei Horden, von denen die eine sich auf die Ebene nördlich des North Platte, die andere auf die Prärie südlich des South Platte konzentrierte, so daß sich die Arapaho allmählich zu zwei verschiedenen Stämmen entwickelten, dem Nord- und dem Südstamm, von denen sich der erstere auf das Flachrohr verließ, während der letztere das Heilige Rad verehrte.
Der Lahme Biber und seine kleine
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